Ungeachtet der heutzutage weitgehend schmerzfreien Therapie unter Lokalanästhesie betrachten noch viele Patienten die zahnärztliche Behandlung als beunruhigende und unangenehme Situation. Die pathologische Form der Zahnbehandlungsangst ist weltverbreitet und als eigenständige Erkrankung assoziiert mit der Zahnbehandlung. Die reale Höhe der Angst kann durch eine Screeninguntersuchung über die Visuelle Analogskala (VAS) oder den Zahnbehandlungsangst-Fragebogen (DAS) in der Zahnarztpraxis eingeschätzt werden. Dies kann für das zahnärztliche Team wichtig sein, um entsprechende therapeutische bzw. zahnärztliche Maßnahmen einleiten zu können. Die Zahnbehandlungsphobie ist fast vier Jahrzehnte wissenschaftlich überwiegend in den skandinavischen und amerikanischen Industrieländern untersucht worden, wenig in Deutschland. Praktisch ist die gesamte Literatur verhaltenstherapeutisch ausgerichtet. Die Integration psychologischer Kenntnisse im Allgemeinen und verhaltenstherapeutischer Techniken im Besonderen könnte zukünftig die zahnärztlichen Behandlungen stressfreier gestalten, sowohl für die Patienten als auch für die Zahnärzte. Die Lebensqualität, insbesondere das psychologische Wohlbefinden, die soziale Funktionsfähigkeit der Patienten und die Motivation für die tägliche Praxis könnten sich erhöhen. Die Wirkungen von Ausdauersport auf die psychische Gesundheit sind weniger erforscht als auf physiologische Parameter, weil psychologische Faktoren schwerer mess- und evaluierbar sind. Die Wirkungsmechanismen zu Zusammenhängen von intensivem Ausdauersport und den psychischen Gesundheitsaspekten sind relativ ungeklärt. Neben physiologischen (Veränderung der Endorphinkonzentration) und psychologischen (Selbstwertsteigerung) und sozialen (Interaktion) Erklärungen geraten auch neurowissenschaftliche Modelle in den Blickpunkt. Es mangelt an aussagekräftigen Ergebnissen, welche Rückschlüsse auf die Wirkmechanismen zulassen bzw. die Art, Dauer, Frequenz und Intensität der Betätigung so eindeutig in Zusammenhang mit einer positiven Wirkweise bringen, als dass eine für Dentophobiker erfolg-ersprechende Sporttherapie daraus entwickelt werden könnte. Die Studie hat zum Ziel, die anxiolytische Wirksamkeit einer einmaligen körperlichen Betätigung (30-minütiges Laufbandtraining), die vor der eigentlichen Zahnbehandlung durchgeführt wird, bei Patienten mit einer Dentophobie zu untersuchen. Der Nutzen dieser Studie liegt in der Identifikation potentieller Angriffsmöglichkeiten für neue ergänzende Therapieoptionen und den sich möglicherweise daraus ergebenden neuen Therapiestrategien. Methoden Siebzehn Patienten mit einer Dentophobie (DAS- Mittelwert von 18.71; mittleres Alter 35.5 Jahre, Standardabweichung 2.1; 12 Frauen, 5 Männer) absolvierten ein 30-minütiges Laufband-Experimentaltraining (körperliche Aktivität mit 70% VO2max) und im Wechsel in der zweiten Sitzung ein Placebotraining (körperliche Aktivität mit 20% VO2max) vor einer professionellen Zahnreinigung. Der Erfolg der Therapie wurde mittels Visueller Analogskala (VAS) zur Symptomatik erfasst, welche vor und nach der Intervention sowie an einem follow-up Zeitpunkt von den Patienten angegeben wurde. Parallel dazu erfolgte bei allen Patienten die Beurteilung der Beeinflussung durch die jeweilige Interventionsform (Laufband- Experimentaltraining 70% versus Placebotraining 20%). Zur eindeutigen Interpretation der Daten wurden die Studienabschnitte nach fünf Aspekten unterteilt: Messzeitpunkt 1 (MZ1) Erwartungsangst zu Beginn der Sitzung, MZ2 Zeitpunkt nach Sportintervention (MZ1-MZ2 Sporteffekt), MZ3 mitten in der Zahnbehandlung (MZ3-MZ2 Zahnbehandlungsinterventionseffekt), MZ4 Ende des zahnärztlichen Eingriffs (MZ3-MZ4 Gewöhnungseffekt), MZ5 eine Stunde nach zahnärztlicher Behandlungssitzung (MZ3-MZ5 Rückbildung der klinischen Symptomatik). Ergebnisse Die statistische Auswertung (mittels zweifaktorieller ANOVA mit Messwiederholung und Anwendung univariater F-Tests) der Angst- Fragebögen ergab, dass sich körperliches Training auf die dentalphobischen Patienten auswirkte. Die Varianzanalysen der Mittelwerte der Angst-Scores (VAS) zeigten bezüglich der Erwartungsängste vor zahnärztlicher Behandlung, gemessen an den Messzeitpunkten zu Beginn jeder der zwei durchgeführten Sitzungen, geringere Werte bei der zweiten Sitzung bei den betrachteten Gruppen (Habituation zwischen den Studientagen). Im Vergleich zu der Placebogruppe (20%) konnte eine einmalige 30-minütige sportliche Betätigung im Bereich von 70% der VO2max die Erwartungsangst reduzieren. Während der zahnärztlichen Intervention war ein erneuter Anstieg der Zahnarztangst zu verzeichnen bei der Gruppe, die in der ersten Sitzung die mittel bis stärkere Aktivität (70%) ausführte und bei Probanden, die in der zweiten Sitzung die leichte sportliche Intervention (20%) durchführten. Probanden mit dem zuerst ausgeführten intensiveren Training (70%) gaben eine stärkere und beschleunigte Gewöhnung innerhalb der Behandlungssitzung an als Patienten, die mit dem Placebosport begannen. Diskussion Trotz aller Einwände, die man gegenüber der Selbstbeurteilung mittels psychologischer Fragebögen vorbringen kann, ist sie ein entscheidender Faktor bei Therapieansätzen zur Reduzierung der Angst bei Zahnbehandlungsphobikern. Die Untersuchung belegt, dass eine sportliche Betätigung eine angstmindernde Wirkung bei Patienten mit dentaler Phobie hat. Darüber hinaus wurden verschiedene Phasen in der Befindlichkeit einer Zahnbehandlungssitzung durch Sport beeinflusst. Dies könnte als „Alternative“ oder Ergänzung gegebenenfalls auch bei wiederholter Anwendung (Gewöhnungseffekt) innerhalb einer Psychotherapie hilfreich sein. Jedoch sind Kenntnisse über spezifischere Indikatoren wichtig, die darüber entscheiden, ob der einzelne dentalphobische Patient von solchen Angeboten profitiert. Bis dahin bleibt es der Einschätzung des psychotherapeutisch Tätigen überlassen bzw. sind weitere Forschungsarbeiten notwendig. Die Anzahl der Studien sowie die Stichprobengröße sind zu gering, um allgemeine Aussagen treffen zu können. Sie haben vielmehr Pilotcharakter. Zudem fehlen langfristige Katamnesen.
Many patients still experience dental treatment as an unsettling and unpleasant situation despite of the today available possibility to have a treatment assisted by local anesthetization that is largely pain-free. The pathological form of dental treatment anxiety is prevalent throughout the world and as a condition on its own right associated with dental treatment. The actual level of the anxiety can be evaluated by the dental team on the basis of the visual analogue scale (VAS) or the dental phobia questionnaire (DAS). This assessment can be important for the dental team, in order to take appropriate therapeutic and dental treatment measures. Dental phobia has been studied for almost four decades mainly in the Scandinavian and American industrialized countries, but only little study was done in Germany. In fact, the available literature addresses behavior therapy. Both, for the patients and for the dentists the dental treatment might become less stressful if general psychological knowledge and of behavior therapeutic techniques were integrated. The quality of life, especially the psychological wellbeing, the social capabilities of the patients, and the motivation for the daily practice might be enhanced. The effect of endurance sports on psychological well-being have been less investigated than the physiological effects, because psychological factors are more difficult to measure and to interpret. The way in which intense endurance sports affects psychological well-being is largely unclear. Besides physiological effects (changes in the levels of endorphins) and psychological effects (increased self esteem) and social aspects (social interactions) there is rising interest into neuroscientific models. There is a shortage of meaningful results that would allow drawing conclusions regarding the mechanisms underlying these effects. There are currently too few results that permit to relate the type, duration, and intensity of physical exercise to a positive outcome to allow the development of a promising sports therapy for patient suffering from dental phobia. The aim of this study is to assess a possible anxiolytic effect of a single physical exercise (30 minutes training on a treadmill) before dental treatment, in patients with dental phobia. The potential benefit of the study is the identification of new options for supplementary therapy, and the possible emergence of new therapeutic strategies. Methods Seventeen patients with dental phobia (average DAS-value of 18.71; mean age 35.5 years, standard deviation 2.1; twelve females, 5 males) performed a 30-minutes experimental treadmill exercise (physical exercise with 70% VO2max) and in the second session a placebo exercise (physical exercise with 20% VO2max) before they received a professional dental deep cleaning. The success of the therapy was measured using the „Visual Analog Scale“ based on statements of the patients at five different points in time (before and after the intervention, and in a follow-up meeting). In parallel, the effect of the chosen form of treatment (treadmill experimental exercise 70% versus placebo exercise 20%) was evaluated. For clarity in the interpretation of the data, we divided the study period into the different aspects of the experiment, namely: anticipatory anxiety (MZ1), exercise effect on anticipatory anxiety (MZ1-MZ2), dental intervention (MZ3-MZ2), and habituation (MZ3-MZ4) and recovery (MZ3-MZ5). Results ANOVA with repeated measures was performed. Overall, we found reduced anticipatory anxiety at the second study day, when compared to the first study day (between session habituation). Compared to 20%, 70% activity reduced anxiety anticipating the dental intervention. During the dental intervention, there was an increase in anxiety after 70% VO2max if first, and 20% VO2max if second. If 70% VO2max was first, there was an increased/accelerated (within session) habituation. Discussion Despite possible demurs regarding self-assessments by psychological questionnaires the self-assessment is crucial for therapeutic strategies to reduce anxiety in dental phobia patients. The study shows that physical exercise reduces anxiety in patients who experience dental phobia. Furthermore, physical exercise affects different stages in the dental treatment session. This might be helpful as an alternative or supplemental treatment also by repeated application (habituation) within a psychotherapeutic regime. But knowledge is important about specific parameters that influence if the individual dental phobic patient will benefit from such treatment options. For the moment it is up to the judgment of the psychotherapist, respectively, further research is needed. The number of studies, and the number of participants are too small to deduce generalized statements. Instead they have pilot character. In addition, there is a lack of long range follow-up history.