In 2004 long-established security concerns of the Republic of Latvia were finally counter-balanced by their accession to the North Atlantic Treaty Alliance, and the consequential formal association to its lead member, the United States. By examining the history of Latvian-American relations, this study provides insight on the practices of U.S. foreign policy with Latvia before this alliance, seeking consistent elements of the United States’ policy with small states through the inquiry – how the United States addressed Latvia, and how this changed. This study, warranted by general lack of attention to small state-great power relations, accepts the elemental difference between the foreign policy of small and large states, both in creation and options, and documents the successional changes in Latvian- American relations through a diachronic case study. While the U.S. is not just a great power, this work shows that the Republic of Latvia is also not simply a small state. By means of comparative analysis it is argued that the Republic of Latvia lacked access to the traditional capacity sources – a term used for concepts of power – preventing the “paradox of small states” from weakening realist assumptions, which are often rejected in small state studies. The model of analysis examines U.S. practices and avoids evaluations that attempt to measure small state gains or success, a fact, which differentiates this work from others. The patterns in U.S. behavior are established from a systemic level of examination, a detailed case study presents “what” happened whereas conditions in the international system are relied upon to answer the question “why”. Latvia’s example supports arguments that small states cannot rely on certain, often assumed, consequential capabilities. The lack of these capacity based capabilities, the foundation for examples of small states achieving disproportionate gains in relations with larger states, show that certain assumptions are not transferable to all small states. In the Latvian example, the challenges of small state newness, including failing state legitimacy and structural weakness along with Latvia’s spatial detachment from the U.S. prevented classical small state tools of leverage from being applicable. Yet, the theoretical assessment demonstrates that by first establishing the fact that Latvia was a limited capacity small state; this fact eases the identification of behavioral themes in the case study, creating an uncontaminated view of the United States’ foreign policy behavior. As a result, three consistent behaviors are identified: first, the U.S.’ use of international law to serve its national interests. Second, the American use of friendship in place of alliances to ensure positive exchange with Latvia without creating obligations; and third, the bureaucratically effective approach to dealing with the Baltic as a whole. Theses primary behavior patterns are revisited in terms of large-small relations, a discussion which facilitates secondary inquiries. The nature of great power-small state relations in IR are presented as transcending the concepts currently presented in other studies of large and small bilateral relations. Small states gravitate toward great powers in search of security, protection, partnerships, and resources, and based on the case study’s example, this inclination creates higher threshold of acceptance for the behavior of a great state, and modifies the behavior of the small. This work signifies that certain behaviors may likely be part of great power – small states relations, however unlike the other research focusing on small state behavior, this research presents a template for the further examination of U.S. behavior with limited capacity small states, like Latvia. It is deliberated that one of the key factors in influencing U.S. behavior towards a small state is the type of small state the great power is dealing with. This categorization is closely related to the capacity, capability and the utility the U.S. designates such states. As a result this research suggests that for the general study of small state-great power relations a broader definition of small state needs to be created, while academic exploration of more unitized small state definitions are necessary to study U.S. relations with these states.
Indem sie die Geschichte der lettisch-amerikanischen Beziehungen untersucht, ermöglicht die vorliegende Arbeit einen Einblick in die Methoden der US- Außenpolitik gegenüber Lettland vor dem Beitritt des Landes zum Nordatlantikpakt. Die Untersuchung zeigt, wie die USA sich gegenüber Lettland verhalten haben und wie sich dieses Verhalten im Laufe der Zeit verändert hat, und weist – trotz der sich im 20. Jahrhundert wandelnden systemischen Rahmenbedingungen – konsistente Elemente der Politik der USA gegenüber Kleinstaaten auf. Neben der bestehenden Forschungslücke bei Studien zu lettisch-amerikanischen Beziehungen, ist die vorliegende Arbeit durch den allgemeinen Mangel an akademischer Aufmerksamkeit für die Beziehungen zwischen Kleinstaaten und Großmächten begründet. Basierend auf einem Modell, das elementare Unterschiede sowohl bei der Formulierung als auch in den Optionen zwischen den Außenpolitiken kleiner und großer Staaten vorschlägt, dokumentiert die vorliegende Untersuchung anhand einer diachronischen Fallstudie die zeitlich aufeinander folgenden Veränderungen in den lettisch- amerikanischen Beziehungen. Die Untersuchung zeigt, dass die USA nicht nur eine Großmacht sind, dass aber auch die Republik Lettland in gleicher Weise nicht nur ein Kleinstaat ist. Dabei wird die Dominanz der Vereinigten Staaten jedoch nicht überbetont. Vielmehr stellt die Arbeit, indem sie die ausgeprägte Schwäche Lettlands aufzeigt, die Wahrscheinlichkeit infrage, dass sich kleine Staaten in bestimmten Großmacht-Kleinstaat-Beziehungen Vorteile verschaffen können. Mittels einer komparativen Analyse wird argumentiert, dass die Republik Lettland keinen Zugang zu traditionellen Kapazitätsquellen – capacity, ein Ausdruck, der für die verschiedensten machttheoretische Konzepte verwendet wird – hatte. Dieses verhinderte, dass das „Paradoxon der Kleinstaaten“ die in der Kleinstaatenforschung oftmals zurückgewiesenen Annahmen des Realismus in zwischenstaatlichen Beziehungen schwächte. Der Rahmen der Studie – identifizierbarer bilateraler diplomatischer Austausch – gibt den Umfang und die Ebene der Untersuchung vor. Das Analysemodell untersucht US-Methoden und -Verfahren und vermeidet dabei bewusst Bewertungen, die versuchen, die Gewinne oder Erfolge von Kleinstaaten zu messen. Dieser Umstand unterscheidet die vorliegende Arbeit von vielen anderen im Feld der Kleinstaatenforschung. Die Muster im Verhalten der USA werden durch einen systemischen Untersuchungsansatz identifiziert, wobei in einer detaillierten Fallstudie aufgezeigt wird, „Was“ passiert ist, während die Bedingungen des internationalen Systems herangezogen werden, um die Frage nach dem „Warum“ in den lettisch-amerikanischen Beziehungen zu beantworten. Geleitet durch Annahmen aus dem Fachgebiet der Kleinstaatenforschung, hinterfragt die vorliegende Arbeit gleichwohl, wie diese Annahmen angewandt werden können, um das Verhalten von Großmächten gegenüber Kleinstaaten zu verstehen. Die Diskussion um die Quellen der „Kapazität von Staaten“ veranschaulicht die Validität dieses Konzeptes im Bezug auf die Etablierung der Leistungsfähigkeit (capability) eines Staates und die Hervorhebung der fundamentalen Unterschiede zwischen Großmächten und Kleinstaaten. Das Beispiel Lettlands stützt das Argument, dass sich Kleinstaaten nicht auf bestimmte, oft vermutete, logisch folgende Fähigkeiten verlassen können. Der Mangel an diesen auf Kapazitäten gründenden Fähigkeiten, die die Grundlage für beispielhafte überproportionale Gewinne von Kleinstaaten in den Beziehungen zu größen Staaten bilden, zeigt, dass bestimmte Annahmen nicht auf bestimmte Kleinstaaten übertragbar sind. Im lettischen Beispiel hinderten die Herausforderungen eines sehr jungen Kleinstaats, unter ihnen mangelnde staatliche Legitimität und strukturelle Schwäche, verbunden mit Lettlands räumlicher Distanz zu den USA, das Land daran, die klassischen „Kleinstaaten-Hebelwerkzeuge“ anzuwenden. Dennoch weist die theoretische Bewertung zunächst die Tatsache nach, dass Lettland ein Kleinstaat mit limitierten Kapazitäten war, weil dadurch aufgezeigt wird, dass genau dieser Umstand in der Fallstudie die Identifikation von Verhaltungsmustern erleichtert, da er einen unvoreingenommenen Blick auf das außenpolitische Verhalten der USA erlaubt. Im Ergebnis werden drei konsistente Verhaltensweisen der USA identifiziert: erstens war das wirksamste Mittel die Nutzung internationalen Rechts zum Wohle nationaler Interessen der USA. Zweitens nützte der Gebrauch von „Freundschaft“ anstelle von Allianzen, um einen positiven Austausch mit Lettland zu sichern, ohne Verpflichtungen eingehen zu müssen. Und drittens war der verwaltungstechnische Ansatz effektiv, das Baltikum als Ganzes zu behandeln. Diese grundlegenden Verhaltensmuster werden in Bezug auf die Beziehungen von großen zu kleinen Staaten erneut aufgegriffen; eine Diskussion, die weiterführende Forschungsfragen anregt. Es wird dargestellt, dass die Art des Verhältnisses zwischen Großmacht und Kleinstaat in den internationalen Beziehungen über die Konzepte hinausgeht, die momentan in anderen Studien zu bilateralen Beziehungen zwischen Groß- und Kleinstaaten vertreten werden. Auf der Suche nach Sicherheit, Schutz, Partnerschaften und Ressourcen fühlen sich Kleinstaaten zu Großmächten hingezogen. Im Beispiel der vorliegenden Fallstudie führt diese Tendenz dazu, dass die Akzeptanzschwelle für das Verhalten der Großmacht erhöht wird und sich das Verhalten des Kleinstaates ändert. Die Arbeit verdeutlicht, dass bestimmte Verhaltensweisen wahrscheinlich Teil von Großmacht-Kleinstaat-Beziehungen sein können. Im Gegensatz zur gegenwärtigen Forschung auf dem Gebiet der Kleinstaaten bietet die vorliegende Untersuchung jedoch darüber hinaus eine Mustervorlage für die weitere Untersuchung des US-amerikanischen Verhaltens gegenüber Kleinstaaten mit limitierten Kapazitäten, wie Lettland. Die Überlegung ist, dass einer der Schlüsselfaktoren im Verhalten der USA gegenüber einem Kleinstaat die spezielle Eigenart des Kleinstaates ist, mit dem die Großmacht sich beschäftigt. Diese Kategorisierung ist eng mit der Kapazität, den Fähigkeiten und dem Nutzen verbunden, den die USA solchen Staaten zuweisen. Als Ergebnis schlägt die vorliegende Untersuchung deshalb vor, dass für die allgemeine Forschung zu den Machtbeziehungen zwischen Kleinstaaten und Großmächten eine breitere Definition von „Kleinstaat“ entwickelt werden muss, während für die akademische Forschung stärker modularisierte Kleinstaaten-Definitionen notwendig sind, um US-Beziehungen mit diesen Staaten zu untersuchen.