For more than twenty years investigative psychologists examine the relationship between crime scene actions of sexual offenders (e.g., Canter & Heritage, 1990) and offender characteristics with notable success (e.g., Mokros, 2007). More recently, researchers investigated crime scene behavior as a complement for the clinical diagnosis of sexual paraphilia. Nitschke et al. (2009) developed a file-based observer rating of crime scene behaviors associated with the diagnosis of sexual sadism whereas Dahle et al. (2013) developed a screening scale of pedophilic crime scene behavior. However, this dissertational project constitutes the first attempt to investigate the predictive accuracy (i.e., sexual recidivism) of crime scene behavior in a structured and holistic way. Two approaches to risk assessment were adopted following second and third generation risk assessment (Andrews & Bonta, 2010). First, an actuarial risk tool was developed following a criterion-keying approach and cross-validated using a second independent sample. Second, theoretical relevant enduring offender propensities were inferred from sexual crime scene behaviors. In the development of the behavioral propensities weaknesses of the previous research were addressed. Specifically, the reliability as well as the validity of the proposed propensity themes was tested. The studies coherently showed the construct validity of the proposed themes by considering the predictive validity (e.g., sexual recidivism) and convergent validity (e.g., previous offenses), The results indicate that it is possible to predict future sexual offending using the Crime Scene Behavior Risk (CBR) measure as well as by the assessment of enduring offender propensities evidenced in offending behavior. Also, the CBR measure as well as offender propensities added incrementally to a commonly used risk assessment instrument (i.e., Static-99). Hence, the assessment of risk-relevant constructs by static and dynamic risk assessment instruments in combination with so far neglected crime scene behavior related indicators of these constructs could yield more psychometrically sound measures of future sexual offending.
Seit mehr als zwanzig Jahren wird der Zusammenhang zwischen dem Tatverhalten von Sexualstraftätern (e.g., Canter & Heritage, 1990) und Tätereigenschaften (e.g., Mokros, 2007) untersucht. In letzter Zeit wird das Tatverhalten zusätzlich als ergänzende Datenquelle für die klinische Diagnostik sexueller Paraphilien erforscht. Nitschke et al. (2009) entwickelten ein aktenbasiertes Beurteilungsinstrument von Tatverhaltensweisen, welche mit der klinischen Diagnose von sexuellem Sadismus assoziiert sind. Ferner stellt die durch Dahle et al. (2013) entwickelte Screening Skala Pädophilen Tatverhaltens einen vielversprechenden Ansatz als diagnostisches Hilfsmittel für die Diagnose einer Pädophilie dar. Im Gegensatz zu den diagnostischen Potentialen der Tatbildanalyse wurde deren prognostische Relevanz bisher jedoch vernachlässigt. Die vorliegende Doktorarbeit stellt einen ersten Versuch dar, Tatverhalten als Indikator für Rückfälligkeit von verurteilten Sexualstraftätern zu untersuchen. In Anlehnung an die zweite und dritte Generation der Risikoprognose (Andrews & Bonta, 2010) wurden zwei verschiedene Ansätze der Entwicklung von Prognoseinstrumenten verfolgt. Erstens wurde basierend auf nomothetischen (oder auch aktuarischen, statistischen) Methoden der Kriminalprognose ein statistisches Prognoseinstrument entwickelt, wobei hier der Fokus auf dem empirischen Zusammenhang der Tatbildvariablen mit dem Kriterium „Rückfall mit einem Sexualdelikt“ lag. Der Tatbild-Risiko-Score konnte nach der Entwicklung an einer zweiten unabhängigen Stichprobe kreuzvalidiert werden. Zweitens wurden theoretisch bedeutsame, überdauernde Täterneigungen anhand des Tatverhaltens operationalisiert und daraufhin empirisch die prognostische Validität dieser Tatthemen untersucht. Dabei wurden Schwächen früherer Studien adressiert. Speziell wurde die Reliabilität sowie die Validität der verhaltensbasierten Tatthemen untersucht. Über drei Studien an verschiedenen Gruppen von Sexualstraftätern (Fremdvergewaltiger, Vergewaltiger bekannter Opfer, Kindesmissbrauchstäter) hinweg konnte kohärent die Konstruktvalidität sowie die prognostische Validität verschiedener Tatthemen belegt werden. Die Ergebnisse der Doktorarbeit zeigen, dass es möglich ist, Rückfälligkeit mit einem Sexualdelikt mittels des Tatbild-Risiko- Scores sowie anhand von risiko-relevanten Tatthemen vorherzusagen. Ferner waren der Tatbild-Risiko-Score sowie verschiedene risiko-relevante Tatthemen gegenüber dem Static-99 inkrementell valide. Somit kann festgehalten werden, dass die Erfassung von rückfallrelevanten Konstrukten mittels statischer Prognoseinstrumente durch die Kombination mit bisher vernachlässigten tatverhaltensbasierter Indikatoren zu einer besseren Erfassung dieser Konstrukte führt.