Taking a lifespan view (Baltes & Baltes, 1990; Carstensen, 1995) on the process of health behaviour change by considering psychological concepts that are assumed to gain importance with increasing age, the aim was to examine the interplay of health behaviour change and lifespan theoretical conceptions (outlined by socioemotional selectivity theory; Carstensen, 1995): Close social relationships (Chapter 2), a more limited time perspective (Chapter 3), and a focus on emotional meaning (Chapter 4). Further it was investigated whether these concepts (Chapter 2-4) can inform effective health behaviour change interventions (Chapter 5-6). A randomized controlled trial (RCT) with two intervention arms (Standard health care intervention vs. Intervention augmented by lifespan concepts: Strategies of selection, optimization, and compensation: Baltes & Baltes, 1990; and socioemotional selectivity theory: Carstensen, 1995) over a one year period was conducted to answer the research questions. In line with the hypotheses it could be shown that an intimate partner who also participated in the study (close relationships: Chapter 2) had a positive impact on physical activity outcome; That motivational barriers, due to a limited future time perspective can be overcome by self- regulatory planning (Chapter 3); And that expectations on emotional outcomes of behaviour are dominant in predicting physical activity (Chapter 4). Testing the influence of these concepts in a RCT design, a lifespan intervention condition (focus on social, immediate, and emotional benefits of physical activity and SOC strategy training) was superior in changing physical activity in older adults compared to a standard health care intervention (Chapter 5), whereas the putative mediators predicted physical exercise, but did not mediate (Chapter 6). These findings contribute to the development of health behaviour change theories and intervention by adding a lifespan perspective. Chapter 7 finally gives a general discussion, an outlook on possible future research and provides suggestions for practical implications.
Die allgemeinen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2006) zum Ausüben körperlicher Aktivität sind nach Altersgruppen unterteilt, um den Besonderheiten jeder Altersgruppe gerecht zu werden. So unterscheiden sich beispielsweise Art, Intensität und Dauer der empfohlenen Aktivitäten für die jeweiligen Altersgruppen. Die WHO gibt separate Empfehlungen für Menschen von 5 bis 17, 18 bis 64 und 65 und mehr Jahren heraus. Nimmt man dies als Referenz, ist verwunderlich, dass die Psychologie der Gesundheitsverhaltensänderung der Stratifizierung nach Altersgruppen ihrer Modelle bisher überraschend wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat (Penny, Bennett & Herbert, 1994) und es an einer Lebensspannenperspektive auf Gesundheitsverhalten mangelt. Außerdem kann nicht nur das Gesundheitsverhalten selbst, sondern auch das Zusammenspiel von kognitiven, emotionalen und sozialen Antezedenzien von Verhaltensänderung als über die Lebensspanne veränderbar angenommen werden (Carstensen, 1995; Ziegelmann & Lippke, 2007). Das übergeordnete Anliegen der vorliegenden Dissertation ist es, den Prozess der Gesundheitsverhaltensänderung aus einem Blickwinkel der Lebensspannenpsychologie (Sozioemotionale Selektivitätstheorie: Carstensen, 1995; und Strategien der Selektion, Optimierung und Kompensation: SOK, Baltes & Baltes, 1990) zu betrachten, indem psychologische Konzepte im Zentrum stehen sollen, von denen angenommen wird (Siehe Carstensen, 1995), dass ihre Bedeutsamkeit mit dem Alter zunimmt: Nahe, soziale Beziehungen (Kapitel 2), eine begrenzter werdende Zukunftsperspektive (Kapitel 3) und ein Fokus auf emotionale Bedeutsamkeit (Kapitel 4). Anschließend soll der Frage nachgegangen werden, ob sich diese Konzepte (Kapitel 2-4) eignen, effektive Interventionsinhalte zur Änderung von Gesundheitsverhalten (zum Beispiel körperliche Aktivität) abzuleiten (Kapitel 5-6). Die Beantwortung der Fragestellungen dieser Dissertation erfolgte im Rahmen eines längsschnittlich- experimentellen Versuchsaufbaus zur Förderung von Motivations- und Selbstregulationsmechanismen, die der Steigerung der körperlichen Aktivität bei älteren Menschen dienen sollen. Der Fokus lag auf der Integration lebensspannen- und gesundheitspsychologischer Ansätze. An der Fragebogenstudie nahmen 386 Probanden in Alter von 60 bis 95 Jahren über einen Zeitraum von zwölf Monaten und vier Messzeitpunkten (Ausgangsmessung, einen, sechs und zwölf Monate später) teil. Bei den Interventionsmaterialien handelte es sich um aktiv auszufüllende Broschüren. Die Probanden wurden einer von zwei Versuchsbedingungen randomisiert zugewiesen: Einer Gesundheitsförderungsbedingung mit Elementen zur Steigerung der Selbstwirksamkeit und der Handlungsplanung oder einer Lebensspannenbedingung, welche zusätzlich zu Selbstwirksamkeit und Handlungsplanung noch lebensspannenpsychologische Komponenten erhielt. Diese waren aus psychologischen Lebensspannentheorien – der sozioemotionalen Selektivitätstheorie (Carstensen, 1995: soziale, gegenwartsbezogene und emotionale Aspekte körperlicher Aktivität) und der Theorie der Selektion, Optimierung und Kompensation (SOK-Strategietraining, Freund & Baltes, 2007) – abgeleitet. Die empirischen Kapitel 2-6 können wie folgt zusammengefasst werden: Kapitel 2 unterscheidet im Zusammenhang einer Intervention zur Förderung körperlicher Aktivität im Alter drei Partnerstatusgruppen, welche als Indikatoren für die soziale Integration dienen sollen. Es wurde angenommen, dass Personen, deren Partner ebenfalls an der Intervention teilnahmen – verglichen mit Personen, deren Partner nicht an der Intervention teilnahmen und Personen, die keinen Partner hatten (zum Beispiel ledige oder verwitwete Personen) – stärker von der Aktivitätsförderungsintervention profitieren würden. In einem nächsten Schritt wurde die Vorhersage des Ausmaßes an körperlicher Aktivität durch die erhaltene aktivitätsbezogene, soziale Unterstützung, separat für die drei Partnerstatusgruppen, untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass diejenigen Personen mit einem ebenfalls teilnehmenden Partner, verglichen mit den anderen beiden Partnerstatusgruppen, am stärksten von der Intervention hinsichtlich ihrer körperlichen Aktivität profitierten. Außerdem war die erhaltene körperliche, aktivitätsbezogene Unterstützung bei Paaren, die gemeinsam an der Intervention teilnahmen, positiv mit der körperlichen Aktivität assoziiert, während dieser Zusammenhang negativ für Personen ausfiel, deren Partner nicht teilnahmen oder die keinen Partner hatten . Der positive Zusammenhang von sozialer Unterstützung und körperlicher Aktivität bei Paaren, die gemeinsam teilnahmen, könnte durch gemeinsame Aktivitäten oder Zusatzeffekte durch wechselseitige Unterstützung erklärt werden. Der negative Zusammenhang von Unterstützung und Aktivität bei Personen, deren Partner nicht teilnahmen, und bei Personen, die alleinstehend waren, könnte mit ungebetener Unterstützung erklärt werden. Diese kann bei Personen Reaktanz erzeugen und als soziale Kontrolle aufgefasst werden. Das Anliegen in Kapitel 3 war es zu untersuchen, inwiefern die Intentions- Planungs-Verhaltenskette (Mediation) durch die Zukunftsperspektive moderiert wird. Die eigene Zukunft als begrenzt wahrzunehmen, könnte eine motivationale Barriere darstellen und Intentionen könnten schwerer in Gesundheitsverhalten umgesetzt werden. Selbstregulatives Handlungsplanen könnte in diesem Kontext als kompensatorische Strategie für Personen mit begrenzter Zukunftsperspektive verstanden werden. Es konnte gezeigt werden, dass Planung den Intentions- Verhaltens-Zusammenhang mediiert. Die Zukunftsperspektive fungierte als Moderator in der Hinsicht, dass für Personen mit einer begrenzten Zukunftsperspektive jede Zunahme im Ausmaß an Planung mit einem stärkeren Zuwachs im Ausmaß körperlicher Aktivität einherging, als dies bei Personen mit offener Zukunftsperspektive der Fall war. Diese Befunde untermauernd, konnte dasselbe Muster auch für Obst- und Gemüsekonsum repliziert werden. Diese Ergebnisse könnten so interpretiert werden, dass gerade bei Personen mit motivationalen Defiziten durch eine begrenzte Zukunftsperspektive selbstregulative Handlungsplanung diesen Defiziten kompensatorisch entgegenwirkt und die Wahrscheinlichkeit der Handlungsausführung steigt. In Kapitel 4 wurde die angenommene relative Bedeutsamkeit von emotionalen (z. B. Freude an körperlicher Aktivität) versus gesundheitsbezogenen (zum Beispiel gesünder durch körperliche Aktivität) Handlungsergebniserwartungen im Alter in der Vorhersage der Intention und der körperlichen Aktivität (direkte und indirekte Pfade über die Intention auf körperliche Aktivität) untersucht. Im Rahmen von Banduras Sozial-Kognitiver Theorie (Bandura, 1997) ergaben sich direkte Effekte von den emotionalen, nicht jedoch von gesundheitsbezogenen Handlungsergebniserwartungen auf Intention und Verhalten. Außerdem war der indirekte Effekt von Selbstwirksamkeit über die emotionalen Ergebniserwartungen auf die körperliche Aktivität signifikant, während es keine signifikante Mediation über die gesundheitsbezogenen Ergebniserwartungen gab. Diese Ergebnisse unterstreichen die relative Bedeutsamkeit von Erwartungen emotionaler Gewinne durch Aktivität im Alter und machen deutlich, dass eine Unterteilung nach Facetten von Handlungsergebniserwartungen sinnvoll sein kann. Kapitel 5 und 6 prüfen in einem längsschnittlich-experimentellen Design, inwiefern eine Lebensspannen-Interventionsbedingung (Planungs- und Selbstwirksamkeitskomponenten ergänzt um soziale, temporale und emotionale Ergebniserwartungskomponenten, siehe Kapitel 2-4) einer herkömmlichen Gesundheitsförderungsbedingung (nur Planungs- und Selbstwirksamkeitskomponenten) überlegen ist. Der Fokus von Kapitel 5 liegt auf den Veränderungen der körperlichen Aktivität über die Zeit in den beiden Interventionsbedingungen. Für die körperliche Aktivität von sechs auf zwölf Monate nach der Ausgangsmessung, wiesen Personen in der Lebensspannenbedingung signifikant bessere Veränderungswerte auf, verglichen mit Personen in der Standardbedingung. Für die Veränderung von der Ausgangsmessung auf sechs Monate später konnte dieser Effekt nicht gezeigt werden. Darüber hinaus ergab sich eine Interaktion aus Ausgangswert und Interventionsbedingung: Höhere Ausgangswerte bei der körperlichen Aktivität waren mit geringerer Steigerung der körperlichen Aktivität durch die Intervention verbunden. Dieser ungünstige Effekt war jedoch in der Lebensspannen-Interventionsbedingung schwächer ausgeprägt. Personen in dieser Bedingung konnten auch mit höheren Ausgangswerten eher von der Intervention profitieren. Die zusätzliche Wirksamkeit der Lebensspannenintervention gibt erste Hinweise darauf, dass es sinnvoll scheint, auch lebensspannenpsychologische Konzepte zur Interventionskonzipierung heranzuziehen, gerade bei der Entwicklung von Intervention für ältere Menschen. In Kapitel 6, dem letzten empirischen Kapitel, geht es darum, den gezeigten Interventionseffekt durch die Interventionsbedingungszugehörigkeit über die angenommenen Wirkmechanismen (Mediatoren) auf die körperliche Aktivität zu erklären. Die Strategien der Selektion, Optimierung und Kompensation (SOC: Freund & Baltes, 2007) und die Zukunftsperspektive aus der Sozioemotionalen Selektivitätstheorie (Carstensen, 1995), welche als potentielle Mediatoren fungierten, konnten das Ausmaß an körperlicher Aktivität zwölf Monate nach der Ausgangsmessung signifikant vorhersagen, nicht jedoch den Effekt der Interventionsbedingung auf die körperliche Aktivität mediieren. Da die Wirksamkeit der Intervention gezeigt werden konnte, die mutmaßlichen Mediatoren aber nicht ansprachen, bleibt die Passung von Lebensspannentheorie und abgeleiteten Interventionsinhalten ein offenes Forschungsthema. Ziel dieser Dissertation war es, einen Beitrag zum Verständnis von Prozessen, die zur Gesundheitsverhaltensänderung führen, zu leisten, indem diese um eine Lebensspannenperspektive ergänzt wurden. Besonders in der Forschung unterrepräsentierte Aspekte der Verhaltensänderung, welche von Lebensspannentheorien abgedeckt werden, sollten dabei mehr Aufmerksamkeit erfahren. Dies konnte für interpersonale, zeitlich-unmittelbare und emotionale Aspekte gezeigt werden, die nach der sozioemotionalen Selektivitätstheorie (Carstensen, 1995) im Alter an Bedeutung gewinnen. Zukünftige Forschung sollte sich diesen Aspekten separat und in Kombination widmen und speziell der Frage nachgehen, wie diese für die Entwicklung von effektiven Interventionen genutzt werden könnten. Darüber hinaus sollten die angenommen Veränderungen über die Lebensspanne, die in der vorliegenden Dissertation den Ausschnitt der Gruppe älterer Menschen umfasste, auf andere Altersgruppen ausgeweitet werden oder sogar die intraindividuelle Veränderung über Lebensphasen hinweg abbilden. Um in der Praxis die Passung von Intervention und Personen zu verbessern, bietet sich die Stratifizierung der Intervention nach Altersklassen oder den damit assoziierten psychischen Veränderungen in der Ziel- und Wertestruktur über die Lebensspanne an. Dadurch können sowohl Adhärenz als auch Effektivität von Interventionen verbessert werden, was individuellem Wohlbefinden, aber auch gesellschaftlichen Bedürfnissen entspricht.