Die zunehmende Unzufriedenheit der Ärzteschaft in deutschen Kliniken steht seit einigen Jahren im Zentrum vieler Diskussionen. Als Ursache gelten unter anderem die gesundheitsökonomischen Umstrukturierungen, die auf der einen Seite zu mehr Bürokratie im Bereich des Arztberufes führen und auf der anderen Seite den Anteil an direktem Patientenkontakt minimieren, sowie eine hohe Arbeitsbelastung u. a. durch Überstunden und Multitasking hervorrufen. Als Folge ist nicht nur eine sinkende Effektivität und Qualität der ärztlichen Leistung zu beobachten, sondern auch eine zunehmende Einschränkung der Arzt- Patientenbeziehung. Die Daten, die diese Entwicklung bestätigen, wurden bisher vor allem durch subjektive Befragungen der Ärzte gewonnen. Vor diesem Hintergrund wurde in der vorliegenden Arbeit eine duale Echtzeitanalyse durchgeführt, die als eine der ersten den tatsächlichen Arbeitsprozess von Anästhesisten im operativen und intensivmedizinischen Fachbereich objektiv darstellt. Neben den Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz spielen jedoch auch die individuellen und psychosozialen Arbeitsbedingungen eine wesentliche Rolle, die in der vorliegenden Arbeit durch einen zusätzlich erstellten Fragebogen erfasst werden konnten. Insgesamt wurden jeweils 10 Ärzte aus dem Fachbereich der operativen und intensivmedizinischen Anästhesiologie rekrutiert und an drei unterschiedlichen Arbeitstagen begleitet. Mit Hilfe eines zuvor entwickelten Tätigkeitsprofils und eines Handcomputers konnten dabei alle durchgeführten ärztlichen Aktivitäten in Echtzeit aufgenommen und später analysiert werden. Der Fragebogen beinhaltet Items bewährter Analysen, insbesondere des COPSOQ (Copenhagen Psychosocial Questionnaire), des Selbstwirksamkeit-Optimismus-Pessimismus-Fragebogens (SWOP) und des Tätigkeitsanalyseverfahrens für das Krankenhaus (TAA-KH) und wurde an die teilnehmenden Ärzte, sowie an weitere Kollegen ausgeteilt. Die statistische Auswertung erfolgte im Anschluss mittels Microsoft Excel 2007® und SPSS 18.0 für Windows®. Insgesamt ergab sich ein Beobachtungszeitraum von über 517 Stunden, wobei der durchschnittliche Arbeitstag eine Länge von 8:37 Stunden hatte. Bei der differenzierten Betrachtung der Arbeitszeiten im operativen und intensivmedizinischen Teilbereich zeigten sich signifikante Unterschiede. Des Weiteren ergab die Analyse einen hohen Multitasking-Anteil, sowie eine hohe Frequenz an Tätigkeitswechseln. Ferner wurde insgesamt ein geringer Zeitanteil für die direkte Patientenbetreuung deutlich, wohingegen die Ärzte der Intensivstation vor allem einen hohen Zeitaufwand für Kommunikation und administrative Aufgaben aufbringen mussten. In der Auswertung des Fragebogens zeigten sich eine relativ geringe Arbeitszufriedenheit, sowie eine hohe Belastung durch vor allem quantitative Aufgaben. Die vorliegende Untersuchung konnte einen differenzierten und objektiven Einblick in den Arbeitsablauf der Anästhesisten geben. Dabei wurden einige Ergebnisse vorheriger Erhebungen und Befragungen bestätigt und Daten gewonnen, die als Grundlage für zukünftige Studien dienen können.
Due to structural changes in German health care system physician complain increasing career dissatisfaction during the past few years. The increase in physicians` workload and administrative duties, as well as multitasking has not only an influence on physicians` efficiency and satisfaction but also on patient care. Several studies analyzed the working conditions, mostly based on questionnaires. The purpose of this study was to show the anesthesiologists` workdays in a real time task analysis. Additionally, subjective aspects of workload were determined by questionnaire. Altogether 20 anesthesiologists were observed for a total of 60 workdays by using a computer-based-task-tool. To provide data on their working conditions, ten doctors working in operating room and ten doctors working in intensive care units were shadowed. The questionnaire contains 100 items of established scales such as “Copenhagen Psychosocial Questionnaire” (COPSOQ) and “Questionnaire of self-efficiency, optimism and pessimism” (SWOP). The recorded tasks were analyzed using Microsoft Excel 2007® and SPSS 18.0 for Windows®. Altogether more than 517 working hours were analyzed. The average workday lasted 8:37 hours. The results showed significantly differences between the lengths of workdays in the operating room in contrast to intensive care units. Furthermore physicians were often confronted with multitasking and they had to manage a high rate of activities’ changes. Only a short time is spent in direct patient care, while administrative duties and communication dominate the work on intensive care units. The results of the questionnaire revealed a low work satisfaction and high workload by psychosocial working conditions. The presented study comprised objective data about the workdays and working conditions in anesthesiology. These results of a real time investigation may be useful in further studies to optimize workflow and improve physicians` working conditions.