Abstrakt Hintergrund: Feedback ist eine zentrale Intervention zur Unterstützung von Lernen und wird überwiegend im positiv verstärkenden Sinn eingesetzt. Korrektives Feedback kann im medizinischen Unterricht erforderlich sein, wenn Patienten gefährdet oder ethisch-rechtliche Prinzipien verletzt werden würden. Diese Beobachtungsstudie untersuchte die Häufigkeit und Schwere von praktischen Fehlern, die von Studierenden im klinischen Unterricht begangen wurden, sowie die Häufigkeit und die Korrekturebene, auf der die Lehrenden diese Fehler korrigierten. Die Lehrerfahrung der Dozierenden wurde als möglicher Einflussfaktor untersucht. Methodik: Es wurden insgesamt 44 praktische Unterrichtseinheiten (UE) von 31 Lehrenden à je 50 Minuten Dauer videographiert (Sommersemester 2008, Charité Universitätsmedizin Berlin, Blockpraktikum Notfallmedizin, 5. Fachsemester). Die Lehrenden stammten aus den Fachdisziplinen Traumatologie, Innere Medizin und Anästhesiologie. Anhand einer standardisierten Matrix wurden die beobachteten praktischen Fehler in „leichte“ und „schwere Fehler“ differenziert und der Umgang des Lehrenden mit jedem Fehler entsprechend folgender vier Korrekturebenen klassifiziert: 0) kein korrektives Feedback 1) Minimales korrektives Feedback (ohne Erklärung) 2) Elaboriertes korrektives Feedback (mit einfacher Erklärung) 3) Interaktives korrektives Feedback (mit interagierender Bearbeitung des Fehlers) Eingeschlossen wurde nur die jeweils erste Videographie pro Lehrendem und nur UE mit praktischen Fehlern. Um den Einfluss von Berufserfahrung zu untersuchen, wurden ausschließlich Anästhesisten betrachtet. Der Einfluss der Faktoren „Fehlerschwere“ und „Berufserfahrung“ auf die Korrekturebene wurde mit Hilfe von t-Tests ermittelt. Außerdem wurde die durchschnittliche Korrekturebene der einzelnen Lehrenden mit der Unterrichtsevaluation durch die Studierenden verglichen. Ergebnisse: 24 UE erfüllten die Einschlusskriterien für die primäre Forschungsfrage; für die Bewertung des Einflusses der Berufserfahrung erfüllten sie 18 UE. Insgesamt wurden 78 schwere und 63 leichte Fehler beobachtet (3,3 schwere und 2,6 leichte Fehler pro UE). • 62,8% der beobachteten schweren Fehler wurden von den Lehrenden korrigiert. Von den beobachteten leichten Fehlern wurden 39,7% angesprochen. • Die durchschnittliche Korrektur-Ebene bei schweren Fehlern wurde mit 1,19 (±0,71 SD) berechnet, bei leichten Fehlern mit 0,69 (±0,79 SD); keine statistische Signifikanz (p = 0.056; t-Test). • Zwischen der individuellen durchschnittlichen Korrekturebene der Lehrenden und ihrer Feedbackqualität gemäß Studierendenevaluation zeigte sich kein Zusammenhang. • Erfahrenere Lehrende zeigten einen höheren Anteil korrigierter schwerer Fehler und eine höhere dabei angewandte Korrekturebene, allerdings ohne statistische Signifikanz (Korrektur schwerer Fehler: 70,6% ±31,6% SD vs. 62,1% ±32,0% SD; p=0,34; Korrektur-Ebene: 1,33 ±0,71 SD vs. 1,07 ±0,82 SD; p=0,537). • Ein Einfluss der Fachzugehörigkeit der Lehrenden auf ihr Feedbackverhalten war mit den verfügbaren Daten nicht zu klären. Schlussfolgerung: Praktische Fehler von Studierenden treten im notfallmedizinischen Unterricht regelmäßig auf, aber nur etwa die Hälfte von ihnen wird von den Lehrenden korrigiert.
Abstract Background: Feedback usually applied as positive reinforcement is one of the most effective interventions to support learning. Corrective feedback is necessary if patient safety is compromised or ethical boundaries are touched. This observational study investigates frequency and severity of mistakes made by medical students during teaching sessions as well as the frequency and the corrective level which was applied by teachers in these situations. Teaching experience of instructors is analyzed as a potential factor. Methods: During summer term 2008, 44 teaching sessions (TS) of 50 min each, delivered by 31 clinical teachers were video-recorded. TS were part of a course in emergency medicine during the first clinical year. Teachers were physicians from traumatology, internal medicine and anaesthesiology. Analysis was performed using a standardized matrix, sorting students’ mistakes into “minor” and “major”. Reactions of teachers were classified according to four corrective levels: 0) no corrective feedback 1) minimal corrective feedback (without explanation) 2) elaborative corrective feedback (simple explanation) 3) interactive corrective feedback (interactive elaboration). We included only one video of each teacher and only those, where practical mistakes occurred. To evaluate the influence of professional experience we considered only anaesthetists. Influence of the factors „severity of mistakes“ and „professional experience of teachers“ on the corrective level was analysed using t-tests. Results: 24 TS met the inclusion criteria for the primary study question. For analysis of the influence of professional experience 18 videos could be used. In total, 78 major and 63 minor mistakes were observed (3.3 major and 2.6 minor mistakes per TS). • 62.8% of major mistakes were addressed by teachers. They reacted upon 39.7% of minor mistakes. • Average corrective level of all teachers was 1.19 (±0.71 SD) for major mistakes, and 0.69 (±0.79 SD) for minor mistakes; no statistical significance (p = 0.056; t-test). • A significant correlation between individual average corrective level of teachers and quality of their feedback could not be shown. • For more experienced teachers the proportion of corrected mistakes and the corrective level were higher than for less experienced teachers, however with no statistical significance (correction of major mistakes: 70.6% ±31.6% SD vs. 62.1% ±32.0% SD; p=0.34; corrective level: 1.33 ±0.71 SD vs. 1.07 ±0.82 SD; p=0.537). • An influence of the discipline of teachers could not be evaluated with the material available. Conclusion: Practical mistakes of medical students in emergency medicine courses occur regularly, but only about one half of them are addressed by teachers.