dc.contributor.author
Andersohn, Frank
dc.date.accessioned
2018-06-07T15:17:48Z
dc.date.available
2011-05-03T10:43:58.356Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/863
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-5065
dc.description.abstract
Trotz Durchführung der zulassungsrelevanten Studien kommt es nicht selten vor,
dass wichtige unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) erst nach
Marktzulassung identifiziert oder in ihrer Bedeutung erkannt werden. Ursachen
hierfür sind unter anderem die niedrige Anzahl von exponierten Patienten, der
Ausschluss von Risikopopulationen (Patienten mit Komorbidität oder
Komedikation, Kinder, ältere Patienten), die begrenzte Dauer der Beobachtung,
sowie die artifiziellen Rahmenbedingungen einer klinischen Studie. Aus diesem
Grund gewinnen Pharmakovigilanz-Methoden an Bedeutung, die eine Überwachung
der Sicherheit neuer Wirkstoffen nach Marktzulassung und die Identifizierung
neuer Arzneimittelrisiken ermöglichen. Die Analyse von UAW-Einzelfällen
mittels Kausalitätsassessment, Signaldetektion in Spontanmeldedatenbanken,
sowie pharmakoepidemiologische Beobachtungsstudien stellen zurzeit die
wichtigsten methodischen Ansätze zur Identifizierung von UAW nach
Marktzulassung dar. Ziel der hier vorgestellten Originalarbeiten war es,
wichtige UAW unter Anwendung dieser Instrumente zu identifizieren. Publizierte
Einzelfallberichte und Fallserien der arzneimittelinduzierten
idiosynkratischen Agranulozytose wurden genutzt, um nach Durchführung eines
systematischen Kausalitätsassessments möglich medikamentöse Auslöser dieser
UAW zu identifizieren. Zusätzlich wurden in Form einer Meta-Analyse typische
Latenzzeiten zwischen Beginn der Exposition mit dem auslösenden Arzneimittel
und Auftreten der Agranulozytose, Patienten-Charakteristika, Einsatz von
spezifischen Therapiemaßnahmen und Verlauf der Agranulozytose analysiert. Es
konnten 36 Arzneimittel identifiziert werden, für die mindestens ein als
sicher eingestufter Fallbericht vorlag und 89 Arzneimittel, für die mindestens
ein als wahrscheinlich eingestufter Fallbericht (aber kein sicherer Bericht)
vorlag. Für 24 Arzneimittel konnte die durchschnittliche Dauer der
Arzneimitteleinnahme vor dem Auftreten der Agranulozytose berechnet werden und
lag zwischen 2 Tagen für Metamizol und 60 Tagen für Levamisol. Die Analyse des
Verlaufs der Agranulozytose zeigte einen klaren Trend hinsichtlich einer
Abnahme des Anteils von fatalen Verläufen. Während im Zeitraum 1966-1980 die
Letalität der Erkrankung noch 17% betrug, reduzierte sich diese auf ca. 11% im
Zeitraum 1981-1990 und 6% im Zeitraum 1991-2006. Die Letalität von Patienten
mit bzw. ohne G-CSF-Therapie unterschied sich nicht voneinander, allerdings
hatten Patienten mit G-CSF seltener infektiöse Komplikationen oder einen
tödlichen Verlauf als Patienten ohne G-CSF. Ein weiterer Risikofaktor für
infektiöse Komplikationen oder einen tödlichen Verlauf waren besonders
niedrige Granulozytenwerte von unter 100/µl. Mittels
Dysproportionalitätsanalysen in der Spontanmeldedatenbank der amerikanischen
Arzneimittelbehörde (FDA) wurde der Zusammenhang zwischen Dopaminagonisten und
dem Auftreten fibrotischer Reaktionen, sowie zwischen Antipsychotika und dem
Auftreten von Priapismus untersucht. Für fibrotische Reaktionen zeigten sich
Signale für Ergot-Dopaminagonisten als Gruppe und für die Einzelsubstanzen
Bromocriptin, Cabergolin und Pergolid. Im Gegensatz dazu fanden sich keine
Signale für non-ergot-Dopaminagonisten (Pramipexol, Ropinirol, Rotigotin). In
der Auswertung zu Priapismus fand sich in Übereinstimung mit der
Ausgangshypothese ein deutliches Signal für Antipsychotika mit hoher Affinität
zu Alpha-1-Adrenozeptoren, während das Signal für Antipsychotika mit niedriger
Affinität deutlich weniger stark ausgeprägt war. In Kohortenstudien mit
eingebetteter Fall-Kontroll-Studie untersuchten wir unter Anwendung der GPRD
(General Practice Research Database) den Zusammenhang zwischen der Einnahme
von Dopaminagonisten und dem Auftreten von Herzklappeninsuffizienzen, sowie
zwischen der Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und dem
Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Es fand sich für die Ergot-
Derivate Pergolid und Cabergolin, nicht aber für andere Dopaminagonisten, ein
erhöhtes Risiko für neu aufgetretene Herzklappeninsuffizienzen. Dieses Risiko
war insbesondere bei Patienten erhöht, die Pergolid oder Cabergolin in höheren
Dosen (>3 mg) und über einen längeren Zeitraum (>6 Monate) eingenommen hatten.
Dieses Ergebnis entsprach der biologischen Ausgangshypothese, dass die
Herzklappenschädigungen durch Dopaminagonisten primär durch ihre agonistische
Aktivität am 5-HT2B-Rezeptor verursacht werden. In den Kohortenstudien zu NSAR
und kardiovaskulären Risiken fanden wir für den Herzinfakt erhöhte Risiken für
Cyclooxygenase-2-selektive NSAR (Rofecoxib, Celecoxib und Etoricoxib) und für
Diclofenac. Kein erhöhtes Risiko beobachteten wir für die nichtselektiven NSAR
Naproxen und Ibuprofen. Die Ergebnisse für Schlaganfälle waren ähnlich,
allerdings war hier Celecoxib nicht mit einem erhöhten Risiko assoziiert. Die
Analyse von Einzelfallberichten und Dysproportionalitätsanalysen in
Spontanmeldedatenbanken stellen wichtige und nützliche Instrumente zur Signal-
Identifizierung neuer UAW dar, weisen aber auch einige Nachteile auf.
Sekundärdaten in Form großer Gesundheitsdatenbanken wie der GPRD haben sich
als Datenquelle für die Durchführung pharmakoepidemiologischer Studien bewährt
und eignen sich zur Überprüfung von Signalen aus dem Spontanmeldesystem.
Zusätzlich werden sie in Zukunft auch in Bezug auf die Signalgenerierung im
Rahmen eines aktiven Pharmakovigilanzansatzes deutlich an Bedeutung gewinnen.
Die Nutzung von Routinedaten aus dem deutschen Gesundheitswesen für die
systematische Überwachung von Arzneimitteln nach Marktzulassung wäre für die
Arzneimittelsicherheit in Deutschland von großer Bedeutung.
de
dc.description.abstract
Despite availability of drug safety information from pre-marketing studies,
important adverse drug reactions are often identified or characterized only
after drug approval. Reasons include the rather low number of exposed subjects
in pre-marketing trials; the exclusion of special patient populations (e.g.
patients with comorbidities; children; elderly); the limited duration of the
studies; and the strictly controlled and thus rather artificial environment in
which these studies were performed. For these reasons, there is a clear need
for pharmacovigilance methods allowing monitoring the safety of newly marketed
drugs as well as identification of new risks. Analyses of individual case
reports of adverse drug reactions using causality assessment; quantitative
signal detection; and observational pharmacoepidemiological studies are the
most important methods for post-marketing identification of adverse drug
reactions. Aims of the presented studies were to identify important adverse
drug reactions using these different methods. Published case reports and case
series were used to identify potential causes of non-chemotherapy drug induced
agranulocytosis after performing a systematic causality re-assessment. In
addition, mean latency periods between start of drug exposure and disease
onset; patient characteristics; use of specific therapeutic interventions; and
the typical course of agranulocytosis were analyzed. There were 36 drugs with
at least one case reports classified as definitely related to occurrence of
agranulocytosis; and 89 drugs with at least one report classified as probably
related. For 24 drugs, available data allowed calculating the duration of drug
exposure before onset of agranulocytosis. The duration ranged between 2 days
for metamizole (dipyrone) and 60 days for levamisole. A time-trend analysis
indicated that case fatality decreased substantially over time. Case fatality
was 17% during 1966-1980, 11% during 1981-1990, and 6% during 1991-2006. Case
fatality in patients with and without treatment with G-CSF did not differ, but
the composite endpoint of infectious complications or fatality occurred less
often in patients treated with G-CSF. Another important risk factor for
infectious complications or death was a low nadir of neutrophils (<100/µl).
Signal detection with dysproportionality analyses of the database of adverse
drug reactions of the US Food and Drug Administration (FDA AERS database) were
used to study the relationship between dopamine agonists and occurrence of
fibrotic reactions and the relationship between antipsychotics and priapism.
For fibrotic reactions, there were signals for ergot-derived dopamine agonists
as a group, as well as for the individual drugs bromocriptine, cabergoline and
pergolide. In contrast, no signals were identified for non-ergot derived
dopamine agonists (pramipexole, ropinirol, rotigotine). The analysis of
reports of priapism revealed a strong signal for antipsychotics with high
affinity to alpha-1 adrenoceptors, while only a week signal was present for
antipsychotics with lower affinity. In cohort studies with nested-case control
analysis, we studied the relationship between exposure to dopamine agonists
and the occurrence of valvular regurgitation, and the relationship between
exposure to non-steroidal antirheumatic drugs (NSAIDs) and the occurrence of
myocardial infarction and stroke. For all these studies, the UK General
Practice Research Database (GPRD) were used as the data source. There was an
increased risk of newly occurring valvular regurgitation for the ergot-derived
pergolide and cabergoline, but not for other dopamine agonists. This risk was
particularly increased in patients who used these drugs in higher doses (>3
mg) or for a longer duration (>6 months). This result was in accordance with
the hypothesis that valvular damage is caused by agonistic activity at the
5-HT2B receptor. The studies on the relationship between NSAIDs and
cardiovascular events revealed for myocardial infarction increased risks with
COX-2 selective NSAIDs (rofecxoib, celecoxib, etoricoxib) and with diclofenac,
but not with the nonselective NSAIDs naproxen or ibuprofen. For stroke, the
results were similar with the exemption of celecoxib, which was not associated
with an increased risk in this study. The analysis of individual case reports
(qualitative signal detection) and dysproportionality analyses in databases of
adverse drug reactions (quantitative signal detection) are important tools to
identify adverse drug after drug approval, but have several limitations. Large
healthcare databases such as the UK GPRD have been shown to be important data
sources for pharmacoepidemiological studies and can be used to validate
signals from spontaneous reporting system. In addition, healthcare databases
will become more important for signal detection in the framework of pro-active
pharmacovigilance systems. The systematic use of German healthcare data for
the post-marketing monitoring of new drugs would also improve the current
pharmacovigilance system in Germany.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
pharmacoepidemiology
dc.subject
pharmacovigilance
dc.subject
post marketing surveillance
dc.subject
adverse drug effects
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Identifizierung unerwünschter Arzneimittelwirkungen nach Marktzulassung
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Petra Thürmann
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Joerg Hasford
dc.date.accepted
2011-01-24
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000022410-7
dc.title.translated
Post-marketing identification of adverse drug effects
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
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FUDISS_thesis_000000022410
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FUDISS_derivate_000000009399
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