Die Videokapselendoskopie des Dünndarms ist ein relativ neues Verfahren in der gastroenterologischen Diagnostik mit einer guten Datenlage für Indikation, Durchführung und Ergebnisse im Bereich von wissenschaftlichen Zentren in der internationalen Literatur. Können diese Daten in einem Krankenhaus der Grundversorgung reproduziert werden und wie ist die Methode in der täglichen klinischen Praxis zu bewerten? Methode: Über einen Zeitraum von 2007 bis 2014 wurden 263 konsekutiv durchgeführte Videokapselendoskopien eines Krankenhauses der Grund- und Regelversorgung in Deutschland ausgewertet. Hierzu erfolgte retrospektiv eine umfangreiche Analyse von Ausgangsdaten, Befunden und therapeutischen Konsequenzen bei verschiedenen Indikationen. Detailliert sollten weiterhin klinisch relevante Zusammenhänge mit ge-rinnungsaktiven Therapien, Untersuchungszeitpunkt, Begleitmorbiditäten und vorhergehenden Koloskopien sowie die Notwendigkeit einer folgenden Ballonenteroskopie und der endoskopischen Platzierung der Kapsel in das Duodenum untersucht werden. Ergebnisse: Die diagnostische Ausbeute gesamt und in den verschiedenen Indikationsgruppen ist in der Grundversorgung mit den Befunden international publizierter Studien vergleichbar. Ein früher Zeitpunkt der Videokapselendoskopie ist vorteilhaft, die Notwendigkeit einer folgenden Intervention durch eine Ballonenteroskopie ist nicht häufig und lässt sich teilweise durch Risikofaktoren voraussagen. Komplikationen traten nicht auf. Die endoskopische Platzierung der Kapsel in das Duodenum bei dokumentierter Magenretention ist sinnvoll und praktikabel. Eine direkt vorhergehende Koloskopie reduziert die Rate an kompletten Untersuchungen nicht. Insgesamt wird bei etwa einem Drittel der Patienten das weitere diagnostische oder therapeutische Management relevant beeinflusst. Diskussion: Die Videokapselendoskopie schließt auch in der Grundversorgung die diagnostische Lücke in der Endoskopie des Gastrointestinaltraktes effektiv, ist jedoch immer im klinischen Kontext zu werten. Der Einfluss auf das klinische Procedere ist relevant.
The video capsule endoscopy of the small bowel is a relatively new procedure in gastroenterological diagnostics with a good data base for indication, performance and achievements in international scientific literature. Can this data be reproduced in a primary care hospital? How is the method appraised in daily clinical practice? Method: Over a period from 2007 to 2014 263 consecutive performed video capsule endoscopies in a primary care hospital in Germany were evaluated through extensive analysis of initial data, results and therapeutic consequences for various indications. Clinically relevant connections with anticoagulant therapy, time of examination, concomitant morbidities, previous colonoscopies as well as the need for a following balloon endoscopy and the placing of the capsule in the duodenum were analyzed in detail. Results: The diagnostic yield overall and in the various indication groups in primary care is comparable to the results of internationally published studies. Capsule endoscopy at an early stage is an advantage. The need for a subsequent intervention by a balloon enteroscopy is not common and can be partly predicted by risk factors. There were no complications. The endoscopic placement of the capsule in the duodenum at docu-mented gastric retention is reasonable and practical. A direct previous colonoscopy does not reduce the rate of complete examinations. Overall in about one third of patients further diagnostic or therapeutic management is affected relevantly. Discussion: Integrating video capsule endoscopy into primary care also effectively closes the gap in endoscopic diagnostics of the gastrointestinal tract, however it should always be assessed in the clinical context.