Die Euthanasie beim Pferd stellt in den meisten Fällen nicht nur für den Besitzer, sondern auch für das Pferd und nicht zuletzt für den Tierarzt selbst eine schwierige Situation dar, die nicht einfach zu meistern ist. Er muss mit einem hohen Maß an Professionalität und Sorgfalt im Sinne des Tierwohls agieren und dabei dem Besitzer und Angehörigen mit viel Empathie begegnen. Vor diesem Hintergrund war es Ziel dieser Arbeit die Auswirkungen einer Euthanasie auf den betroffenen Besitzer, das Pferd und den ausführenden Tierarzt näher zu untersuchen, um eine Empfehlung für eine sichere und stressfreie Euthanasie geben zu können. In dieser Studie wurde bei 40 Pferden die Herzfrequenzvariabilität vor und während der Euthanasie gemessen und die Serumkortisolwerte prä- und postmortal bestimmt. Neben Untersuchungen zur Euthanasie in der Klinik wurden die Stressparameter im Blut von 20 Schlachtpferden auf dem Schlachthof Mecke GmbH und Co. KG in Werne gemessen. Zur Stressevaluierung wurden der Kortisol-, Laktat-, und Glukosewert nach der Schlachtung im Blut bestimmt. Zusätzlich wurden Fragebögen für Pferdebesitzer und Tierärzte konzipiert. Der Fragebogen für Pferdebesitzer wurde auf der Homepage der Reiter Revue International mit dem Aufruf zur Teilnahme veröffentlicht. Der Fragebogen für Tierärzte wurde per E-Mail an verschiedene Pferdekliniken verschickt. Es nahmen acht deutsche Pferdekliniken und jeweils eine Klinik aus Belgien, Österreich und England an der Umfrage teil. Anhand der Ergebnisse ließ sich bei den 40 euthanasierten Pferde insgesamt ein signifikanter Anstieg (p = 0,001) des Kortisolwertes im Blutserum nach der Euthanasie feststellen. Die Auswertung der HFV zeigte eine Dominanz der sympathischen Aktivität in der Vorbereitungsphase der Euthanasie und zum Zeitpunkt der Injektion von Pentobarbital. Des Weiteren wurden signifikant niedrigere (p = 0,04) Kortisolwerte bei den Pferden, die in Anwesenheit ihres Besitzers eingeschläfert wurden, festgestellt. Der Ort der Euthanasie und verwendete Prämedikation wiesen keinen signifikanten Einfluss auf die Stresswerte auf. Pferde, die aufgrund von Kolik eingeschläfert wurden, hatten insgesamt signifikant höhere prä- (p = 0,002) und postmortale (p = 0,001) Kortisolwerte. Der Vergleich der postmortalen Kortisolwerte der euthanasierten Pferde mit den Kortisolwerten der Schlachtpferde zeigte deutlich, dass die Schlachtpferde signifikant (p = 0,019) höhere Kortisolwerte aufwiesen als die euthanasierten Pferde. Bei den Schlachtpferden konnten erhöhte Laktat-, Glukose- und Kortisolwerte nach der Schlachtung festgestellt werden. Ob die Pferde dabei in einem Sammeltransporter oder von ihrem eigenen Besitzer zum Schlachthof gebracht worden sind, hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Stresswerte. Auffällig bei der Auswertung der Tierärztefragebögen war, dass der Ort der Euthanasie, sowie die verwendete Prämedikation zwischen den Kliniken stark variierte. Beachtlich war, dass die Mehrheit der befragten Kliniken T61 (n = 8) als Euthanasiepräparat verwendete. Am häufigsten wurden Muskelzuckungen und tiefe Atemzüge vor dem Einsetzten des Atemstillstandes beobachtet. Die Haupterkenntnis aus den Fragebögen für die Besitzer war, dass die Empathie der in Deutschland praktizierenden Tierärzte insgesamt als gut eingeschätzt wurde. Besitzer, die ihr Pferd in einer Pferdeklinik einschläfern lassen mussten, bemängelten teilweise die Atmosphäre und mangelnde Aufklärung über den Ablauf der Euthanasie. Zudem gaben 45,1 % der Befragten an, das Niedergehen des Pferdes als emotional besonders stressig empfunden zu haben. Des Weiteren zeigte sich, dass die Meinung des Tierarztes einen hohen Stellenwert bei der Entscheidungsfindung bezüglich einer bevorstehenden Euthanasie hat und dass 81,3 % der Besitzer generell eine Euthanasie einer Schlachtung vorziehen bzw. gar nicht über diese alternative Tötungsmethode informiert wurden (66,3 %). Ebenfalls auffällig war, dass 64,8 % der Besitzer angaben, dass die Anwesenheit bei der Euthanasie dabei geholfen hat, über den Verlust des Pferdes hinwegzukommen. Aufgrund der gewonnenen Daten wurde im Zuge dieser Arbeit eine Empfehlung für eine Euthanasie beim Pferd angefertigt. Diese empfiehlt neben der Anwesenheit des Besitzers während der Euthanasie vorab die genaue Aufklärung über den Ablauf. Darüber hinaus sollte der Besitzer auf das eventuelle Auftreten von Begleiterscheinungen wie zum Beispiel Muskelzuckungen, Exzitationen oder „final gasps“ hingewiesen werden. Als Euthanasieprotokolle eignen sich verschiedene Kombinationen. An der Klinik für Pferde, Allgemeine Chirurgie und Radiologie der Freien Universität Berlin Klinik erfolgt die Sedierung mit Xylazin (0,8 mg/i.v.) oder Xylazin (0,8 mg/kg i.v.) und Butorphanol (0,025 mg/kg i.v.). Zur Einleitung in die Narkose wird Diazepam (0,02 mg/kg i.v.) und Ketaminhydrochlorid (2,2 mg/kg i.v.) verwendet. Die Euthanasie sollte danach mit Pentobarbital (80 mg/kg i.v.) erfolgen. Im Rahmen einer Weiterführung dieser Arbeit wäre eine Wiederholung der Studie mit einer größeren Fallzahl zur Verifizierung der Ergebnisse angezeigt. Auch eine Befragung zum Thema Euthanasie der in Deutschland praktizierenden Pferdefahrpraktiker wäre interessant. Des Weiteren gibt es bisher keine Stressmessungen bei Pferden, die zu Hause in gewohnter Umgebung eingeschläfert wurden. Hier würde sich ebenfalls eine Erhebung der HFV und der prä-, und postmortalen Kortisolwerte anbieten. Ansonsten wäre eine Stressmessung beim Pferd während der Euthanasie, unter dem Einsatz verschiedener Präparate, ebenfalls interessant zu untersuchen. Einen weiteren Untersuchungsansatz bietet die Studie von EVANS et al. (1993). Die Autoren beobachteten nämlich weniger Schnappatmung bei Hunden, die sie zusätzlich zu Pentobarbital noch mit Lidocain (4,4 mg/kg) einschläferten. Man könnte in zukünftigen Studien diesen Untersuchungsansatz auch beim Pferd weiterführen, um so eventuell das Auftreten der „final gasps“ zu minimieren. Auch bei den Schlachtpferden könnten weiterführende Untersuchungen anschließen. Neben Verlaufsmessungen der Kortisolwerte wäre die Erhebung der HFV und der anschließende Vergleich mit den Werten der euthanasierten Pferde sinnvoll.
Euthanasia is one of the greatest responsibilities of veterinarian surgeons and should be carried out with the least possible stress for the patient and its owner. Currently there is little knowledge about the amount of stress horses experience during the process of euthanasia. Serum cortisol levels have been used to evaluate the stress response in horses because pain and psychological stress stimulate the hypothalamic-pituitary-adrenal-axis, resulting in cortisol release from the adrenal gland. The heart rate variability is another indicator to evaluate the stress response in horses. The LF/HF quotient can be used as in indicator of an increased tonus of the sympathicus, which would be expected during a stressful or strenuous experience. In this prospective study we examined the cortisol levels and heartrate variabilities during euthanasia as a first attempt to analyse the stress levels our patients experience during this process. Euthanasia was performed in 40 horses and cortisol levels were measured before sedation and after time of death. During euthanasia the heart rate variability were measured. In addition to that, samples were also collected at the slaughterhouse Mecke GmbH und Co.KG to analyze stress-related hormones in horses, which were butchered. For logistic reasons a measurement of the heart rate variability was not possible so that cortisol, lactate, and glucose were measured to evaluate the stress. Samples were collected immediately during exanguination. In the second part of the study two online questionnaires were developed. One questionnaire was adressed to horse -owners who had been present at the euthanasia of their horses in the past. The questionnaire was published on the homepage of the journal Reiter Revue International. The second online questionnaire was addressed to veterinary surgeons who practice in an equine clinic. It was sent to the clinics by email and eight German equine clinics, one from Belgium, one from Austria and one from England participated. Analyzing the data using different groups (horses with colic, orthopedic problems or other diseases; presence or absence of the owner; acute or chronic diseases, and location of euthanasia) there was a smaller increase of cortisol levels when owners were present (p = 0.04). Furthermore there were significantly higher values at both measurements of serum cortisol in horses suffering from colic than in all other horses (before p = 0.002, after p = 0.001). It made no significant difference whether the horse was euthanized in the stable or in the surgical induction area and no difference in terms of the premedication. In the case of the slaughter horses, stress values of lactate, glucose and cortisol could be determined above the reference range after slaughter. There was no significant difference with regard to the horses brought to the slaughterhouse in a collecting transporter or by their owner in a trailer. The goal of the questionnaire for veterinary surgeons was to find out how euthanasia is performed in other clinics and which noticeble problems were observed. The place of the euthanasia as well as the premedication used varied strongly between the hospitals. It is remarkable that the majority of clinics uses T61 (n = 8) for euthanasia. Furthermore, muscle twiching and „final gasps“ were most frequently observed during euthanasia. The analysis of the questionnaire for the horse owners showed, that the empathy of the veterinary surgeons practicing in Germany was estimated as good. Those owners who euthanised their horse in an equine clinic, criticised the atmosphere and deficient elucidation regarding the euthanasia procedure. Furthermore, for 45 % the collapse of the horse was the most stressful moment. The questionnaire also showed that for many owners the opinion of the vet concerning a possible forthcoming euthanasia ist very important. In addition 64.8 % of the owners indicated that their presence at the euthanasia helped to get over the loss of their horse. A recommendation for the euthanasia of a horse was developed on the basis of the obtained data. This recommends euthanasia should be performed in the presence of the owner, because that decreases the stress level for the horse. But first a clear elucidation regarding the procedure is very important. In addition, the owner should be informed of possible accompanying symptoms such as muscle twiching or „final gasps“. For premedication a combination of different medications is possible. At the Equine Clinic: Surgery and Radiology of the University of Berlin, euthanasia is performed by sedating the horses with xylazine (0.8 mg/kg) or xylazine (0.8 mg/kg) and butorphanol (0.025 mg/kg), inducing anesthesia using ketamine (2.2 mg/kg) and diazepam (0.02 mg/kg) and euthanizing horses using pentobarbital (80 mg/kg). In future studies a repetition of the study with a larger number of cases would be indicated for verifying the results. Furthermore, the measurement of the cortisol values and the HRV in horses, which have been euthanized at home in the usual environment would be as interesting as a stress measurement during euthanasia, under the use of different medications. EVANS et al. (1993) observed less “final gasps” in dogs, which they euthanized with lidocaine (4.4 mg /kg) in addition to pentobarbital. In future studies, this approach could also be applied to horses in order to minimize the occurrence of "final gasps". In the case of the slaughter horses, it would be interesting to measure the HRV and compare the values to the euthanized horses.