dc.contributor.author
Kluge, Ulrike
dc.date.accessioned
2018-06-07T23:01:31Z
dc.date.available
2014-01-07T14:00:06.491Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/9951
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-14149
dc.description.abstract
Im Zuge von Migration und Wanderung wird die Klientel auch in psychosozialen
und psychotherapeutischen Institutionen internationaler und heterogener.
Forschungsbereiche wie die Transkulturelle Psychiatrie, die Interkulturelle
Psychotherapie und psychosoziale Migrations- und Versorgungsforschung gewinnen
an Relevanz. Zu den diskutierten Themen im Feld gehört der Einsatz von
Dolmetschern, bzw. Sprach- und Kulturmittlern. Obwohl in den letzten Jahren
interessante Projekte zur psychosozialen Praxis in diesem Feld ihre Arbeit
aufgenommen haben, mangelt es für diesen Bereich an empirischen Daten. In der
vorgelegten kumulativen Dissertation werden quantitative und qualitative Daten
aus drei nationalen und internationalen Studien zur psychosozialen und
psychotherapeutischen Versorgung mit Dolmetschern und Sprach- und
Kulturmittlern zusammengeführt. Ein Fokus der Arbeit ist die Differenzierung
zwischen Dolmetschern und Sprach- und Kulturmittlern. Die Arbeit widmet sich
einführend der Frage, von wem gesprochen wird, wenn von Ausländern, Migranten,
Menschen mit Migrationshintergrund die Rede ist? Zudem wird der Stand der
Forschung zu den Zugangsbarrieren zur Gesundheitsversorgung für Menschen mit
Migrationshintergrund dargestellt mit einem Schwerpunkt auf die sprachlichen
und kulturellen Barrieren. Des Weiteren wird der Zusammenhang von Sprache und
Kultur in diesem Bereich besprochen werden, ebenso wie der Stand der Forschung
zum Einfluss von Dolmetschern auf die Patient- Behandler- Beziehung und ein
Überblick zu bestehenden Ansätzen und Konzepten zur Arbeit mit Dolmetschern
bzw. Sprach- und Kulturmittlern gegeben. Im Rahmen des EU- Projektes EUGATE
(Best Practice in Health Services for Immigrants in Europe) wurden sowohl
Experten als auch Mitarbeiter verschiedener Praxiseinrichtungen
(allgemeinmedizinische, Rettungsstellen, bzw. Einrichtungen der
Notfallversorgung, psychosoziale Einrichtungen) zu Guter Praxis in der
Gesundheitsversorgung befragt. Die zu Beginn präsentierten europäischen
quantitativen Vergleichsdaten, die anhand eines semi-strukturierten
Fragebogens in 240 Einrichtungen der oben genannten Bereiche in 16 EU-
Partnerländern erhoben wurden zeigen, dass bislang nur selten Dolmetscher in
der Gesundheitsversorgung zum Einsatz kommen (Publikation 1). Dies ist auch
für Deutschland der Fall, obwohl es sich hier um ein Einwanderungs- bzw.
Migrationsland handelt. Ursachen sind in zum Teil fehlenden
Finanzierungsmöglichkeiten und nicht vorhandenen verbindlichen Richtlinien zu
sehen, vergleicht man die Ergebnisse mit anderen EU-Ländern in denen
diesbezüglich Regularien existieren. Obwohl die Zahlen des
Dolmetschereinsatzes für die psychosoziale Versorgung etwas höher liegen als
die Vergleichszahlen aus allgemeinmedizinischer Versorgung und den
Rettungsstellen, bzw. der Notfallversorgung, sind sie sehr niedrig. Wenn man
sich vergegenwärtigt, dass Sprache für die psychotherapeutische aber auch
psychosoziale Praxis das grundlegende Arbeitsinstrument ist, sind diese
geringen Zahlen bemerkenswert. Um diesen Befund zu kontextualisieren, werden
Daten eines Delphi-Prozesses mit Experten aus den 16 EU-Partnerländern, die im
selben EU-Projekt zu Guter Praxis in der Gesundheitsversorgung von Migranten
erhoben wurden, dargestellt (Publikation 2). Nach Expertenmeinung gehört
sowohl der Einsatz von Dolmetschern, bzw. Sprach- und Kulturmittlern als auch
die Kultursensitivität der Versorgung zu den wichtigsten Kriterien Guter
Praxis für die Versorgung von Migranten. Anhand der Analyse der qualitativen
Daten aus den Befragungen der Mitarbeiter in den oben genannten psychosozialen
Einrichtungen wird der Handlungsbedarf deutlich: Die Analyse der Interviews
weist auf Sprachbarrieren und unterschiedlichen kulturelle Vorstellungen als
Haupthindernisse (Publikation 3). Aber auch die Analyse der qualitativen Daten
aus allen drei Einrichtungstypen (allgemeinmedizinisch, Rettungsstellen, bzw.
Notfallversorgung und psychosoziale) zeigen, dass Sprache und Kultur als
wesentliche Eckpfeiler einer qualitativ hochwertigen Versorgung für Migranten
erachtet werden. Alle diese Daten zeigen damit deutlich, dass es mehr als nur
einer sprachlichen Übersetzung bedarf (Publikation 4). Publikation 5
vergleicht die hier erfassten Gute-Praxis-Kriterien mit dem in Deutschland
viel diskutierten Konzept der Interkulturellen Öffnung und es können
Überschneidungen festgestellt werden. Auch die Zwischenergebnisse der VW-
geförderten SeGeMi-Studie (Seelische Gesundheit und Migration) zum Stand der
Interkulturellen Öffnung in psychosozialen Einrichtungen machen deutlich, dass
die Umsetzung speziell bzgl. des Einsatzes von Dolmetschern bzw. Sprach- und
Kulturmittlern gering ist. Damit werden die Daten aus Publikation 1 bestätigt.
Wenn also davon ausgegangen werden kann, dass sowohl Sprache als auch Kultur
als wesentlich für eine solche Übersetzungsarbeit zu erachten sind, ist dies
ein weiteres Argument, beide Dimensionen in die Aufgabe des Dolmetschens zu
integrieren, wie es im Konzept der Sprach- und Kulturmittler der Fall ist
(Publikation 6-8). Was genau Sprach- und Kulturmittler von Dolmetschern
unterscheidet, welche Chancen und Schwierigkeiten das für die konkrete Praxis
beinhaltet, wird in der Arbeit anhand verschiedener qualitativer Daten
verdeutlicht. Die in einer Studie am Zentrum für Interkulturelle Psychiatrie,
Psychotherapie und Supervision (ZIPP) der Charité in einem psychiatrischen,
psychotherapeutischen Setting erhoben Daten zeigen, dass Sprach- und
Kulturmittler als Teil einer therapeutischen Triade gefasst werden und sich
daher Supervisionen an Konzepten für Kleingruppen orientieren sollten. Darüber
hinaus sollten kulturelle Missverständnisse oder Irritationen nicht als
Störungen verstanden werden, sondern offen gelegt werden, um sie zu
bearbeiten. Die genannten Aspekte werden vor allem in den letzten beiden
Publikationen (7 und 8) anhand des empirischen Materials sowohl theoretischer
Diskurse aus Sozial- und Kulturpsychologie, Psychoanalyse und
Ethnopsychoanalyse hergeleitet. Die hier vorgelegte Zusammenschau der
Publikationen bietet Ausblicke zur 1\. Integration von sprachlichen und
kulturellen Aspekten in der Übersetzung im Konzept der Sprach- und
Kulturmittler 2\. Professionalisierung von Sprach- und Kulturmittlern 3\.
Arbeit mit Sprach- und Kulturmittlern in psychosozialen Berufsfeldern 4\.
Zukünftigen Forschung und Entwicklungsmöglichkeiten in der Praxis. Das
übergeordnete Ziel Sprach- und Kulturmittler zur Selbstverständlichkeit in der
psychosozialen und psychotherapeutischen Arbeit werden zu lassen, besteht
darin, den Zugang zur Versorgung zu gewährleisten, die Qualität der Versorgung
für alle Nicht-Deutsch-Muttersprachler zu verbessern und kostenintensive
Fehlbehandlungen zu vermeiden. Unter den beschriebenen Voraussetzungen könnten
Sprach- und Kulturmittler einen wichtigen Beitrag dazu leisten.
de
dc.description.abstract
As a result of migration, users of psychosocial and psychotherapeutic services
are becoming ever more international and heterogeneous; areas of research such
as transcultural psychiatry, intercultural psychotherapy, psychosocial
migration research and international public mental health are thus
increasingly gaining in relevancy. One of the topics currently under
discussion in the field is the use of interpreters or linguistic and cultural
mediators. Although some interesting projects on psychosocial practice in this
field have been undertaken in recent years, a lack of empirical data in the
area still exists. In the cumulative dissertation presented here, quantitative
and qualitative data from three national and international studies on
psychosocial and psychotherapeutic services with interpreters and linguistic
and cultural mediators are brought together. One of the focal points of this
piece of work is on the distinction between interpreters and linguistic and
cultural mediators. The theoretical framework of the dissertation begins by
devoting attention to the question as to whom the phrase foreigners, migrants,
people with a migration background refers to. The current state of research on
the barriers faced by people with a migration background when accessing health
care is presented, with a focus on linguistic and cultural barriers. The
theoretical framework concludes with remarks on the connection between
language and culture in this area and the state of research on the influence
of interpreters on the relationship between patient and practitioner, and an
overview of existing approaches and concepts for working with interpreters,
respectively linguistic and cultural mediators is offered. As part of the EU
project EUGATE (Best Practice in Health Services for Immigrants in Europe),
both experts and employees of various services (general practitioners,
psychosocial services and A&E; departments) were asked about good practice
in health care delivery. The quantitative comparative data for Europe which is
presented at the beginning, generated from a semi-structured questionnaire in
240 services in the areas described above in 16 EU partner countries, shows
that until now, interpreters are employed only rarely in health care
(Publication 1). This is also the case for Germany, despite its being a
country of immigration and migration. Causes are seen to be the partial
absence of funding and the lack of binding guidelines, compared to the results
of other EU countries in which such regulations exist. Although the figures
for the use of interpreters in psychosocial services are slightly higher than
the respective figures for general practitioners and A&E; departments,
they are still very low. If one considers that language is the fundamental
working tool in both psychotherapy and psychosocial practice, these low
numbers are remarkable. In order to contextualise these findings, data is also
presented from a Delphi process with experts from the 16 EU partner countries,
collected in the same EU project on good practice in health care delivery for
migrants (Publication 2). According to expert opinion, both the use of
interpreters / linguistic and cultural mediators and the cultural sensitivity
of care services are among the most important criteria for good practice in
services for migrants. Based on the analysis of the qualitative data from
interviews with staff of the mental health services mentioned above, the need
for action becomes clear: the analysis of the interviews points towards
language barriers and differing cultural ideas as the main obstacles
(Publication 3). However, the analysis of the qualitative data from all three
types of service (general practitioners, psychosocial services and A&E;
departments) shows that language and culture are regarded as important
cornerstones of high quality care for migrants. All of the data highlights
that more than just language translation is required (Publication 4).
Publication 5 compares the good practice criteria compiled here with the
concept of intercultural opening, which has been much discussed in Germany;
some overlaps can be found. The interim results of the SeGeMi study sponsored
by VW (Seelische Gesundheit und Migration - Mental Health and Migration) on
the state of intercultural opening in mental health services show that
implementation is especially low with regard to the use of interpreters /
linguistic and cultural interpreters, thus confirming the data from
publication 1. Thus, if it is assumed that both language and culture are to be
regarded as essential for such translation work, this is another argument for
integrating both dimensions into the role of interpreter, as is the case with
the concept of the linguistic and cultural mediator (Publication 6-8). Through
the use of qualitative data, this piece of work illustrates exactly what
distinguishes linguistic and cultural mediators from interpreters, and which
opportunities and difficulties are involved in actual practice. The data,
collected during a study at the Centre for Intercultural Psychiatry,
Psychotherapy and Supervision (ZIPP) at the Charité University Medicine in a
psychiatric, psychotherapeutic setting show that linguistic and cultural
mediators should be regarded as part of a therapeutic triad, and that
supervision should therefore be oriented towards concepts for small groups.
Moreover, cultural misunderstandings or confusion should not be construed as
interference, but rather be disclosed in order to work on them. In the last
two publications (7 and 8), these aspects are derived mainly from empirical
material, as well as from theoretical discourse on social and cultural
psychology, psychoanalysis, and ethnopsychoanalysis. This synopsis of the
publications offers views on: 1\. Integration of linguistic and cultural
aspects in translation according to the concept of linguistic and cultural
mediators, 2\. Professionalisation of linguistic and cultural mediators 3\.
Work with linguistic and cultural mediators in psychosocial professional
fields 4\. Future research and development possibilities in practice. The
overall objective of linguistic and cultural mediators in becoming a
recognised element of psychosocial and psychotherapeutic work is to ensure
access to care, improve the quality of care for all those whose native
language is not German, and to avoid costly malpractice. Under the conditions
described, linguistic and cultural mediators could make an important
contribution to this end.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Sprach-und Kulturmittler
dc.subject
Psychosoziale Versorgung
dc.subject
Interkulturelle Psychotherapie
dc.subject
Transkulturelle Psychiatrie
dc.subject.ddc
100 Philosophie und Psychologie
dc.title
(Un)Sichtbare Dritte - Dolmetscher als Sprach- und Kulturmittler in der
psychosozialen und psychotherapeutischen Versorgung
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Dieter Kleiber
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Andreas Heinz
dc.date.accepted
2013-10-31
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000095846-5
dc.title.subtitle
Quantitative und qualitative Untersuchungen in Europa und Deutschland
dc.title.translated
The (In)visible Third Person – Interpreters as Linguistic and Cultural
Mediators in Psychosocial and Psychotherapeutic Services
en
dc.title.translatedsubtitle
Quantitative and Qualitative studies in Europe and Germany
en
refubium.affiliation
Erziehungswissenschaft und Psychologie
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000095846
refubium.note.author
Es handelt sich um eine kumulative Dissertation
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000014651
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free
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open access