Die Dissertation untersucht das sog. Herkunftslandprinzip als Regelungstechnik des europäischen Sekundärrechts, die vor allem in den Binnenmarktrichtlinien des europäischen Gesetzgebers als Ausprägung des Grundsatzes der gegenseitigen Anerkennung rechtlicher Standards durch die Mitgliedstaaten der EU Anwendung fand und findet. Durch Vergleich von Normierungen des Herkunftslandgedankens in zahlreichen bestehenden Richtlinien und Verordnungen (auch im Primärrecht) der EU ebenso wie in aktuellen Rechtssetzungsverfahren soll deutlich werden, dass es sich hierbei um eine gewachsene anerkannte Regelungstechnik mit einheitlichen Strukturprinzipien in den unterschiedlichsten Ausformungen handelt. Im Einzelnen werden hierbei nicht nur das besonders im Fokus der juristischen Aufmerksamkeit verortete Herkunftslandprinzip der E-Commerce- Richtlinie oder das Sendestaatsprinzip der Fernsehrichtlinie ausführlich dargestellt, sondern auch in diesem Zusammenhang nicht so bekannte Regelungen u.a. aus dem Banken-, Kapitalmarkt-, Datenschutz- oder Versicherungsrecht erläutert. Besondere Aufmerksamkeit wird zudem aktuellen oder mittlerweile abgeschlossenen Rechtssetzungsverfahren zuteil: Genannt sei der Entwurf für eine Dienstleistungsrichtlinie oder die Richtlinie 2005/29/EG über unlautere Geschäftspraktiken im Binnenmarkt. Hierbei wird herausgearbeitet, dass als Unterfälle des Binnenmarktansatzes der Herkunftslandgedanke als Herkunftslandprinzip i.e.S. oder als bloßes Beschränkungsverbot Anwendung finden. Weiterhin sollen Entwicklungsperspektiven der Regelungstechnik deutlich werden: Gerade das Herkunftslandprinzip der E-Commerce-Richtlinie und vor allem das im Vorschlag für die Dienstleistungsrichtlinie gewährleisten durch einen horizontalen Ansatz durch Normierung eines weiten koordinierten Bereiches bei gleichzeitiger Feinsteuerung durch Ausnahmeregelungen eine weit reichende Sicherstellung der Funktionsfähigkeit des Binnenmarktes durch sofortige Garantie der jeweiligen Grundfreiheit in Reaktion auf bestehende Hemmnisse durch bestehende Rechtsunsicherheit aufgrund von Rechtszersplitterung in den Mitgliedstaaten. Im Zentrum steht hierbei die Herausstellung der ausschließlichen Verantwortung des Herkunftsmitgliedstaates und umgekehrt der Anerkennungspflicht des Bestimmungsmitgliedstaates basierend auf wechselseitigem Vertrauen. Durch diese Vorgehensweise wird einerseits bei weitgehender Flexibilität relative Rechtssicherheit für Anbieter geschaffen gleichzeitig aber durch schrittweise zu beseitigende Ausnahmeregelungen bzw. durch das gezielte Aufzeigen von Schwächen durch institutionalisierte Zusammenarbeit eine Dynamik für eine schrittweise nachlaufende punktuelle Integration geschaffen. Durch diesen Rechtsanpassungsdruck kommt dem Herkunftslandprinzip eine besondere Integrationsfunktion auch als Motor für eine verstärkte Kooperation der Mitgliedstaaten zu. Naturgemäß wird auch durchgängig der Streit über das Verhältnis des Herkunftslandprinzips zum Internationalen Privatrecht (IPR) Stichwort: sach- oder kollisionsrechtliches Verständnis untersucht und eine Einordnung als Binnenmarktkollisionsregel im europäischen Justizraum für Zivilsachen vorgeschlagen.
The present dissertation provides for an in-depth analysis of the so called country of origin principle as a method of regulation in the European Union s secondary law, above all in the internal market directives , as a special implementation of the principle of mutual recognition of legal standards among the member states of the EU. By comparing various examples of an implementation of the country of origin concept in numerous directives and regulations of the EU (as well as in the Treaty itself) and particularly in recent EU legislation, the thesis elaborates that the country of origin principle is a widely accepted and recognised law-making technique with consistent structural principles. In detail the thesis not only analyses the highly controversial and well-known country of origin principles of the E -Commerce-Directive or the Television without Frontiers Directive, but also country of origin concepts in e.g. banking, capital market, insurance or data protection law. In particular, the thesis deals with recent EU legislation, such as the Proposal for a Directive on Services in the internal market (Services Directive) or the Directive 2005/29/EG concerning unfair business- to-consumer commercial practices in the internal market. The thesis elaborates that the country of origin concept may be subdivided into a country of origin principle and a simple restriction of the respective freedom of the Treaty. Furthermore the prospects of the country of origin principle as a method of regulation are highlighted: In particular the country of origin principle of the E-Commerce-Directive and even more the failed one of the proposal of the Services Directive guarantee by its respective horizontal approach with the definition of a broad coordinated field the immediate functioning of the internal market in view of eliminating existing barriers in particular of legal uncertainty by virtue of fragmentation of the legislation and control in the different Member States, whilst allowing for a detailed control with the help of exceptions. The central idea is to emphasise the unique responsibility of the country of origin Member State reciprocally the duty of the respective country of destination to recognise the decisions of the country of origin to the full extent based on mutual trust. Herewith legal certainty for providers and flexibility is insured while exceptions to the principle may be lifted step by step or show on a case by case basis the exact needs for harmonisation in the EU legislation. The institutionalised cooperation of the Member States produces a particular dynamic and enables a subsequent punctual step by step integration of EU legislation. Sure enough throughout the thesis the complex and controversial relation between the country of origin principle and the conflicts of law in private international law is examined with the proposal of an integration of the country of origin principle as a special internal market conflict of law clause in the system of an integrated EU private international law within the context of the judicial cooperation in civil matters.