dc.contributor.author
Dettbarn, Elisabeth Katharina
dc.date.accessioned
2018-06-07T22:49:47Z
dc.date.available
2011-02-18T08:26:56.200Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/9693
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-13891
dc.description.abstract
Mit dieser Arbeit wurde die Frage untersucht, wie sich lange Haftstrafen auf
die psychische und körperliche Gesundheit auswirken. Es handelt sich um eine
Längsschnittstudie an N = 87 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 43, 61
Jahren, wovon 97,7% männliche (N = 85) und 2,3% weibliche (N = 2) Häftlinge
waren. Die durchschnittliche Haftzeit zum zweiten Erhebungszeitpunkt betrug
14,6 Jahre. 76,7% (N = 67) waren bereits vor der aktuellen Haftstrafe
mindestens einmal durchschnittlich 5,82 Jahre in Haft. Bei den zu verbüßenden
Straftaten handelte es sich mit 42,5% (N = 37) zum größten Teil um
Morddelikte, gefolgt von dem Delikt des gemeinschaftlichen Mordes mit 13,8 %
(N = 12) und sexuellem Missbrauch mit 9, 2% (N = 8). Zur Untersuchung der
Fragestellung wurden jeweils zwei Gutachten aus dem Zeitraum von 1979 bis
2005, wovon eines zu Haftbeginn und das andere zu Haftende erstellt wurde, von
jedem Häftling unter verschiedenen Gesichtspunkten mittels verschiedener Tools
(Persönlichkeitstests, Auftreten von Diagnosen, HAWIE-Test u.a.; s. Methoden)
ausgewertet. Gemessen am Auftreten von Diagnosen nach ICD-10 kann man nicht
von einer negativen Auswirkung auf die psychische Gesundheit sprechen. Die
Anzahl der Diagnosen ging zum Zeitpunkt t2 auf 48,3% (N = 42) von 69% (N = 60)
zum Zeitpunkt t1 zurück. Diese Veränderung beruht fast ausschließlich auf dem
Rückgang an Diagnosen im Bereich von Persönlichkeitsstörungen (Rückgang um
19,5%). Des Weiteren konnte weder ein Zusammenhang mit der Dauer von früheren
Inhaftierungen noch der Dauer der aktuellen Inhaftierung und dem Auftreten
einer psychiatrischen Diagnose festgestellt werden. Die Durchführung einer
Psychotherapie während der Haft hingegen hat einen Einfluss auf das Auftreten
einer Diagnose zum zweiten Untersuchungszeitpunkt (p = 0,037; zweiseitige
Signifikanzmessung; Korrelationskoeffizient r = 0,224). Ebenso besteht ein
Zusammenhang zwischen der Absolvierung einer schulischen oder beruflichen
Ausbildung und dem Auftreten einer Diagnose zum zweiten Gutachtenzeitpunkt (r
= -0,217; p = 0,044). Die aktuelle Haftdauer steht in Korrelation zu
Veränderungen einzelner Skalen des FPI (Freiburger Persönlichkeitsinventar):
Depressivität (FPI 3) (p = 0,046; r = -0,374), Maskulinität (FPI M) (p =0,015;
Korrelationskoeffizient r = 0,456) sowie Geselligkeit (FPI 5) (r = 0,376; p =
0,048). Der Faktor Flexibilität vs. Pflichtbewusstsein (Faktor G) zeigt eine
signifikante Korrelation bezogen auf die Vorhaft (r = 0,416; p = 0,007). Das
Bild der unsteten, wenig disziplinierten, unzuverlässigen Persönlichkeiten,
der es schwer fällt Pflichten zu erfüllen oder sich an Regeln zu halten,
verblasst mit der Haftzeit. Ein Beweis für das vermehrte Aufkommen von
Depressionen konnte nicht erbracht werden. Die Anzahl der Diagnosen änderte
sich diesbezüglich nicht signifikant. Die Ergebnisse der Persönlichkeitstests
zeigten eher eine Stabilisierung ebenso wie für die emotionale Labilität.
Genauso wenig konnten negative Auswirkungen auf die intellektuellen
Fähigkeiten oder die körperliche Verfassung der Probanden gezeigt werden. Die
Frage, in wieweit sich die Haft auf das Sucht- und Abhängigkeitspotential
auswirkt, konnte aufgrund der Schwierigkeit, valide Aussagen diesbezüglich zu
erhalten, nicht beantwortet werden. Die Hostilität und reaktive Aggressivität
nahmen im Laufe der Haft ab. Dies könnte in Zusammenhang mit dem zunehmenden
Alter stehen oder eine zunehmende Tendenz zur Abstumpfung gepaart mit
steigender sozialer Isolation und Introversion bedeuten. Diese
„Abstumpfungstendenz“ könnte auf eine Unselbständigkeit bzw.
Lebensuntauglichkeit außerhalb der Haftmauern hinweisen. Um dieses zu klären
wären Nachbeobachtungsstudien im Anschluss an die Entlassung in die Freiheit
nötig. Das Auftreten von Anpassungs- und Belastungsstörungen wie
beispielsweise Suizidversuche bei 25,2% der Betroffenen zeigt, dass die Haft
bei den Betroffenen deutliche Spuren in der Seele hinterlässt. Dabei handelt
es sich um reversible Störungen, denen unter Umständen entgegengewirkt werden
könnte. Insgesamt ist festzuhalten, dass die Prävalenz von psychischen
Störungen mit 69% (N = 60) allgemein unter Gefangenen sehr hoch ist. Die
klinische Relevanz liegt darin, eine Grundlage für das Verständnis der
Situation Gefangener zu erlangen und somit eine Verbesserung der Versorgung
derselben. Dies soll dazu beitragen das höhere Ziel – den Schutz der
Gesellschaft – zu fördern.
de
dc.description.abstract
Several studies have been conducted on the effects of long-term imprisonment
on mental health but only few with a longitudinal study design. Those with
longitudinal design often have a very short observation period. In this study
the data of 87 long-term prisoners have been compared over an average period
of 14.6 years. Changes of psychological disorders, of personality and
intelligence tests and of physical diseases amongst others have been analyzed.
The rate of psychological disorders has decreased. Adjustment disorder has
been seen in 25.2%. Personality test results describe a stabilization of
traits like depressive attitude, emotional lability and a decrease of
hostility. Neither significant changes on the outcomes of the intelligence
test nor significant changes of physical health were found. Though a decrease
of psychological morbidity is described, the overall numbers of psychological
disorders remain high compared to these of the normal population. A damaging
effect of long-term imprisonment could not be proven by this study.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
long-term imprisonment
dc.subject
long-term detention
dc.subject
indeterminate detention
dc.subject
life-long imprisonment
dc.subject
psychological changes
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Die Auswirkungen langer Haftstrafen auf die psychische Gesundheit
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Norbert Konrad
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Zeiler, Prof. Dr. Wetterling
dc.date.accepted
2011-04-08
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000020193-8
dc.title.subtitle
eine Längsschnittstudie
dc.title.translated
The effect of long-term imprisonment on mental health
en
dc.title.translatedsubtitle
a longitudinal study
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000020193
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000008666
dcterms.accessRights.dnb
free
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open access