dc.contributor.author
Neuhaus, Andres
dc.date.accessioned
2018-06-07T21:55:15Z
dc.date.available
2011-11-11T10:47:05.969Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/8605
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-12804
dc.description.abstract
Die Schizophrenie zählt auch nach über hundert Jahren intensiver
psychiatrischer Forschung zu denjenigen Erkrankungen, die sich einer
objektiven Diagnosestellung durch Biomarker entziehen. Neben der klinisch im
Vordergrund stehenden produktiven Symptomatik sind kognitive Störungen in den
Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses gerückt. Für die Domäne der
selektiven Aufmerksamkeit wurden auf behavioraler, elektrophysiologischer und
bildgebender Ebene konsistente Defizite bei schizophrenen Patienten
beschrieben. Gegenstand der vorliegenden Studien ist daher die Untersuchung
neurophysiologischer Marker verschiedener selektiver Aufmerksamkeitsprozesse
auf ihre mögliche Verwendbarkeit als Marker der Schizophrenie. Die hier
vorliegenden Arbeiten befassen sich mit der Analyse Ereignis-korrelierter
Potentiale des Attention Network Test bei schizophrenen Patienten. Neben der
Untersuchung früher Prozesse der selektiven Aufmerksamkeit wurde hier vor
allem auf die Charakterisierung neurophysiologischer Korrelate exekutiver
Funktionen fokussiert. Ein früher Indikator selektiver Aufmerksamkeit besteht
in der N1-Komponente des visuellen Ereignis-korrelierten Potentials (engl.
event-related potential, ERP). Hier fanden sich deutliche Defizite der
N1-Amplitude bei schizophrenen Patienten sowohl hinsichtlich der Abhängigkeit
von der Salienz im Rahmen der exogenen N1-Konstituente als auch hinsichtlich
der Abhängigkeit von selektiven Aufmerksamkeitsinhalten als Korrelat der
endogenen N1-Konstituente. Quellenanalytische Methoden legen dabei den
Verdacht auf einen zumindest auf Ebene der funktionellen Neuroanatomie
deutlichen Zusammenhang zwischen Defiziten der exogenen und endogenen
Konstituenten nahe. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass ERP-
Indikatoren ‚höherer’ kognitiver Funktionen, wie hier am Beispiel der
selektiven Aufmerksamkeit untersucht, durch Defizite der sensorischen
Informationsverarbeitung konfundiert werden können. Bei der Untersuchung
exekutiver Defizite wurde auf die P3-Komponente als Indikator evaluativer,
exekutiver Prozesse fokussiert. Hier fand sich ein robustes Defizit der
P3-Komponente, dass quellenanalytisch durch ein zu Grunde liegendes Defizit im
anterioren cingulären Kortex erklärt werden kann. Insbesondere wurde ein
stabiles Modulationsdefizit der parietalen P3-Amplitude identifiziert, das im
Vergleich mit einer klinischen Kontrollpopulation eine gewisse Spezifität für
die Schizophrenie zu besitzen scheint. Weiterhin konnte eine Unabhängigkeit
dieses P3-Defizits von der Erkrankungsdauer nachgewiesen werden. Funktional
könnten diese Defizite in einer Störung der Kontextprozessierung visueller
Reize begründet sein, die für eine kohärente Objektrepräsentation notwendig
ist. Diese Befunde legen nahe, dass die weitere Charakterisierung dieses
spezifischen Defizits einen relevanten Wissenszuwachs in der Beschreibung
neurophysiologischer Marker der Schizophrenie besitzen könnte. Neben
hypothesengeleiteten Ansätzen der neurophysiologischen Biomarkerforschung
wurde ein primär Daten-geleiteter Ansatz zur ERP-Analyse gewählt, der
perspektivisch zu einer automatisierten Krankheitsklassifikation führen
könnte, die unabhängig von oder in Ergänzung zu klinischen Befunderhebungen
durchführbar ist. Die Auswahl der ERP-Parameter N1 und P3 erfolgte dabei
hypothesengeleitet anhand der bisherigen Forschungsergebnisse. Mit Hilfe
maschineller Lernalgorithmen wurde eine Kombination aus ERP-Parametern
identifiziert, anhand derer in der vorliegenden Stichprobe eine einfach
verblindete Krankheitsklassifikation mit ca. 80% Sensitivität und Spezifität
möglich war. Anhand der vorliegenden Forschungsergebnisse konnte insbesondere
mit der Modulation der parietalen P3-Amplitude ein neurophysiologischer
Parameter identifiziert werden, der gewisse Gütekriterien für biologische
Marker psychischer Störungen erfüllt. Die vorliegenden Forschungsergebnisse
liefern erste Hinweise für eine Krankheitsspezifität der parietalen
P3-Modulation und für eine Unabhängigkeit vom Stadium der Erkrankung.
Insgesamt weisen die vorgestellten Befunde auf spezifische neurophysiologische
Defizite der Schizophrenie hin und illustrieren deren hohes Potential zur
Verwendung als potentieller Krankheitsmarker. Konsequente Fortsetzungen des
hier vorgestellten Forschungsansatzes bestehen in der Durchführung genetischer
Assoziationsstudien sowie in longitudinalen Studien vor allem an Patienten mit
einem putativen Prodromalstadium einer Schizophrenie. Methodische
Optimierungen sind mit dem Einsatz weiterer Paradigmen sowie einer single
trial-Analyse möglich. Die unterschiedlichen Zugänge der Hypothesen-geleiteten
und der Daten-basierten ERP-Analyse können hierbei sinnvoll kombiniert werden,
um die Belastbarkeit der erhobenen Befunde zu prüfen.
de
dc.description.abstract
After a century of intensive research, schizophrenia still belongs to those
disorders that cannot be objectively diagnosed by the use of biomarkers.
Besides the positive symptoms that usually define the clinical picture of
exacerbated schizophrenia, psychiatric research increasingly investigate
cognitive deficits associated with schizophrenia. For the domain of selective
attention, consistent deficits have been reported using behavioral,
electrophysiological, and neuroimaging approaches. The studies reported here
focus on the characterization neurophysiologic indicators of selective
attention processes and their potential use as biomarkers of schizophrenia.
Specifically, early sensory and late cognitive event-related potentials (ERPs)
associated with the Attention Network Test in schizophrenia were investigated.
The so-called N1 as an indicator of early selective attention processes was
found to be reduced in schizophrenia. Both stimulus salience and top-down
control processes contributed to this deficit, indicating a contribution of
both exogenous and endogenous N1 constituents to this deficit. Source analyses
suggest a neuroanatomical overlap between both constituents, indicating that
late cognitive ERPs might be partially confounded by deficits of sensory
information processing. Investigations of higher cognitive functions focused
on the P3-component as an indicator of evaluative, executive processes. Here,
a robust P3 amplitude modulation deficit was found that was associated with a
current density deficit of anterior cingulate cortex. Specifically, a study
that included a clinical population as disease controls suggests that this P3
amplitude modulation deficit seems to be specifically associated with
schizophrenia. Further, an independence of disease state could be
demonstrated. Together, these studies suggest that a continued
characterization of this specific P3 amplitude modulation deficit could
considerably contribute to the identification of neurophysiologic markers of
schizophrenia. Along with the hypothesis-driven approach, a data-driven
analysis was performed that could lead to an automated disease classification
on a single-subject level. For this approach, N1 and P3 components were
extracted und analyzed by means of machine learning algorithms. This method
lead to the identification of 4 ERP parameters that sufficed to correctly
classify schizophrenia patients and healthy controls with ca. 80 % specificity
and sensitivity. In summary, the current studies identified a modulation
deficit of parietal P3 amplitude that fulfilled some, but not all, quality
criteria of biological markers of psychiatric disorders. Consequently, genetic
association studies and longitudinal studies with prodromal patients should
follow to further assess the suitability of the identified ERP marker as an
endophenotypical marker. Methodological optimizations are possible with the
use of further paradigms and single-trial analyses. Hypothesis- and data-
driven analyses may serve as complementary approaches to test the reliability
of study results.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Selective Attention
dc.subject
Attention Network Test
dc.subject
Event-related Potentials
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Möglichkeiten und Grenzen neurophysiologischer Indikatoren selektiver
Aufmerksamkeit als Biomarker der Schizophrenie
dc.contributor.contact
andres.neuhaus@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. Andreas Fallgatter, Tübingen
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl, Leipzig
dc.date.accepted
2011-10-24
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000034405-3
dc.title.translated
Potential use and limitations of neurophysiological indicators of selective
attention as biomarkers of schizophrenia
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000034405
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000010228
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access