Hintergrund: Das Ziel dieser Studie bestand darin, Geschlechterunterschiede und Gemeinsamkeiten bei Patienten mit BPS hinsichtlich komorbider Achse-I- und Achse-II-Störungen nach DSM-IV, dimensionalen Persönlichkeitsprofilen und spezifischen Symptombereichen der BPS zu untersuchen. Methoden: 57 Männer und 114 Frauen mit BPS wurden in die Studie eingeschlossen. Achse-I-Störungen wurden auf der Basis des Mini International Neuropsychiatric Interview (M.I.N.I.), Achse-II-Störungen auf der Basis des strukturierten klinischen Interviews nach DSM-IV (SKID-II) erfasst. Unterschiede in dimensionalen Persönlichkeitsprofilen wurden anhand des NEO-Personality-Inventory (NEO-PI-R) und des Dimensional Assessment of Personality Profile (DAPP-BQ) ermittelt. Auf der Basis störungsspezifischer Instrumente wie Beck Depression Inventory (BDI), Fragebogen zur Erfassung von Aggressivität (FAF), Ärger- Ausdrucksinventar (STAXI), State-Trait-Angstinventar (STAI), Fragebogen zu dissoziativen Symptomen (FDS), Barrat Impulsivity Scale (BIS), Borderline- Symptomliste (BSL), Diagnoseskala der PTBS (PDS) und Symptom-Checkliste (SCL-90-R) wurden spezifische Symptombereiche der BPS im Hinblick auf Geschlechterunterschiede untersucht. Ergebnisse: Bei den Frauen mit BPS konnten signifikant höhere Prävalenzraten für Bulimia nervosa, Posttraumatische Belastungsstörung und Agoraphobie mit Panikstörung nachgewiesen werden. Die männliche Borderline-Gruppe erfüllte im Vergleich zu der weiblichen Borderline-Gruppe signifikant häufiger die Diagnosen einer Binge Eating Störung, einer antisozialen und narzisstischen Persönlichkeitsstörung. In Bezug auf dimensionale Persönlichkeitsfaktoren auf der Basis des NEO-PI-R hatten Frauen mit BPS signifikant höhere Scores in den übergeordneten Skalen Neurotizismus und Verträglichkeit sowie in den Subskalen Ängstlichkeit, Depressivität, Verletzbarkeit, Bescheidenheit und Altruismus. In dem DAPP-BQ-Profil hatten Männer mit BPS signifikant höhere Werte in der übergeordneten Dimension Dissoziales Verhalten sowie in den Subskalen Reizsuche, Verhaltensprobleme und Herzlosigkeit. Frauen wiesen höhere Werte auf in den DAPP-BQ-Subskalen Ängstlichkeit, Unterwürfigkeit und Intimitätsprobleme. Auf der Basis der weiteren zum Einsatz gekommenen Erhebungsinstrumente konnte gezeigt werden, dass Frauen mit BPS eine größere affektive Instabiliät und höhere Dissoziationswerte als Männer mit BPS aufweisen. Hinsichtlich der Symptombereiche Ärger / Wutausbrüche, Instabilität der Identität und Impulsivität konnten keine signifikanten geschlechterspezifischen Unterschiede nachgewiesen werden. Schlussfolgerung: Trotz nachgewiesener Geschlechterunterschiede hinsichtlich komorbider psychiatrischer Diagnosen und dimensionaler Persönlichkeitsprofile konnte gezeigt werden, dass Männer und Frauen mit BPS insgesamt mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede aufweisen. Diese Ähnlichkeiten zwischen den beiden Untersuchungsgruppen manifestierten sich auch in den spezifischen Symptombereichen der BPS.
The aim of the study was to investigate gender differences and similarities in patients with borderline personality disorder (BPD) with respect to axis I comorbidity, axis II comorbidity, general psychopathology (Symptom Checklist 90-Revised), and dimensional personality traits (NEO-Personality-Inventory Revised, NEO-PI-R, and the Dimensional Assessment of Personality Profile Basic questionnaire, DAPP-BQ). Fifty-seven men and 114 women with BPD were included in the study. Regarding axis I and II disorders, men with BPD more often fulfilled the diagnostic criteria for binge eating disorder, antisocial personality disorder, narcissistic personality disorder, and conduct disorder in childhood, whereas women had higher frequencies of bulimia nervosa, posttraumatic stress disorder, and panic disorder with agoraphobia. In the SCL-90-R profile, no significant gender differences could be identified. In the dimensional personality traits, women showed higher rates on the NEO-PI-R main factors (Neuroticism and Agreeableness) compared to men. In the DAPP-BQ profile, men reached higher sores on the main factor, Dissocial Behavior. Our results argue for gender differences in axis I and II comorbidity and dimensional personality traits in BPD. However, in general, more similarities than differences were shown in this study.