dc.contributor.author
Eckes, Lena
dc.date.accessioned
2018-06-07T22:23:19Z
dc.date.available
2014-01-17T09:11:09.275Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/9204
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-13403
dc.description.abstract
Diphenhydramin (DPH) und Doxylamin (DA) sind Arzneistoffe aus der Gruppe der
H1-Antihistaminika und kommen heutzutage meist als Schlafmittel zum Einsatz.
Beide sind seit über 60 Jahren auf dem Markt und seitdem in Deutschland ohne
Rezept in der Apotheke frei verkäuflich. Man kann sowohl mit DPH als auch DA
eine starke Intoxikation mit möglichem letalem Ausgang herbeizuführen.
Aufgrund dessen und der einfachen Verfügbarkeit können die Substanzen häufig
bei Obduktionen mit suizidalem Hintergrund festgestellt werden. Es existieren
verschiedene Angaben für Grenzparameter zur Abschätzung der toxischen und
letalen Blutkonzentrationen postmortal und keinerlei Angaben zur Einschätzung
der postmortalen Mageninhaltskonzentration. Anhand eines bestimmten
Fallkollektivs sowie der Literatur zu diesem Thema soll die Kategorisierung
solcher Vergiftungen vereinfacht werden. Deshalb wurden in dieser Arbeit alle
Fälle am Institut für Rechtsmedizin der Charité Universitätsmedizin Berlin, in
denen durch die postautoptische toxikologische Untersuchung DPH oder DA
nachgewiesen werden konnten, vom 01.01.2000 bis zum 31.12.2010 retrospektiv
untersucht. Es wurde eine Einteilung der Fälle nach Blutkonzentration und
Mageninhaltskonzentration vorgenommen und mithilfe des Metaboliten
Diphenylmethoxyessigsäure, sofern dieser vorhanden war, die Zeit zwischen
Einnahme und Todeszeitpunkt abgeschätzt. Die Grenzangaben der
Blutkonzentrationen zur Unterscheidung zwischen therapeutischer, toxischer und
letaler Beeinflussung wurden nach Auswertung der Literatur festgesetzt und
anschließend auf Plausibilität im Einzelfall überprüft. In 73 Fällen wurde in
dem angegebenen Zeitraum DPH nachgewiesen, in 19 Fällen DA. Dies entsprach ca.
1 % der Sektionen für DPH und 0,2 % für DA. 59 der untersuchten 92 Fälle waren
Suizide, von denen in 39 toxische oder letale Blutkonzentrationen für diese
Substanzen nachgewiesen werden konnten. In 18 dieser Fälle lag eine Vergiftung
vor und eine der beiden Substanzen war mit für den Tod verantwortlich. Das
sind 19,5 % aller Fälle mit Nachweis der Substanzen. Nur bei einer Vergiftung
lag eine tödliche Monointoxikation mit DPH vor, bei der die Blutkonzentration
mit 28,5 µg/ml im letalen Bereich lag und keine weiteren Substanzen oder
Alkohol aufgenommen wurden. Die 21-jährige Frau hatte 60 Tabletten Moradorm®
mit dem Inhaltsstoff DPH zu sich genommen. Eine weitere letale Intoxikation
mit dieser Substanz wurde aufgrund des sehr schlechten Allgemeinzustandes bei
einer 42-Jährigen bei toxischem -und nicht letalem- Wirkspiegel von DPH im
Blut vermutet. Es gab im betrachteten Zeitraum keine letale Monointoxikation
mit DA. Somit sind für beide Substanzen letale Monointoxikationen im
ausgewählten Kollektiv als Rarität anzusehen. Die höchste postmortal im
peripheren Blut nachgewiesene Konzentration von DPH lag bei 70 µg/ml. Dabei
handelt es sich um die höchste -der Autorin bekannte- bisher bestimmte
Blutkonzentration in der Literatur. Es wurde eine bis zu 108-fach erhöhte
Konzentration beim Vergleich von Messungen im Herzblut mit solchen im Blut
einer peripheren Vene nachgewiesen, wodurch eindrücklich gezeigt werden
konnte, dass Herzblut für eine qualitative Einschätzung der
Blutwirkstoffkonzentration in der Regel nicht geeignet ist. DA wurde maximal
mit einer Konzentration von 34,2 µg/ml im Herzblut bestimmt. Die höchste
Konzentration im peripheren Blut wurde mit 5 µg/ml gemessen. Es handelte sich
im letzteren Fall um eine kombinierte Vergiftung mit mehreren Substanzen
zusammen mit Zeichen des Ertrinkens. Die Mageninhaltskonzentration lag bei
letalen Blutkonzentrationen von DPH durchschnittlich bei 1.502,7 μg/ml, im
Vergleich dazu bei therapeutischen Blutkonzentrationen bei 23,2 μg/ml. Sie ist
jeweils im Zusammenhang mit den Umständen des Einzelfalles zu bewerten. Die
Literatur ließ 2 Kategorien von Fällen erwarten: Zum einen Erwachsene, die die
Substanzen in suizidaler Absicht einnahmen, und zum anderen Kinder, die
unbeabsichtigt oder durch elterliche Hand diese Substanzen aufgenommen haben.
Im gewählten Kollektiv konnte kein Fall mit letalem Ausgang der letzteren
Gruppe verzeichnet werden. Während die in der Literatur berichteten letalen
Monointoxikationen Blutkonzentrationen für DPH in ähnlichen Größenordnungen
aufwiesen wie die in dieser Arbeit gefundenen, konnten diese für die wenigen
Fälle von DA-Vergiftungen teilweise sehr hohen Konzentrationsangaben nicht
bestätigt werden. Die auf eine Intoxikation unspezifisch hinweisenden
Ergebnisse der Obduktion waren vor allem ein Lungenödem und eine Blutstauung
der Lungen. Dies ließ sich auch in 10 bzw. 11 Fällen der 18 hier betrachteten
Vergiftungen nachweisen. Bisher existierten keine aktuelle Zusammenfassung der
Literatur zu diesem Thema und kein Gesamtüberblick über mögliche Ausprägungen
der DPH- bzw. DA-Aufnahme. Durch diese Arbeit wird die rechtsmedizinisch-
toxikologische Einschätzung von Nachweisen einer der beiden Substanzen im Blut
erleichtert und zugleich entstand ein Referenzwerk zum Vergleich von
Einzelfällen. Dadurch besteht eine relevante praktische Anwendung für die
Ergebnisse dieser Arbeit im rechtsmedizinischen Alltag.
de
dc.description.abstract
Diphenhydramine (DPH) and doxylamine (DA) are H1-antihistamines that are
nowadays used as sleeping aids. They have been established for use over 60
years ago and are available in Germany without prescription ever since. Both
substances can potentially be used for committing suicide and are frequently
found in blood analysis during forensic autopsy. For interpretation of toxic
and lethal blood concentrations, preset concentration boundaries are differing
widely in literature; furthermore, for postmortem concentrations in gastric
content there are no such interpretation aids. This work aims to categorize
intoxications with DPH or DA and compare them to given case reports in
literature. All cases at the Institute of Legal Medicine and Forensic Sciences
in Berlin, Germany with toxicological identification of DPH or DA from
01.01.2000 to 31.12.2010 were evaluated. They were classified using blood and
gastric content concentration. The metabolite diphenylmethoxyacetic acid was
used for estimation of time between intake and death. Blood concentrations
found in literature were used for differentiation between therapeutic, toxic
and lethal substance effect. DPH was identified 73 cases (1% of the autopsies
in this time), DA in 19 cases (0.2%). 59 of these fatalities involved suicidal
intentions; in 39 of these cases blood concentrations were toxic or lethal.
Interestingly, only 18 cases were intoxications with involvement of DPH or DA.
Only one case was a proven monointoxication with DPH (blood concentration 28.5
µg/ml), in which neither other substances nor alcohol were found beside DPH. A
21-year old had taken 60 tablets Moradorm®, which contain 50 mg DPH each. In
the given time period, there were no lethal monointoxications with DA.
Therefore, for the given collective, monointoxications with these substances
are a rather rare occurrence. Besides that, in one of the cases with substance
combination, a postmortal DPH concentration of 70 µg/ml was measured and is
the highest concentration stated in literature so far. Measurements taken in
cardiac blood are not suitable for quantitative analysis proven by the fact
that cardiac blood concentrations reached a value 108 times higher than in
blood from a peripheral vein. The maximum concentration measured for DA in
cardiac blood was 34.2 µg/ml. The highest DA concentration in peripheral vein
blood was 5 µg/ml. Mean concentrations of DPH in gastric content for cases
with lethal DPH blood concentrations were measured with 1,502,7 μg/ml, for
therapeutic DPH blood concentrations with 23.2 μg/ml. Here it is especially
important to evaluate the individual situation of the given case. Literature
suggested cases divided in two main categories: On the one hand adults that
had taken the substances in suicidal intention, and on the other hand children
that had taken tablets by accident or where these had been given by their
parents. The latter group was not found in the evaluated collective. The blood
concentrations in DPH monointoxications found in literature compared to the
one found in this work, which was not the case for DA. Its blood
concentrations were many times higher in literature. Autopsy showed edema of
the lung and blood congestion, as frequently found in intoxications, in 10 and
11 of the 18 evaluated intoxications with these substances. Up to today, there
is no summary of literature concerning intoxications with these substances.
This work gives an overview over possible characteristics of DPH and DA
intoxications and helps with forensic-toxicological evaluation in cases with
toxicological evidence of one of them. This is why this thesis has a practical
application in forensic work on a daily basis.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
antihistamine poisoning
dc.subject
monointoxication
dc.subject
substance combination
dc.subject
forensic toxicology
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Rechtsmedizinische und toxikologische Auswertung von Sterbefällen mit
toxikologischem Nachweis von Diphenhydramin oder Doxylamin im Zeitraum von
2000 bis 2010 am Institut für Rechtsmedizin der Charité Universitätsmedizin
Berlin
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. M. Tsokos
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. A. Büttner
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. rer. nat. F. Mußhoff
dc.date.accepted
2014-02-14
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000095356-3
dc.title.translated
Forensic and toxicological evaluation of fatalities with toxicological
evidence of diphenhydramine or doxylamine from 2000 to 2010 at the Institute
of Legal Medicine and Forensic Sciences in Berlin, Germany
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
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FUDISS_thesis_000000095356
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