Die vorliegende Dissertation befasst sich mit dem Klinikalltag an der Universitätskinderklinik der Charité Berlin in den Jahren 1941 bis 1948. Es wurden dafür 6.018 Krankenakten von einer Arbeitsgruppe aus drei Doktorandinnen in einer relationalen Datenbank aufgenommen. In dieser Arbeit wird die Beschreibung des Materials, die Methode der Auswertung mit den Schwerpunkten Patientenherkunft, Ärzteschaft sowie allgemeine Betrachtungen zur Letalität und Mortalität in den Mittelpunkt gerückt. In den zwei verbundenen Dissertationen werden die Krankenakten in Hinblick auf Therapie und Diagnosen untersucht. Die Auswertung der Krankenakten stellt eine bedeutende Grundlage für die Aufarbeitung der Alltagsgeschichte der Krankenversorgung dar. Die Akten wurden im Frühjahr 2003 beim Umzug der Kinderklinik der Charité auf das Rudolf-Virchow-Gelände und dem anschließenden Renovierungsbeginn des alten Hauses der Kinderklinik im Heizungskeller entdeckt. Es konnte festgestellt werden, dass noch etwa 85 Prozent der Akten erhalten geblieben sind. An der Kinderklinik der Charité gab es einen akuten Ärztemangel, der anhand der Akten belegbar ist. Unter anderem durch das Inkrafttreten der Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz am 30.09.1938 und den damit einhergehenden endgültigen Approbationsentzug für jüdische Ärzte verringerte sich die Ärzteschaft auf nur noch 60 Prozent. Die Einberufung der männlichen Ärzte zum Kriegsdienst, das Fehlen von Nachwuchs und Kriegsopfer führte zu einem Tiefpunkt im Oktober 1944 von nur noch fünf statt eigentlich vorgesehenen sechszehn gleichzeitig beschäftigten Ärzten an der Kinderklinik. Bei der Betrachtung der nahezu gleich bleibenden Aufnahmezahlen zeigte sich kein signifikanter Einfluss des Krieges. Aus der Verteilung der Herkunftsorte von Patienten in den Kriegsjahren ist darstellbar, dass sich das Einzugsgebiet von einer Universitätskinderklinik zu einem Gebietskrankenhaus veränderte. Bis zum Jahr 1944 gab es eine gleichbleibende Verteilung der Herkunftsorte. Ab dem Jahr 1945 stiegen die ortsnahen und sanken die ortsfernen Herkunftsbereiche. Dass die Letalität durch den Krieg beeinflusst wurde, kann man anhand der häufigsten Diagnosen zeigen. Über den gesamten Zeitraum lassen sich stabile Wahrscheinlichkeiten an einer Erkrankung zu versterben aufzeigen. Lediglich im Jahr 1945 verdreifachte sich die Letalität. Während des Endes des Krieges sind Kinder verstärkt an Erkrankungen verstorben, die sonst üblicherweise nicht tödlich verliefen. Insgesamt konnte der Einfluss des Krieges anhand einzelner Merkmale der gefundenen Krankenakten aufgezeigt werden.
This thesis deals with the daily life within the Pediatric Clinic of the Charité in Berlin between 1941 and 1948. A group of three doctoral students analysed 6,018 files of patients. In this thesis the description of the material, the method of evaluation with a focus on patient origin, the medical community and general observations on mortality will become the focus. The other two related theses focus on therapy and diagnosis. The evaluation of medical records is an important basis to look into the history of health care represented by the files discovered in early 2003 during the move of the Pediatric Clinic of the Charité on the Rudolf Virchow Centre. The files were found in the old house of the children's hospital in the boiler room. It was found that about 85 percent of the files still remain intact. At Pediatric Clinic of the Charité, there was an acute shortage of physicians provable on the basis of records. Among other things, the Reich Citizenship Law on 09/30/1938 and the consequent withdrawal of Jewish doctors, the medical profession was reduced to only 60 percent. The convening of the male doctors for military service, the lack of young and war victims led to a low point in October 1944, only five instead of the sixteen simultaneously employed physicians at the beginning of the Nazi seizure of power. When considering the almost constant numbers of concurrent patients no significant influence of the war is shown. From the distribution of the places of origin of patients during the war years the reputation as university children's hospital changed to an area hospital. Until the year 1944, there was a consistent distribution of the places of origin. From the year 1945 the near areas of origin rose and distant areas of origin fell. One can show on the basis of the most common diagnoses that the mortality rate was affected by the war. Over the entire period stable probabilities of dying from a disease it is shown. Only in 1945 the mortality rate tripled. During the end of the war, children increasingly died on diseases that were otherwise usually not fatal. Overall, the impact of the war on the basis of individual characteristics of the patient records found could be identified.