Im klinischen Alltag findet sich eine abgrenzbare Form von Anpassungsstörungen mit vorherrschendem Verbitterungsaffekt, die in der Folge außergewöhnlicher, aber durchaus lebensüblicher Belastungen entsteht und die durch anhaltendes Verbitterungserleben, Rückzug, Entwicklung einer multiformen psychischen Symptomatik, Chronizität und sozialmedizinisch erheblichen Negativfolgen zu charakterisieren ist. Auf der Basis klinischer Beobachtung und Erfahrung wurde diese Störung als „Posttraumatische Verbitterungsstörung (Posttraumatic Embitterment Disorder, PTED)“ bezeichnet und klinische Kriterien für dieses spezifische Störungsbild beschrieben. Ziel der Untersuchung ist zu klären, ob sich das klinisch beschriebene Syndrom der „Posttraumatischen Verbitterungsstörung“ (PTED) empirisch untermauern lässt. Dazu ist zu zeigen, dass sich entsprechend klinisch definierte Patienten von Patienten mit anderen psychischen Störungen abgrenzen lassen. Dafür sollen diagnostische Algorithmen entwickelt werden, nach denen das klinisch definierte Störungsbild bestmöglich operationalisiert und abgebildet werden kann. Aus den diagnostischen Algorithmen soll ein valides strukturiertes diagnostisches Interview für die PTED entwickelt werden, das die Abgrenzung dieses spezifischen Störungsbildes erlaubt. Als zentrales Untersuchungsinstrument wurde zunächst ein halbstrukturiertes diagnostisches Studieninterview entwickelt, das die einzelnen postulierten Kriterien für die PTED erfragt. Es wurden 50 stationäre und teilstationäre Patienten einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik mit dem klinischen Bild einer PTED mit einer klinischen Kontrollstichprobe von 50 Patienten mit anderen psychischen Störungen verglichen. Die Befunde der Untersuchung belegen, dass PTED-Patienten im Vergleich zu den Patienten der Kontrollgruppe unter deutlich stärkerer Symptombelastung leiden, ausgeprägtere sozialmedizinische Einschränkungen aufweisen sowie geringere Besserungsraten unter stationärer Therapie zeigen. Auslösende Ereignisse beziehen sich zu einem Großteil auf die wichtigen Lebensbereiche Arbeit und Familie und unterscheiden sich deutlich von den für die PTSD typischen Auslösern; die Dauer Posttraumatischer Verbitterungsstörungen ist erheblich länger als die anderer Anpassungsstörungen. Die besondere Psychopathologie der PTED konnte belegt werden sowie gezeigt werden, dass sich entsprechend klinisch definierte Patienten von Patienten mit anderen psychischen Störungen abgrenzen lassen. Es ist die Entwicklung eines praxistauglichen und validen Messinstrumentes in Form eines strukturierten diagnostischen Interviews mit einer Sensitivität von 94% und einer Spezifität von 92% gelungen, das nun für klinische und wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung steht. Die Ergebnisse dieser Vergleichsuntersuchung stützen empirisch das klinisch entwickelte Konzept der Posttraumatischen Verbitterungsstörung und die vorgeschlagenen diagnostischen Kriterien. Sie sprechen für die Krankheitswertigkeit dieser Störung sowie für die Notwendigkeit und die Möglichkeit, sie von anderen psychischen Störungen abzugrenzen.
In clinical practice there is a special form of adjustment disorder with embitterment as dominant affect as reaction to exceptional, though normal negative life events and multiple additional symptoms, social withdrawal and a chronic course. On the basis of clinical experience and scientific studies this disorder was described as “Posttraumatic Embitterment Disorder (PTED)”. The objective of the present study is to clarify whether the criteria for PTED as derived from clinical observation can empirically be supported by showing that clinically defined patients with PTED differ from patients with other mental disorders. On this basis, a standardized diagnostic interview and diagnostic algorithms are developed and tested. With a preliminary and extensive half-structured diagnostic interview 50 inpatients of a psychosomatic rehabilitation center with the clinical syndrome of PTED and 50 control patients with other mental disorders were assessed. Results show that PTED-patients show a higher rate of overall symptoms and severity, many social restrictions, and a lower improvement under inpatient treatment. Reported critical life events were mostly work and family related and differed from trigger events for PTSD. The duration of PTED is much longer than the half year as required for adjustment disorders. A distinct and specific psychopathology of PTED could be shown and clear differences between the PTED- sample and the control group with other mental disorders were found. Sensitivity of the diagnostic algorithm has been 94% and specificity 92 %. In summary, the structured diagnostic interview can be seen as a valid and practicable instrument for clinic and research purposes. The clinical concept of the Posttraumatic Embitterment Disorder and the diagnostic criteria have empirically be supported. PTED can be understood as a disorder with distinct psychopathological features and great clinical significance, so that it is necessary and possible to discriminate PTED from other mental disorders.