In einem milcherzeugenden Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern wurden zwei Konzepte der systemischen Applikation von Ceftiofur zur Therapie der Nachgeburtsverhaltung miteinander verglichen.
Tiere, deren Eihäute nicht innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt abgegangen waren, wurden in eine von zwei Studiengruppen aufgenommen. Es wurden keine manuellen Abnahmeversuche und keine lokale Antibiose (Uterusstäbe) durchgeführt.
Die Körpertemperatur wurde während der ersten zehn Tagen p.p. täglich rektal gemessen. Eine Körpertemperatur von ≥ 39,5 °C wurde als Fieber definiert.
Tiere der Gruppe A (n = 60) erhielten unmittelbar nach Feststellung der Nachgeburtsverhaltung systemisch das Antibiotikum Ceftiofur (Excenel RTU®) in einer Dosierung von 1 mg/kg Körpergewicht (KGW).
Tiere der Gruppe B (n = 53) erhielten erst nach der Feststellung von Fieber systemisch das Antibiotikum Ceftiofur in einer Dosierung von 1 mg/kg KGW.
Das Antibiotikum wurde in beiden Gruppen an drei aufeinander folgenden Tagen appliziert. Wies ein Tier am Tag nach der dritten Behandlung noch Fieber auf, wurde die Behandlung noch bis zu zwei weitere Tage fortgesetzt. Wenn nach fünf erfolgten Behandlungen mit Ceftiofur am folgenden Tag die Temperatur nicht unter 39,5 °C gesunken war, galt die Behandlung als Therapiemisserfolg. Bei diesen Tieren wurde auf ein anderes Antibiotikum ausgewichen (Ausweichtherapie).
Die Kontrollgruppe (n = 113) bestand aus Tieren ohne Nachgeburtsverhaltung. Es wurde jeweils ein Tier, welches innerhalb von 24 Stunden vor oder nach einem Studientier gekalbt hatte und zur selben Laktationsnummer gehörte, aufgenommen. Tiere der Kontrollgruppe erhielten innerhalb der ersten zehn Tage p.p. keine systemische antibiotische Behandlung.
In den drei Gruppen erhielten alle Tiere zwischen dem 18. und 24. Tag p.p. und erneut zwischen dem 32. und 38. Tag p.p. eine subkutane Injektion mit 25 mg Dinoprost (Dinolytic®). Bei Tieren der Gruppen A und B wurde zwischen dem 32. und 38. Tag p.p. eine Puerperalkontrolle mittels rektaler Palpation durchgeführt, um den Anteil an Tieren mit einer chronischen Endometritis festzustellen.
Die freiwillige Wartezeit wurde auf 42 Tage festgesetzt. In dem Betrieb wurde bei allen Tieren, die bis zum 80. Tag p.p. noch nicht besamt oder als nicht tragend befundet worden waren, routinemäßig ein Ovsynch-Programm durchgeführt.
Die beiden Therapiekonzepte waren hinsichtlich des Auftretens von Fieber und der Endometritis- und Abgangsraten gleichwertig (Gruppe A: 71,7 %, 29,4 % bzw. 40,0 %; Gruppe B: 69,8 %, 18,8 % bzw. 34,0 %). Die Applikation von Ceftiofur nur bei Tieren mit Fieber (Gruppe B) führte zu höheren Konzeptionsraten (38,9 % vs. 25,0 %) und zu einem größeren Anteil tragender Tiere (66,0 % vs. 60,0 %). Im Vergleich zu den Gruppen A und B wies die Kontrollgruppe insgesamt einen höheren Anteil tragender Tiere (74,3 %) auf. Die Konzeptionsrate in der Kontrollgruppe (36,2 %) war ebenfalls höher als in der Gruppe A und entsprach annähernd der der Gruppe B. Die sofortige Applikation von Ceftiofur bei Tieren mit Nachgeburtsverhaltung führte zu einem deutlich höheren Verbrauch an Medikamenten. Aus den vorliegenden Ergebnissen lässt sich folgern, dass eine systemische Antibiose bei Tieren mit Nachgeburtsverhaltung direkt nach der Kalbung unabhängig von der Körpertemperatur nicht effektiv ist und daher für die tierärztliche Praxis nicht empfohlen werden kann.
Two protocols for the treatment of retained fetal membranes with a systemic administration of ceftiofur were compared. Cows that retained the fetal membranes for more than 24 hours were randomly assigned to one of two treatment groups. No attempts of manual removal of the membranes and no intrauterine treatments were made in neither of the two groups.
During the first ten days following enrollment rectal temperature was measured daily. Fever was defined as a rectal temperature ≥ 39.5 °C.
In group A (n = 60) all animals were treated systemically after enrollment intramuscularly with ceftiofur (Excenel RTU®) in a dosage of 1 mg/kg body mass.
In group B (n = 53) only animals with fever were treated intramuscularly with the systemic antibiotic ceftiofur in a dosage of 1 mg/kg body mass.
The antibiotic was administered on three consecutive days. Animals that were still febrile on the day following the third administration of ceftiofur were treated for up to two more days. Treatment was considered a failure if on the day following the fifth treatment the rectal temperature did not drop below 39.5 °C. Those animals received an escape therapy, i.e. another antibiotic.
A control group (n = 113) consisted of animals without retained fetal membranes. An animal of the same lactation stage which had calved within 24 h days before or after a study animal was enrolled. Control animals received no antibiotic administration during the first ten days following calving.
All animals were treated with two subcutaneous injections of 25 mg of dinoprost (Dinolytic®) on days 18 to 24 and 32 to 38 post partum. On day 32 to 38 post partum groups A and B were examined by rectal palpation to detect the rate of animals with chronic endometritis.
The voluntary waiting period was set at 42 days. All animals that had not been inseminated or had been diagnosed as not pregnant until day 80 post partum received an Ovsynch protocol.
The two treatment protocols did not differ with regard to the proportion of animals with fever, endometritis or the number of animals that left the herd (group A: 71.7 %, 29.4 % resp. 40.0 %; group B: 69.8 %, 18.8 % resp. 34.0 %). The treatment of cows with ceftiofur only in case of fever (group B) led to higher conception rates (38.9 % vs. 25.0 %) and a higher proportion of pregnant animals (66.0 % vs. 60.0 %). Compared to groups A and B the control group had a higher number of pregnant animals (74.3 %). The conception rate of the control group (36.2 %) was higher than in group A and almost identical to group B.
The treatment of retained fetal membranes by an immediate application of ceftiofur led to a higher drug consumption rate. Based on the results we conclude that the immediate systemic application of ceftiofur regardless of body temperature has no advantages in treating retained fetal membranes. Therefore this strategy cannot be advised for use in veterinary practice.