dc.contributor.author
Wandschneider, Britta
dc.date.accessioned
2018-06-07T23:02:04Z
dc.date.available
2010-11-16T11:34:52.473Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/9964
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-14162
dc.description.abstract
In dieser Fall-Kontroll-Studie wurde erstmalig das prospektive Gedächtnis bei
19 Patienten mit juveniler myoklonischer Epilepsie (JME) und 21 ihrer nicht
erkrankten, neurologisch gesunden Geschwister im Vergleich zu 21 gesunden
Kontrollprobanden untersucht. Das prospektive Gedächtnis umfasst die
Fähigkeit, Handlungsintentionen zu bilden und zu einem späteren Zeitpunkt
durchzuführen. Ihm wird eine hohe Bedeutung im Management alltagsrelevanter
Tätigkeiten, wie beispielsweise der Termineinhaltung, zugeschrieben. Die
einzelnen Phasen des prospektiven Erinnerns umfassen die Handlungsplanung und
Intentionsbildung, ein Behaltensintervall, die Handlungsinitiierung nach
Erkennen eines dafür bestimmten Stimulus, die plangetreue
Handlungsdurchführung und abschließende Bewertung. Wahrscheinlich sind höhere
kognitive Funktionen, in erster Linie Exekutivfunktionen, maßgeblich am
reibungslosen Ablauf prospektiver Gedächtnisleistungen beteiligt. Bisherige
neuropsychologische Untersuchungen an JME-Patienten und ihren Geschwistern
haben Funktionsstörungen des präfrontalen Kortex, insbesondere der
Exekutivfunktionen und des Arbeitsgedächtnisses, nachgewiesen. Möglicherweise
bilden subtile strukturelle und funktionelle Veränderungen der thalamo-
frontokortikalen Schleife in neuropathologischen Untersuchungen und
funktionellen Bildgebungsstudien das strukturelle Korrelat der geschilderten
kognitiven Funktionsstörungen. Die JME geht mit einer hohen genetischen
Prädisposition einher. Unter der Annahme, dass es sich bei der JME um eine
genetisch determinierte Störung des Gehirnreifungsprozesses handelt, die sich
mit einer altersgebundenen thalamo-kortikalen Netzwerkdysfunktion
manifestiert, wurden in dieser Studie sowohl das prospektive Erinnern als auch
weitere kognitive Funktionen bei Patienten und Geschwistern untersucht. Die
Geschwister wurden in Hinblick auf Alter, Geschlecht und Schulbildung mit
gesunden Kontrollprobanden parallelisiert. Die neuropsychologische
Untersuchung erfolgte mit standardisierten Testverfahren zur basalen
Aufmerksamkeit, zu den retrospektiven Gedächtnisfunktionen, dem
Arbeitsgedächtnis und den Exekutivfunktionen, sowie mit einem experimentellen
Testverfahren, der komplexen prospektiven Mehrfachaufgabe, zur Prüfung des
prospektiven Gedächtnisses. Dabei kann jede Phase des prospektiven Erinnerns
einzeln bewertet werden. Mit Hilfe der Korrelationsanalyse wurden unter den
kognitiven Einzelfunktionen die Einflussfaktoren auf die prospektive
Gedächtnisleistung ermittelt. Patienten und Geschwister erhielten zusätzlich
eine EEG- Untersuchung. Patienten und Geschwister boten spezifische Defizite
in der Bewältigung der komplexen prospektiven Mehrfachaufgabe. Zusammenfassend
war bei Patienten und Geschwistern die Phase der Plankomplexität während der
Intentionsbildung beeinträchtigt. Außerdem kam es während der Planausführung
signifikant häufiger zu Regelverstößen. Zusätzlich führten die Patienten
signifikant weniger Aufgaben durch und arbeiteten tendenziell nicht
plangetreu. Insgesamt fielen die Ergebnisse der Geschwister zwischen die der
Patienten und der Kontrollen. In Hinblick auf die kognitiven Kontrollvariablen
waren die Patienten zusätzlich in den figuralen Kurzzeitgedächtnisleistungen,
sowie den Exekutivfunktionen semantische Wortflüssigkeit und
Interferenzfähigkeit beeinträchtigt. Sonst ergaben sich keine signifikanten
Gruppenunterschiede. Unter Berücksichtigung der Korrelationsanalyse sind die
Defizite der Patienten und Geschwister in der prospektiven Gedächtnisaufgabe
wahrscheinlich Ausdruck eines Planungsdefizits und mangelnder
Interferenzfähigkeit. Das höhere Maß an Impulsivität bei der
Aufgabenbearbeitung mit häufigen Regelverstößen könnte das Korrelat der von
einigen Autoren geschilderten Persönlichkeitscharakteristika bei JME-Patienten
mit Impulsivität und Unbeständigkeit sein. Möglicherweise tragen
Medikamenteneffekte und subklinische EEG- Aktivität zu den im Vergleich zu den
Geschwistern etwas schlechteren Ergebnissen der Patienten bei. Grundsätzlich
untermauern die vorliegenden Ergebnisse die Hypothese, dass kognitive Defizite
als Teil des Syndroms und nicht als Folge epileptischer Anfälle zu
interpretieren sind. Somit ist eine genetische Vermittlung Syndrom-
spezifischer kognitiver Defizite wahrscheinlich.
de
dc.description.abstract
Objective. Prospective memory (PM) describes the ability to fulfil previously
planned intentions and is highly dependent on executive functions. Previous
studies have shown deficits in executive functions in patients with juvenile
myoclonic epilepsy (JME) and in their unaffected siblings. JME has a strong
genetic predisposition and it is hypothesized that cognitive deficits are also
genetically determined. The present study aimed at investigating potential
differences in PM between JME patients, their siblings and healthy controls.
Methods. Nineteen JME patients, 21 siblings and 21 healthy controls were
examined with a complex PM paradigm allowing us to evaluate the different
phases of PM (i.e. intention formation, intention retention, intention
initiation, intention execution). Results. JME patients and siblings showed
specific deficits during intention formation and intention execution of PM.
JME patients were more impaired than both siblings and healthy controls.
Correlation analysis revealed an influence of several executive functions on
both siblings and JME patients’ prospective memory abilities. Conclusion. The
results of this study support the hypothesis of frontal dysfunctions being
part of the epileptic syndrome and therefore genetically determined. As in
this study JME patients’ are more severely cognitively impaired than their
siblings, additional influencing factors, such as side effects of
anticonvulsants or cognitive effects of subclinical epileptic discharges,
might contribute to patients’ performance.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
juvenile myoclonic epilepsy
dc.subject
neuropsychology
dc.subject
prospective memory
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Neuropsychologische Untersuchung bei Patienten mit Juveniler Myoklonischer
Epilepsie und ihren gesunden Geschwistern
dc.contributor.contact
britta.wandschneider@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. B. Schmitz
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. G. Kurlemann
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. M. Koepp
dc.date.accepted
2010-11-19
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000019359-6
dc.title.translated
A neuropsychological study in patients with juvenile myoclonic epilepsy and
their healthy siblings
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000019359
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000008415
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access