Hintergrund: Sexuelles Interesse an Kindern stellt einen wichtigen Risikofaktor für das Begehen von sowohl erstmaligen als auch wiederholten Sexualstraftaten gegen Kinder dar. Ein Großteil der Taten gelangt den Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden nicht zur Kenntnis und bleibt damit im sogenannten Dunkelfeld. Darüber hinaus ist bekannt, dass Männer mit sexuellem Interesse an Kindern auch therapeutische Hilfe suchen, bevor es zu entsprechenden Handlungen gekommen ist. Bislang ist über dieses Dunkelfeld nur wenig bekannt. Ziel: Die vorliegende Arbeit untersucht explorativ die Anwendbarkeit diagnostischer und therapeutischer Prinzipien der Arbeit mit verurteilten Tätern aus dem Hellfeld auf die Arbeit mit Männern im Dunkelfeld. Methode: Mittels einer Medienkampagne wurden Männer mit sexuellem Interesse an Kindern auf ein spezialisiertes Therapieangebot für die Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch aufmerksam gemacht. An dieser Stichprobe wurde die im Hellfeld identifizierte diagnostische Unterscheidbarkeit zwischen der sexuellen Ansprechbarkeit auf vorpubertäre (Pädophilie) und frühpubertäre Kinder (Hebephilie) untersucht sowie die Wirkung von androgendeprivativer Reduktion sexueller Impulse und eines verhaltenstherapeutischen Ansatzes. Ergebnisse: Diagnostische und therapeutische Prinzipien aus dem Hellfeld lassen sich weitgehend auch auf das Dunkelfeld anwenden. Eine Anpassung an die Bedürfnisse einzelner Subgruppen, besonders Nutzern von Missbrauchabbildungen (sog. Kinderpornographie) und Nicht-Tätern, scheint jedoch erforderlich.
Background: Sexual interest in children is an important risk factor for repeated child sexual abuse and child pornography use. It is estimated that the majority of such behavior remains unknown to judicial authorities, i.e. remains in the so called “Dunkelfeld”. Additionally, men with such interest seek therapy even before having acted upon it. Structured data on this Dunkelfeld however has been virtually absent. Aim: The present work sought to explore the applicability of forensic diagnostic and therapeutic principles within the Dunkelfeld. Method: Men with a sexual interest in children were informed of a specialized diagnostic and treatment offer via a media campaign. In respondents to this campaign, the discernability and clinical impact of sexual interest in prepubertal (pedophilia) and early pubertal children (hebephilia) was examined as well as effects of an androgen depletion regime to reduce sexual impulses and a cognitive behavioral therapy approach. Results: Forensic diagnostic and therapeutic principles appear to be widely applicable in the Dunkelfeld. For some subgroups, that are users of child abuse images (so called child pornography) and non-offenders, an adaptation appears necessary.