Einleitung Die Anschlussinstabilität ist eine häufige Folgeerscheinung der operativen Spondylodese, bei welcher angrenzende Wirbelkörper mittels Fixateur-interne-Systemen fusioniert werden um das Bewegungssegment zu versteifen. Längerfristig führt dies zu einer mechanischen Mehrbelastung im Bereich der Anschlusssegmente, was hier die Entstehung von Instabilität (Anschlussinstabilität) und konsekutiv von Degeneration beschleunigt und schließlich zu erneuten operativen Eingriffen führen kann. Die Spondylodese und der angeborene Blockwirbel haben in Bezug auf die Segmentbeweglichkeit ähnliche Merkmale. Die vorliegende Arbeit soll deshalb die Frage beantworten, ob auch angeborene Blockwirbel zu einer Anschlussinstabilität führen. Weiterhin soll untersucht werden, ob ein Zusammenhang zwischen Patientenalter bzw. dem Verwachsungstyp des angeborenen Blockwirbels und einer möglichen Anschlussinstabilität besteht. Material & Methoden In dieser retrospektiven Studie wurden die Bilddaten von 66 Patienten mit angeborenen Blockwirbeln schnittbilddiagnostisch evaluiert. Anhand von CT- oder MRT-Bilddaten wurden die angeborenen Blockwirbel morphologisch klassifiziert und die anschließenden Bewegungssegmente hinsichtlich des Auftretens von Degeneration in Form von Bandscheibendegeneration, Spondylarthrosen und Neuroforamenstenosen untersucht. Das Ausmaß der Degeneration wurde in Form des Anschlussinstabilitäts-Quotienten erfasst (Ausmaß der Degeneration dividiert durch maximal mögliche Degeneration). Anschließend wurden alle weiteren erfassten Bewegungssegmenten entsprechend analysiert und das Ausmaß der Degeneration dieser übrigen Segmente mittels des Degenerations-Quotienten erfasst. Für den Vergleich der Degeneration der Anschlusssegmente mit den übrigen Bewegungssegmenten wurden die Quotienten voneinander subtrahiert um den Gesamt-Instabilitätsquotienten (um das Maß der Degeneration der übrigen Bewegungssegmente korrigierte Grad der Degeneration in den Anschlusssegmenten) zu errechnen. Mittels einer Korrelationsanalyse wurde der Zusammenhang zwischen dem Patientenalter bzw. der Verwachsungsform des angeborenen Blockwirbels und einer möglichen Anschlussinstabilität untersucht. Ergebnisse Bei den 66 Studienpatienten wurden insgesamt 71 angeborene Blockwirbel identifiziert. Davon lagen 51 Blockwirbel (72%) in der HWS, 18 Blockwirbel (25%) befanden sich in der BWS und 2 Blockwirbel (3%) wurden in der LWS beobachtet. Der Anschlussinstabilitäts-Quotient aller Wirbelsäulensegmente betrug 0,30 und der Degenerations-Quotient 0,17, der Gesamt-Instabilitäts-Quotient somit 0,13. Somit verursachen angeborene Blockwirbel eine Anschlussinstabilität. Die Korrelationsanalyse zeigte einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Patientenalter und der Anschlussdegeneration sowie der Degeneration der übrigen Segmente. Demgegenüber war der Zusammenhang zwischen dem Patientenalter und der um das Maß der übrigen Degeneration korrigierten Anschlussinstabilität nicht signifikant, was für einen altersunabhängigen Anteil der Degeneration in den Anschlusssegmenten spricht. Kein Zusammenhang konnte zwischen dem Blockwirbel- Typ und dem Gesamt-Instabilitäts-Quotienten gefunden werden. Schlussfolgerung Diese Studie an 66 Patienten ist eine umfangreiche Untersuchung der insgesamt sehr seltenen angeborenen Blockwirbel und ihrer Langzeitfolgen. Es konnte gezeigt werden, dass angeborene Blockwirbel eine Anschlussinstabilität verursachen. Der Verwachsungstyp des Blockwirbels beeinflusst die Stärke der Degeneration jedoch nicht.
Introduction Adjacent segment disease (ASD) is a frequent complication of operative spinal fusion. Spinal fusion and congenital block vertebrae have similar features in terms of segment motion. The aim of this study was to investigate whether ASD also develops in patients with congenital block vertebrae, and whether ASD correlates with the age of the patient and the morphology of the block vertebra. Material & Methods Images of 66 patients with congenital block vertebrae in all parts of the spine were evaluated in this retrospective study. Using CT or MRI imaging, the congenital block vertebrae were morphologically classified, while the adjacent and neighbouring motion segments were assessed for the presence of degenerative disease in the form of intervertebral disc degeneration, facet joint degeneration, and neural foraminal stenosis. The degree of degeneration was then determined by calculating the ASD ratio (degree of degeneration divided by the maximum possible degeneration). In addition, all remaining motion segments were evaluated correspondingly and the degree of degeneration in these segments was then determined by calculating a degeneration ratio. To compare the degeneration in the adjacent segments with that in the remaining segments, one ratio was subtracted from the other, in order to determine an overall- instability ratio (the degree of adjacent segment degeneration corrected for the extent of degeneration of the remaining segments). The correlation between adjacent segment disease and the patient age, as well as with block-vertebra morphology, was evaluated. Results In the cohort of 66 patients, 71 congenital block vertebrae were identified, 51 (72%) of which were located in the cervical spine, 18 in the thoracic spine (25%), and 2 in the lumbar spine (3%). An overall ASD ratio of 0.30 was calculated for all adjacent segments, the overall degeneration ratio was 0.17, and the overall-instability ratio was 0.13. Therefore, congenital block vertebrae cause ASD. A significant correlation between patient age and both adjacent segment disease and degeneration in the remaining segments was shown. In contrast, the correlation between the patient age and the degeneration-corrected adjacent segment disease was not significant. No correlation was found between the type of block vertebra and the overall-instability ratio. Conclusion This study describes a comprehensive series of patients with the rare condition of congenital block vertebra, focusing on its long-term complications. It indicates that congenital block vertebrae indeed lead to ASD. The morphology of the block vertebra, however, does not affect the degree of ASD.