Einleitung: Die Grundlage zur Klassifikation von Azetabulumfrakturen stellt die exakte bildgebende Diagnostik dar. Immer wieder wurden die Grenzen der traditionellen Klassifikation nach Judet und Letournel aufgezeigt. Die alleinige Benutzung von konventionellen Röntgenaufnahmen führte zu geringer intrapersoneller Reproduzierbarkeit und interpersoneller Zuverlässigkeit. Ziel der Arbeit war es, eine neue Klassifikationshilfe zu entwickeln, die es ermöglicht durch standardisierte CT-Darstellungen Azetabulumfrakturen ohne Benutzung von Schrägaufnahmen entsprechend der Einteilung nach Judet und Letournel zuverlässig zu klassifizieren und deren klinische Anwendbarkeit zu überprüfen. Material und Methoden: 12 ausgesuchte Fälle mit Azetabulumfrakturen aus dem Datenpool Azetabulum- und Beckenverletzungen der Jahre 2005/2006 wurden begutachtet. Bei allen Fällen erfolgte die Auswahl acht identischer charakteristischer CT-Schichten (fünf axiale, zwei koronare und eine sagittale), sowie der konventionellen Beckenübersichtsaufnahme. Diese Fälle wurden den 14 teilnehmenden Mitgliedern der AG Becken vorgelegt. Die Klassifikation der Azetabulumfrakturen erfolgte nach Judet und Letournel anhand eines Fragebogens. Im Anschluss wurden die Ergebnisse der Klassifikation der Arbeitsgruppe mit der Referenzklassifikation verglichen. Unterschieden wurde hierbei nach der Übereinstimmung der Klassifikation und der Zugangsrelevanz. Die Auswertung erfolgte außerdem noch nach dem Weiterbildungsstatus. Ergebnisse: Von 168 möglichen Klassifikationen wurden 167 ausgeführt. In 90 Fällen (54%) lag eine Übereinstimmung mit der jeweiligen Referenzklassifikation vor. 69 Ergebnisse (41%) ergaben einen abweichenden Frakturtyp, welcher aber keine Änderung in dem zu verwendenden operativen Zugang zur Folge gehabt hätte. Eine Fehlklassifikation lag acht mal (5%) vor. Gemäß des Weiterbildungsstatus erzielten die Oberärzte 54%, die Assistenzärzte 53% Übereinstimmung. Bei den Oberärzten lag eine Fehlklassifikation in 7,5% vor. 93% der Befragten wünschten sich für die Klassifikation mehr CT- Schichten. Schlussfolgerung: Die vorgeschlagene CT-basierte Klassifikationshilfe stellt eine Anpassung an den heutigen Standard der diagnostischen Bildgebung bei Azetabulumfrakturen dar und bedeutet damit einen Schritt zur Vereinfachung der Klassifikation. Sie eignet sich zur zugangsrelevanten Einschätzung des Verletzungsausmaßes und Frakturverlaufes. Für die exakte Klassifikation und die Zuordnung der Fraktur zu einem der Frakturtypen nach dem System von Judet und Letournel sind jedoch mehr Schichten und Rekonstruktionen erforderlich.
Introduction: Detailed radiographic imaging seems to be necessary to classify acetabular fractures. The limits of Judet and Letournel classification for acetabular fractures have been shown in several studies. The use of standard pelvic radiography alone led to less intra- and interobserver agreement. The object of this investigation was to develop and to evaluate a new CT-based classification guide so that acetabular fractures could be classified without using standard Judet views. Materials and Methods: Twelve cases with acetabular fractures being picked from a data pool of the years 2005/2006 have been examined. Eight characteristic CT scans (5 axial scans, 2 coronar scans and 1 sagittal scan) and the standard pelvic radiography have been chosen for each case. Fourteen members of the study group pelvic from the German section of AO classified these cases according to Judet and Letournel classification for acetabular fractures. The results were compared to reference classification. It was differentiated between agreement to classification and differing classification depending from operative access to the acetabular. Training level also was considered. Results: In 90 of 167 classifications (54%) there was a totally agreement to the reference classification – 168 classifications were possible. 69 cases (41%) showed a different type of fracture but there had been no change of therapy or operative access to the fracture. All in all 159 (95%) good to excellent classification results were achieved. Totally incorrect classifications being described by a changing in treatment the fracture were counted 8 times (5%). According to the training level deputies agreed in 54%, residents in 53%. Incorrect classifications by deputies were counted in 7.5%. 93% of the interviewees asked for more CT scans for the classification. Conclusion: The demonstrated CT-based classification guide presents an adaptation to the common standard of diagnostic radiographic imaging for acetabular fractures. It implies a step to an easier classification. It is useful to evaluate the extent of injury and fractures’ characteristics. For a detailed classification more scans and reconstructions seem to be necessary.