Die Dissertationsschrift von Anette Köster mit dem Titel „Trink- und Mahlgemeinschaften im archaischen und klassischen Griechenland – Funktionen, Mechanismen, Kontexte“ untersucht die politischen, gesellschaftlichen und religiösen Aspekte von Tischgemeinschaften. Dazu werden in einem interdisziplinären Ansatz als schriftliche Quellen die Dichtung, Philosophie und Historiographie von Homer bis Platon sowie archäologische Zeugnisse aus Architektur und Gefäßmalerei zusammengebracht. Die Arbeit gliedert sich neben Einleitung und Schlussteil in die drei Hauptkapitel zur Aristokratie, Tyrannis und Demokratie. Der Textteil wird ergänzt durch zahlreiche Abbildungen sowie ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis im Anhang. Im Kapitel über aristokratische Tischgemeinschaften wird deren Ausgestaltung zunächst als ein Instrument zur Profilierung und Hierarchisierung sowohl von Einzelnen als auch Gruppen dargestellt. Die Instrumentalisierung des gemeinsamen Mahls zielte auf der Ebene des Einzelnen auf politischen Einfluss, auf der Ebene der gesellschaftlichen Gruppe der Adeligen auf exklusiven Selbsterhalt. Beides führte zu einer gestalterischen Verfeinerung und damit zu gesamtgesellschaftlich maßgeblichen Impulsen für die Kunst, Erziehung und Religionsausübung. Die Verfasserin zeigt die starken Überschneidungen von privaten und staatlichen Gastmählern und in einem umfangreichen Abriss über Hetairien die Tischgemeinschaften als ein strukturell konstantes politisches Herrschaftsinstrument des Adels vom 8. bis 4. Jahrhundert v. Chr. Das Kapitel über die Tyrannis zeigt, dass mithilfe von politisch motivierten Tischgemeinschaften Tyrannen in eben diese Positionen gehoben und auch daraus wieder vertrieben werden konnten. Ihre Stellung als Alleinherrscher brachte einige besondere Ausprägungen der Gestaltung von gemeinschaftlichen Mahlen mit sich. Die Tyrannen setzten ihre Tischgemeinschaften zur Absicherung der eigenen Herrschaft ein und mussten dazu insbesondere auch die gegnerischen Einrichtungen im Fokus ihres politischen Handelns behalten. Im Kapitel über Tischgemeinschaften zwischen Isonomia und Demokratia stellt die Verfasserin zum ersten Mal die Tischgemeinschaften des einfachen Volkes in den Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Arbeit. Dass das gemeinschaftliche Mahl eine gesamtgesellschaftliche Einrichtung der griechischen Antike war, wird zunächst mit politischen, religiösen und philosophischen Ansätzen untermauert. Sodann werden die Hinweise auf Mahlgemeinschaften des Volkes bis zum Demokratisierungsprozess des 5. Jahrhundert. v. Chr. aus Archäologie und Dichtung analysiert. Den Abschluss bildet eine Untersuchung der Komödien des Aristophanes, die von allen gesellschaftlichen Gruppen rezipiert wurden.
The doctoral thesis by Anette Köster titled "Symposia and Banquets in Archaic and Classical Greece - Functions, Mechanisms and Contexts" examines political, social and religious aspects of the common meal. In an interdisciplinary approach written sources from poetry, philosophy and historiography from Homer to Plato are brought together with archaeological evidences from architecture and vase-painting. The paper is divided – along with introduction and the final part – into the three main chapters about aristocracy, tyranny and democracy. The text part is complemented by numerous illustrations and an extensive bibliography and a list of the used ancient sources in the appendix. In the chapter on commensality and aristocracy the common meal is shown as an instrument for building images and hierarchies of both individuals and groups. On the individual level the common meal was aimed at political influence, at the level of the social group of nobles at exclusive self-preservation. Both led to refined arrangements of aristocratic banquets and thus to significant impulses for art, education and religion. The author shows the strong overlap between private and public banquets and in a comprehensive outline about hetaireiai dining groups as a structurally constant political instrument of power of the greek nobility from the 8th to the 4th century BC. The chapter on tyranny shows that with the support of politically motivated dining groups tyrants won their positions and also lost them. Their position as sole ruler brought some special characteristics in the arrangement of the common meals. The tyrants used their dining groups to protect their own rulership and had to keep the opponent dining groups in the focus of their political activities. In the chapter on dining groups between isonomia and democratia, the author presents for the first time the dining groups of the common people in the centre of a scientific paper. That the common meal was an institution relating to society as a whole in greek antiquity is backed up with political, religious and philosophical approaches. After that the evidences from archaeology and literature concerning the dining groups of the common people until the process of democratization in the 5th century BC are analyzed. Finally there is a study of the comedies of Aristophanes, which were received by all social groups.