dc.description.abstract
Bereits seit drei- bis viertausend Jahren betreiben die Menschen eine
Lebensmittelüberwachung,
wenn auch zunächst nur sehr primitiv. Mit der Entwicklung der Städte wird die
Nahrungsmittelkontrolle intensiviert, was auch seinen Niederschlag in den
einzelnen Stadtrechten
findet. Tierärzte befassen sich mit der Lebensmittelhygiene erst ab Mitte bis
Ende des 18.
Jahrhunderts, und da wiederum zunächst nur vereinzelt. Als ältestes Gebiet
innerhalb der
tierärztlichen Lebensmittelüberwachung ist die Fleischbeschau anzusehen, der
dann die Kontrolle
des Milchverkehrs und später die von Geflügel, Wild, Eiern, Fischen
angegliedert wurde. Es
folgten nach und nach dazu gesetzliche Regelungen für diese einzelnen
Bereiche. Auch innerhalb
der veterinärmedizinischen Ausbildung gewann das Teilgebiet der
Lebensmittelüberwachung
immer mehr an Raum.
Trotz aller progressiven Entwicklung sind auch heute noch nicht alle Probleme
gelöst, bzw. treten
neu zu lösende auf, beispielsweise:
Auf dem Gebiet der Milchüberwachung stehen die Eutererkrankungen und deren
Schnelldiagnostik als zu lösende Probleme im Vordergrund. Ganz neue Aufgaben
für die Tierärzte
ergeben sich durch die Konservierung der Lebensmittel mit Hilfe radioaktiver
Strahlen und die -
speziell in der DDR - im weiteren Ausbau befindliche Produktionskette Erzeuger
- Finalproduzent
\- Verbraucher im Rahmen der Kooperationsbeziehungen in der
Lebensmittelindustrie
Dementsprechend wird auch die Veterinärhygiene-Inspektion in der DDR eine
immer neue
angepaßte Organisationsform erhalten, um in den Räten für landwirtschaftliche
Produktion und
Nahrungsgüterwirtschaft, insbesondere jedoch in Erzeugerberatungsdienst und
den
Erzeugerbeiräten beim Endproduzenten, wirkungsvoll tätig sein zu können
(Stiehler, 1968). Im
Veterinärwesen werden hierbei nicht mehr Einzeltiere oder Einzelherden
strukturbestimmend sein,
sondern die Haupterzeugnisse der industriemäßigen Produktion wie Milch,
Fleisch, Eier, Geflügel,
die die rationellste und bedarfgerechte Herstellung von landwirtschaftlichen
Industrieprodukten
und des Lebensmittelsortiments garantieren (Heinicke, 1968).
Dieser Umstrukturierung in der Produktion trägt auch die 3. Hochschulreform
Rechnung, indem
sie in Ausbildung und Forschung den wissenschaftlichen Vorlauf gewährleistet.
Auf dem Gebiet
der Lebensmittelhygiene bedeutet dies, daß die jährlich sporadisch
durchgeführten
Fortbildungsprogramme durch spezifische Lehrgänge, veranstaltet von
Fachkommissionen bzw.
den Universitäten, abgelöst werden. Diese kurz- und langfristige Weiterbildung
endet als
Abschluß mit dem Fachtierarzt für Hygiene der Nahrungsgüterwirtschaft. Die
seit 1971
bestätigte:
Fachtierärzte sind aufgrund ihrer spezifischen Ausbildung in der Lage,
qualitativ noch intensiver
in der Lebensmittelhygiene tätig zu werden.
Wenn auf dem VIII. Parteitag der SED (15. bis 19. Juni 1971) rückblickend für
die Jahre 1966 bis
1970 festgestellt wurde, daß bei Schlachtvieh, Geflügel und Eiern die
Planziffern überboten (die
Marktproduktion tierischer Erzeugnisse wurde um 20 %je ha landwirtschaftlicher
Nutzfläche
erhöht) und. das Nahrungsmittelangebot für die Bevölkerung weiter verbessert
wurde, so ist das
nicht zuletzt auch ein Verdienst der stets aufopferungsvoll tätigen Tierärzte
in der
Lebensmittelhygiene.
Gleichzeitig wurden auf dem VIII. Parteitag der SED die Kennziffern für den
neuen Fünfjahrplan
(1971 - 1975) festgelegt. Aufgabe der sozialistischen Landwirtschaft ist es,
die Bevölkerung
ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen und der Industrie die notwendigen
Rohstoffe zur
Verfügung zu stellen. Schwerpunktmäßig soll vor allem die Produktion von Milch
und
Schlachtvieh erhöht werden.
Um den hohen Zielen gerecht zu. werden, wurden entsprechende Maßnahmen für die
einzelnen
Teilgebiete der sozialistischen Volkswirtschaft ausgearbeitet. Das erfordert
auch von den in der
Lebensmittelhygiene tätigen Tierärzten aktive Mitarbeit und
verantwortungsbewußten Einsatz
aller zur Verfügung stehenden Mittel.
Im Bereich der Nahrungsgüterwirtschaft sind die Kooperations- und
Vertragsbeziehungen zu den
LPG, VEG, GPG weiter auszubauen, um eine kontinuierliche Planerfüllung und
somit eine stabile
Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln hoher Qualität zu garantieren.
Voraussetzung
hierfür ist gleichzeitig einer Erhöhung der Lager und Verarbeitungskapazität
durch komplexe
sozialistische Rationalisierung. Der Fünfjahresplan 1971 bis 1975 legt dann
spezielle Maßnahmen
für die jeweiligen Zweige der Nahrungsgüterwirtschaft fest. So sind in der
Fleischwirtschaft die
Schacht- und Verarbeitungskapazitäten, angepaßt an die territorialen
Gegebenheiten, zu erhöhen
und die Kühlkapazitäten als Voraussetzung für eine Qualitätsverbesserung der
Produkte zu
erweitern. Auch in der Milchindustrie sind die Abnahme-, Kühl- und
Verarbeitungskapazitäten
sowie der Transport von Milch und Milcherzeugnissen zu rationalisieren.
Desgleichen ist für die
Kühl- und Lagerwirtschaft eine Erhöhung der Kapazität, auch durch Neubauten,
vorgesehen.
Dieses ist schon insofern erforderlich, da in der Lebensmittelindustrie die
Produktion von
Fertigerzeugnissen auf mindestens 118% zu steigern ist.
Neben der Landwirtschaft stehen auch vor der Fischindustrie große Aufgaben.
Vorrangig ist hier
eine Sortimentserweiterung, die Modernisierung der Flotte sowie die Erhöhung
der
Rohfischausbeute durch variablere Verarbeitungstechnologien.
Bei allen diesen hohen Zielen der sozialistischen Volkswirtschaft bleiben die
Aufgaben des
Lebensmittelgesetzes weiterhin unverändert bestehen. Die in der
Lebensmittelüberwachung
tätigen Tierärzte zeichnen verantwortlich für die Werterhaltung der erzeugten
Produkte bis zum
Finalproduzenten und darüber hinaus bis zum Verbraucher in der Zirkulations-
und
Konsumtionssphäre, wobei die Produktion tierischer Erzeugnisse von hoher
Qualität und ohne
Gesundheitsschädigung für den Verbraucher sein soll. Daneben gilt das
Augenmerk der
seuchenhygienischen Absicherung der Produktionsanlagen. Durch alle diese
Verantwortungen
wird der Lebensmittelhygienearzt produktionswirksam, besonders jedoch durch
die
Reklamationspflicht verborgener Mängel und Krankheiten in den
landwirtschaftlichen
Erzeugerbetrieben (Heinicke, 1967), wodurch Fehler bereits im Anfang beseitigt
werden können.
Aus allem ist ersichtlich, daß der Aufgabenbereich für einen Tierarzt in der
Lebensmittelhygiene
verantwortungsvoll und vielseitig ist, daß er zunehmend an Bedeutung gewonnen
hat und auch
noch weiterhin gewinnen wird.
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