Die vorliegende Arbeit stellt Scheidenerkrankungen der Hündin in ihrer Komplexität dar. Einleitend werden die verschiedenen Vaginopathien anhand einer Literaturübersicht erläutert. Im Rahmen der eigenen Untersuchungen wurden Krankenakten von 233 Hündinnen mit Vaginalerkrankungen der Klinik für Fortpflanzung des Fachbereiches Veterinärmedizin der Freien Universität, der Tierklinik-Tierheim GmbH Rostock und mehrerer Kleintierpraxen über einen Zeitraum von 10 Jahren aufgearbeitet und ausgewertet. Dabei handelte es sich um zufällig zur Verfügung stehende Patienteninformationen (convenience sample). Es zeigten 60 Patienten eine Vaginitis, 41 einen Vaginalprolaps, 122 Neubildungen im Scheidenbereich, sieben kongenitale Anomalien und drei Verletzungen der Scheide. Außerdem wurden auch bei einigen Prolaps- und Tumorpatienten Verletzungen der Vaginalmukosa beobachtet, drei davon durch Automutilation. Neben der Erfassung von Rasse, Alter und klinischen Symptomen wurden bei 22 Vaginitispatienten bakteriologische Untersuchungen, einschließlich Resistenztestung, bei 76 Tumorpatienten histologische und bei den Patienten mit angeborenen Defekten vagino-endoskopische und röntgenologische Untersuchungen durchgeführt. Die Hündinnen mit Vaginitis gehörten überwiegend (60,0 %) großen Rassen an. Nur zu 8,3 % waren Vertreter kleiner Rassen beteiligt. Überwiegend handelte es sich um juvenile Vaginitiden (73,3 %), mit einem Durchschnittsalter der betroffenen Hündinnen von 5,6 Monaten. In 26,7 % der Fälle wurde die Scheidenentzündung erstmals bei adulten Tieren (Durchschnittsalter 5,8 Jahre) diagnostiziert, die außerdem häufig an anderen Erkrankungen litten. Hiervon waren überwiegend kleine Hündinnen betroffen. Dagegen trat die juvenile Vaginitis bei Hündinnen großer Rassen im Vergleich zu Vertretern kleiner Rassen signifikant häufiger auf (p=0,014). Im Rahmen der mikrobiologischen Untersuchungen wurden zu 57,9 % Mono- und zu 42,1 % Mischkulturen angezüchtet. Eine Dominanz von Staphylococcus spp. (S. intermedius, S. aureus, S. epidermidis) mit 49 %, gefolgt von Streptococcus spp. (22 %) war deutlich. Mit einer antibiotischen und/ oder lokalen Therapie war die Symptomatik bei 15,0 % der Patienten nur kurzfristig oder gar nicht beeinflussbar. Juvenile Vaginitiden heilten in den meisten Fällen mit und ohne Behandlung nach Erreichen der Geschlechtsreife aus. Ein Vorfall von Scheidengewebe ereignete sich bei 39 Tieren während der Läufigkeit und bei zwei Hündinnen während der Hochträchtigkeit. Der Altersmedian der Patienten mit Läufigkeitsprolaps liegt bei 18 Monaten. Betroffen waren überwiegend große Hunde (58,5 %) prädisponierter Rassen. Vertreter kleiner Rassen waren lediglich zu 4,9 % beteiligt. Die am häufigsten betroffenen Rassen waren Boxer und Doberman (je 12,2 %), Staffordshire Terrier (9,8 %) sowie die Deutsche Dogge (7,3 %). Insgesamt ist der Anteil von Hündinnen brachyzephaler Rassen mit 36,6 % besonders hoch. Am häufigsten wurde ein birnenförmiger Vorfall (67,9 %) beobachtet, gefolgt vom dreilappigen (21,4 %) und ringförmigen (10,7 %). Form und Größe des Vorfalls lassen sich keiner bestimmten Krankheitsdauer zuordnen. Die chirurgische Entfernung des prolabierten Gewebes, als Therapiemethode der Wahl, wurde in 75,6 % der Fälle vorgenommen. Neubildungen stellten ein Problem der älteren Hündinnen mit einem Durchschnittsalter von 9,1 Jahren dar. Die Tumorpatienten gehörten 26 verschiedenen Rassen an, wobei Mischlinge am häufigsten betroffen waren (16,4 %), gefolgt vom Deutschen Schäferhund und dem Zwergpudel (je 15,6 %) sowie dem Cocker-Spaniel (11,5 %). In 49,2 % der Fälle waren kleine Rassen betroffen. Als Leitsymptome traten ein Tumorvorfall (54,1 %), blutiger Ausfluss (22,9 %) und eine Umfangsvermehrung in der Perinealgegend (9,8 %) in Erscheinung. Ein beachtlicher Anteil von 18,8 % der Hündinnen zeigte jedoch keine spezifischen Symptome. Die Tumoren befanden sich bei 81,9 % der Hündinnen in der Vagina propria. In einigen Fällen traten sie jeweils im Vestibulum vaginae, perivaginal, perivestibulär oder perineal auf. Von allen histologisch untersuchten Tumoren (n = 76) waren 81,6 % benigne. Den größten Anteil bildeten Fibrome (43,4 %), Leiomyome (18,4 %) und Lipome (10,5 %). Unter den malignen Neubildungen war die Gruppe der Sarkome am häufigsten (14,5 %). Solitäres oder multiples Wachstum ließ nicht auf die Dignität schließen. Eine chirurgische Abtragung wurde bei 93,4 % der Patienten, zu 39,5 % in Verbindung mit einer Episiotomie, vorgenommen und stellte sich als Methode der Wahl heraus. Kongenitale Anomalien traten in Form von Stenosen (n = 3), Scheidensepten (n = 3) und einer ano-rektalen Missbildung auf. Therapie und Prognose waren in diesen Fällen von Ausmaß und Ausprägung der Anomalie abhängig. Die Verletzungen rührten je einmal von einer Geburtsstörung, einer Deckverletzung und einem mechanischen Insult (Schere des Hundefriseurs) her.
In the present study vaginal disorders of 233 bitches were described. A literature survey serves as an introduction. Clinical records of all bitches with vaginal disorders in a period of 10 years were analysed at the Clinic for Reproduction of the Free University of Berlin, of the Veterinary Clinic-Animal shelter-GmbH Rostock and of several veterinary practitioners. 60 bitches suffered from a vaginitis, 41 had a vaginal prolaps, 122 a vaginal neoplasia, seven congenital anomalies and three injuries. Any patients with vaginal prolaps or tumors had injuries of the vaginal mucosa too, three of them after automutilation. Anamnesis, clinical signs, breed and age were evaluatet. In 22 bitches with vaginitis bacteriological investigations were carried out and in 76 cases of vaginal tumors a histological investigation was performed. Congenital defectes were dursified and in two cases an X-ray was performed. 60,0 % of the bitches with vaginitis were of large breeds, only eight percent of small breeds. In most cases (73,3 %) a juvenile vaginitis was diagnosed. The average age was 5,6 months. In 26,7 % of cases the vaginitis was diagnosed for the first time in adult bitches (average of age: 5,8 years), often with underlying diseases. They often were of small breeds. The juvenil vaginitis was found significant frequentlier (p=0,014) in bitches of large breeds than in bitches of small breeds. The microbiological investigations showed 57,9 % monocultures and 42,1 % mixed cultures. In most cases (49 %) Staphylococcus spp. (S. intermedius, S. aureus, S. epidermidis) were isolated and in 22 % of cases Streptococcus spp. After treatment with antibiotics and/or local flushing the clinical signs in 15,0 % of the bitches did not stop or returned after some days. The juvenile vaginitis of the bitches stopped after and less treatment after sexual maturity. 41 bitches showed a prolaps of vaginal tissue, 39 of them during oestrus and two during last days of pregnancy.The age of the bitches with prolaps during oestrus was in average 18 months. Vaginal prolapses were observed especially in bitches of large breeds (58,5 %). The highest incidence had Boxers and Doberman (12,2 %), Staffordshire Terriers (9,8 %) and German shepherd dogs (7,3 %). The number of bitches of brachicephal breeds was especially high (36,6 %). Most of the vaginal prolapses were so called pearshaped prolapses (67,9 %). 21,4 % showed a prolaps in form of three lobes and 10,7 % were complete doughnut-shaped prolapses of different size. The form and circumference of prolapsed tissue was not related to the duration of the disease. Surgical treatment as the treatment of choice was carried out in 75,6 % of all prolapses. Neoplasia of the vagina was a problem of older dogs. The bitches of 26 breeds had an average of age of 9,1 years. Most of them were mongrels (16,4 %) followed by German shepherd dog (15,5 %), Poodle (15,6 %) and Cocker Spaniel (11,5 %). In 49,2 % of cases the bitches were of small breeds. Main signs of vaginal neoplasia included prolaps of tumor tissue (54,1 %), sanguineous vaginal discharge (22,9 %) and bulging of the perineum (9,8 %). 18,8 % of the bitches did not show any specific signs. Tumor locations were in 81,9 % of cases the vagina propria and only in rare cases the vestibulum, perivaginal, perivestibular or perineal area. Of all investigated tumors 81,6 % were benigne. Most vaginal tumors were fibromas (43,4 %), leiomyomas (18,4 %) and lipomas (10,5 %). Of the malignant tumors sarcomas had the highest frequency (14,5 %). Single or multiple growth is no sign for dignity. Surgical excision was the method of choice. It was performed in 93,4 % of patients. An episiotomy was necessary in 39,5 %. Congenital anomalies were diagnosed as stenosis (n=3), vaginal septa (n=3) and ano-rectal defect (n=1). Treatment and prognosis were dependent on the extent and form of the defect. The injuries resulted from assisted delivery (n=1), mating (n=1) and trimming (n=1).