Ziel dieser Arbeit war es zum einen, laboreigene Referenzbereiche hämatologischer Parameter bei Heimtierkaninchen (Oryctolagus cuniculus) zu erfassen. Dabei wurde spezielles Augenmerk auf den maschinellen Hämatokrit sowie auf die absoluten Retikulozytenzahlen gelegt. Zum anderen sollten Ursachen und Schweregrad von Anämien beim Heimtierkaninchen untersucht werden. Der laboreigene Referenzbereich für den maschinellen Hämatokrit von 68 gesunden Heimtierkaninchen lag zwischen 0,33 und 0,45 l/l. Der ermittelte Referenzbereich für manuell gemessene Retikulozytenzahlen bei 60 gesunden Heimtierkaninchen war sehr breit und betrug zwischen 57.623 und 407.384 Retikulozyten/µl (0,91–7,75 %). In die Anämiestudie wurden alle Kaninchen mit einem Hämaokrit von ≤ 0,32 l/l aufgenommen. In einem Zeitraum von elf Jahren (2000–2011) wurden retro- und prospektiv 223 Heimtierkaninchen mit einer Anämie ausgewertet. Die Einteilung der Anämien erfolgte anhand der Ursache und des Schweregrades. Als geringgradig wurden Anämien mit einem Hämatokrit zwischen 0,32 und 0,26 l/l bezeichnet. Mittelgradige Anämien lagen bei Hämatokritwerten zwischen 0,25 und 0,19 l/l vor und als hochgradig galt eine Anämie mit einem Hämatokrit unter 0,19 l/l. Die häufigsten Ursachen für Anämien waren Entzündungen (65/223, 29 %) und Blutungen (54/223, 24 %). Bei 7 % (15/223) der Kaninchen wurde eine Nierenerkrankung festgestellt und ein Kaninchen litt an einer Hämolyse auf Grund einer Leberlappentorsion. In 32 Fällen (14 %) wurden gleichzeitig mehrere Diagnosen wie z. B. Blutungen und Entzündungen gestellt, die ursächlich für die Anämie sein konnten. Bei 25 % (56/223) der Kaninchen blieb die Ursache der Anämie unklar. Die Zuordnung zu den hämolytischen Anämien gestaltete sich auf Grund fehlender Einteilungskriterien schwierig. Eine immun-mediierte hämolytische Anämie konnte nicht nachgewiesen werden. Der Großteil der Anämien war geringgradig ausgeprägt (156/223, 70 %). Mittelgradige (43/223, 19 %) und hochgradige Anämien (24/223, 11 %) kamen seltener vor. Ein signifikanter Unterschied im Schweregrad der Anämien auf Grund von Entzündungen, Blutungen und Nierenerkrankungen wurde nicht festgestellt (p = 0,08). Eine Unterteilung in regenerative und nicht-regenerative Anämien, wie sie bei Hund und Katze vorgenommen wird, gestaltete sich bei Kaninchen auf Grund der physiologisch hohen Reikulozytenzahlen im peripheren Blut bei gesunden Kaninchen schwierig. Bei den anämischen Kaninchen unterschied sich die Spanne der gemessenen Retikulozytenzahlen mit 15.360 bis 536.500 Retikulozyten/µl nur geringfügig von denen der gesunden Heimtierkaninchen. Daher muss beim einzelnen Kaninchen der Verlauf der Retikulozytenzahl beurteilt werden, um eine Entscheidung über die Regenerationsfähigkeit treffen zu können. Bei der klinisch-chemischen Blutuntersuchung konnte bei den Kaninchen mit Blutungsanämien ein signifikant erniedrigter Gesamteiweißgehalt im Vergleich zur Gruppe der Anämien auf Grund von Entzündungen festgestellt werden (p < 0,001), auch wenn der Median im Referenzbereich lag. Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass die Anämie bei Kaninchen ebenso wie bei Hund und Katze ein häufig festgestellter Laborbefund war, auch wenn sie oft einen Nebenbefund darstellte.
The objective of the present study was to determine the reference ranges of hematological parameters in pet rabbits (Oryctolagus cuniculus) on the one hand. We especially looked at the automatically measured hematocrit and the absolute reticulocyte count. On the other hand the causes and the severity of anemia in pet rabbits were studied. The reference range for the automatically measured hematocrit of 68 healthy pet rabbits was between 0,33 and 0,45 l/l. The reference range for reticulocytes ranged from 57.623 to 407.384 reticulocytes/µl (0,91–7,75 %). All pet rabbits with a hematocrit below 0,33 l/l were considered as anemic. We conducted a retro- and prospective study of 223 pet rabbits with an anemia over a timeperiod of eleven years (2000–2011). The anemia was classified by cause and severity. Anemia was considered to be mild at hematocrit values between 0,32 and 0,26 l/l. Moderate anemia was classified with a hematocrit from 0,25 to 0,19 l/l and at a hematocrit below 0,19 l/l the anemia was called severe. Anemia was mostly caused by inflammation (65/223, 29 %) and bleeding (54/223, 24 %). 7 % (15/223) of the rabbits suffered from renal diseases and one rabbit got diagnosed with hemolysis caused by liver lobe torsion. In 14 % (32/223) of rabbits more than one underlying disease, like inflammation and bleeding, was diagnosed as possible cause for anemia. In 25 % (56/223) of the anemic rabbits no cause was found. The classification of hemolytic anemia was found to be difficult because of missing criteria. Evidence for an immune-mediated hemolytic anemia could not be found in any rabbits. Most anemias were mild (156/223, 70 %). Moderate (43/223, 19 %) and severe (24/223, 11 %) anemia was diagnosed more rarely. A significant difference of the severity related to the cause (either inflammation, bleeding or renal disease) of the anemia could not be found (p = 0,08). A differentiation between regenerative and non-regenerative anemia, as found in dogs and cats, was difficult due to the high amount of reticulocytes in the peripheral blood of healthy rabbits. In comparison to the healthy rabbits the reticulocyte counts of anemic rabbits (15.360–536.500 /µl) differed only slightly. Considering this, the devolution of reticulocyte counts for every single patient during anemia should be taken as a more proper parameter to differentiate between regenerative and non-regenerative anemia. The blood chemistry revealed a significant lower total protein in rabbits with bleeding anemia to those with anemia caused by inflammatory disease (p < 0,001) although the median was within the reference range. Consequently it can be said, that anemia in rabbits as well as in dogs and cats can commonly be found, even though it was often an incidental finding.