The present empirical study investigates how love has been practiced and signified in two different contexts, Germany and Brazil, and examines the implications of cultural capital in this process. Regarding the disparity of scholarly opinion on the subject, the theoretical chapter offers a broad definition of love as a system of meanings and attempts to bring together the contributions of different social scientists on the subject. Grounded in the interpretivist ontological-epistemological approach, this study was conducted under the framework of qualitative social research. Using participant observations, questionnaires, interviews and field notes, the study investigated the amorous conduct of the regional and cultural capital groups. Participant observations of events for singles and reports of respondents who are or were in a binational relationship (Brazil - Germany) were analyzed to describe a courtship process between strangers on-site, and the differences observed in the conduct of the regional groups were highlighted. Bourdieu’s concepts of field and habitus were applied to explain possible nuances in regional amorous codes. Regarding the explanations of respondents for their courtship conduct it was observed how the particular socio-historical trajectories of liberal democracy and feminism in those countries seem to lead the regional groups to favor different artifices of seduction, to follow different paths to an intimate relationship and to deal with different dilemmas and conflicts during courtship. The role of cultural capital in the amorous experience was investigated through the reports of respondents on romance. Although no difference in the experience of romance could be observed between cultural capital groups, some could be observed between the regional groups, which were presented and again related to the socio-historical trajectories of liberal democracy and feminism in those countries.
Die vorliegende empirische Studie untersucht in zwei unterschiedlichen Kontexten, Deutschland und Brasilien, wie Liebe praktiziert und gedeutet wird und welchen Einfluss das kulturelle Kapital in diesem Prozess hat. Mit Hinblick auf die divergierenden wissenschaftlichen Ansichten zu diesem Thema schlägt das theoretische Kapitel eine universelle Definition von Liebe als Bedeutungssystem vor und versucht so die Arbeiten verschiedener Sozialwissenschaftler zusammen zu führen. Im Rahmen der qualitativen Sozialforschung basiert diese Studie auf dem interpretativ ontologisch- erkenntnistheoretischen Ansatz. Durch Beobachtungen, Fragebögen, Interviews und Feldnotizen wurde das amouröse Verhalten von den regionalen Gruppen und von den Gruppen unterschiedlichen kulturellen Kapitals untersucht. Analysiert wurden die Ergebnisse der Beobachtungen von Veranstaltungen für Singles und die Aussagen und Berichte von Individuen, die in einer bi-nationalen Beziehung (Deutschland – Brasilien) sind oder es waren, um das Liebeswerben zwischen Fremden zu beschreiben. Die beobachteten Unterschiede zwischen den regionalen Gruppen wurden aufgezeigt. Bourdieus‘ Konzepte „Feld“ und „Habitus“ wurden angewandt, um mögliche Nuancen regional-unterschiedlicher amouröser Verhaltensweisen zu erklären. Durch die Erklärungen der Befragten in Bezug auf ihr Liebes-Werbeverhalten konnte eruiert werden, dass es insbesondere die sozio-historischen Entwicklungen der liberalen Demokratie und des Feminismus in den Ländern Deutschland und Brasilien zu sein scheint, die regionalen Gruppen dahingehend beeinflusst: unterschiedliche Verführungsmechanismen zu bevorzugen, verschiedenartigen Wegen hin zu einer intimen Beziehung zu folgen und auf unterschiedliche Art und Weise mit Problemen und Konflikten während des Liebes-Werbeverhaltens umzugehen. Durch die Berichte der Befragten über Romantik wurde der Einfluss des kulturellen Kapitals in der amourösen Erfahrung untersucht. Obgleich keine Erfahrungsunterschiede in Bezug auf die Romantik zwischen den Gruppen unterschiedlichen kulturellen Kapitals festgestellt werden konnte, so wurden dennoch einige Unterschiede zwischen den regionalen Gruppen beobachtet, was wiederum auf die sozio-historischen Entwicklungen der liberalen Demokratie und des Feminismus in den jeweiligen Ländern bezogen werden konnte.