In der vorliegenden empirischen Studie wurden Kompetenzerwerb und -transfer im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheit untersucht. In einem ersten Schritt wurden 18 einwöchige Seminaren mit zusammen mehr als 300 Teilnehmern einer großen Versicherungsorganisation evaluiert, in denen ehrenamtliche Arbeitssicherheitsbeauftragte auf ihre freiwillig übernommenen präventiven Aufgaben und Funktionen vorbereitet wurden. Nach etwa drei Monaten wurden die Teilnehmer erneut an ihrem Arbeitsplatz befragt. Um die Transferbedingungen in den Betrieben genauer analysieren zu können, wurden ausgewählte Probanden ausführlich interviewt. Ergänzend wurden Informationen von Vorgesetzten und Kolleginnen erhoben u. a. zum Stellenwert des Themas Arbeitssicherheit bzw. betriebliche Gesundheitsprävention in den jeweiligen Betrieben. Im Einzelnen wurden folgende Forschungsfragen untersucht: (a) Wie gut gelingt der Transfer des Gelernten aus den Sicherheitsbeauftragtenseminaren an den Arbeitsplatz? Dazu gehören z. B. das Wissen um die genaue Aufgabenstellung der Sicherheitsbeauftragten, um rechtliche Rahmenbedingungen, Sicherheitsgefahren und Gesundheitsfolgen aber auch soziale und kommunikative Kompetenzen. (b) Wie lassen sich Kompetenzen im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz systematisch und valide erfassen? (c) Lassen sich nach drei Monaten und darüber hinaus nach dem Lehrgang auf der Verhaltensebene positive Transfereffekte aus den Trainingsmaßnahmen im betrieblichen Alltag nachweisen? (d) Wie wirksam ist das Handeln des Sicherheitsbeauftragten und aufgrund welcher betrieblichen Rahmenbedingungen kann es positiv oder negativ beeinflusst werden? Die Ergebnisse der Evaluation lassen darauf schließen, dass das Transferumfeld am Arbeitsplatz für einen positiven und anhaltenden Transfererfolg eine entscheidende Rolle spielt. Die aus der Analyse des Arbeitsumfeldes in mehreren Betrieben identifizierten förderlichen und hinderlichen Faktoren werden in einer Typologie detailliert beschrieben. Auf dieser Basis wurde eine Methode entwickelt, die es erlaubt, Präventionskompetenzen am Arbeitsplatz zu erfassen. Weiter wurde eine Systematik erarbeitet, die es ermöglicht, im Arbeitsumfeld kritische Umfeldfaktoren in der Ausübung dieser Präventionskompetenz wie auch in Fragen der Arbeitssicherheit zu erkennen. Das daraus konzipierte Kompetenzraster erlaubt es, Interviews und Beobachtungsprotokolle anhand konkret beobachtbarer Ereignisse zu analysieren und Kompetenzen zu bewerten. Es stellt damit eine Methode zur praxisbezogenen Problemanalyse und -lösungsfindung im betrieblichen Alltag bereit.
This study is an analysis of the acquirement of competencies in the field of occupational safety and their transfer to the work-place. In the first instance, 18 training courses - for safety officers with a total of more than 300 participants, conducted by a large insurance company - were evaluated. In these courses the safety officers were prepared for their function. In the second phase, three months later, the participants were again interviewed. To analyze the transfer conditions at different sites of one company more thoroughly, selected safety officers were interviewed in more detail. Additionally, supervisors and colleagues were asked to describe the significance and value given to occupational safety and health at work in each particular subsidiary. In detail the following research questions were examined: (a) How successful is the transfer of competencies to the work- place? This included e.g.; knowledge concerning legal parameters, safety hazards and preventative measures, as well as social skills and communication skills. (b) How to gather systematically valid measures of competencies in the field occupational safety? (c) Can those competencies still be found at the work-place three months after the training was completed? Can any positive effects be found on a behavioural level in the daily work-routine? (d) How effective are the actions taken by those investigated safety officers - and due to which surrounding conditions do they feel supported or restricted in their function? The results of this evaluation suggest that the transfer environment at work plays a decisive role for the transfer of competencies in a positive and sustainable way. The analysis of the work environment in different subsidiaries revealed a typology of both supportive and obstructive factors. On that basis a grid or pattern was developed to comprehend and map competencies necessary for an effective and successful occupational safety officer. This grid of competencies allows the detection of critical factors in the work and safety environment, by analyzing interviews and protocols of observations at the work-place. More over, it also allows to rate the individual's competency level - thus offering a valid and practical method for problem analysis and problem solving in the respective field.