dc.contributor.author
Röpke, Stefan
dc.date.accessioned
2018-06-07T21:32:39Z
dc.date.available
2011-12-13T06:36:46.551Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/8066
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-12265
dc.description.abstract
Die Symptome der Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS) lassen sich in
Clustern zusammenfassen. Diese sind: eine gestörte Emotionsregulation,
eingeschränkte Verhaltenskontrolle, Störung der sozialen Interaktion und eine
Störung der Kognition, bzw. des Selbst (Gunderson 2010). Ein Großteil der
empirischen Studien fokussiert bisher auf die Störung der Verhaltenskontrolle
und der Affektregulation. Vergleichsweise wenige empirische Daten untermauern
die gestörte soziale Interaktion und die Störung der Kognition, bzw. des
Selbst. Dies steht im deutlichen Widerspruch zu der zentralen Rolle, die die
Störung der Interaktion und des Selbst in der zukünftigen Konzeptualisierung
der Störung einnehmen sollen (siehe dsm5.org). Ziel der vorliegenden Arbeit
war es, diese Lücke in Ansätzen zu schließen. Um die gestörte soziale
Interaktion bei der BPS zu erfassen, untersuchten wir - abgeleitet von
Voruntersuchungen - die Konstrukte von Empathie, sozialer Teilnahme bzw.
Ausschluss und Emotionsausdruck mittels empirischer Meßmethoden. In einer
ersten Studie untersuchten wir, basierend auf dem multidimensionalen
Empathiemodell, ob Patienten mit einer BPS Defizite in den Bereichen
emotionaler und kognitiver Empathie aufweisen in Bezug auf klinische
Kontrollen (Patienten mit Narzisstischer Persönlichkeitsstörung, NPS) und
nicht-klinische Kontrollen. Mit dem MET (Multifaceted Empathy Test) und MASC
(Movie for the Assessment of Social Cognition) wurden hierzu ökologisch
validere Messmethoden eingesetzt als in vorangegangenen Untersuchungen. BPS
Patienten zeigen Einschränkungen in emotionaler und kognitiver Empathie im
Vergleich zu nicht-klinischen Kontrollen, hingegen zeigen NPS Patienten
lediglich Einschränkungen in emotionaler Empathie. Eine genauere Analyse der
Einschränkungen in kognitiver Empathie bei BPS Patienten mittels des
sensitiveren MASC ergab, dass sowohl eine komorbide PTBS, als auch - davon
unabhängig - sexueller Missbrauch in der Vorgeschichte durch eine der
Betroffenen bekannte Person, negative Prädiktoren für Fähigkeiten zur
kognitiven Empathie waren. Das im zukünftigen DSM-V neu als Diagnosekriterium
der BPS hinzugezählte Empathiedefizit (dsm5.org) sollte entsprechend unserer
Befunde (nach Replikation) genauer spezifiziert werden, zumal Empathiedefizite
bei einer Reihe von psychiatrisch-neurologischen Erkrankungen nachgewiesen
werden konnten (z.B. Ritter et al., 2011, Montag et al., 2010 und 2011).
Zukünftig sollten spezifische psychotherapeutische Interventionen zur
Steigerung insbesondere der kognitiven Empathie entwickelt, empirisch
überprüft und in die BPS Behandlung integriert werden. Eine dritte Studie
fokussierte auf die subjektive Wahrnehmung von Ausschluss und Teilnahme in
sozialen Situationen. Hierzu spielten Patienten mit BPS und nicht-klinische
Kontrollen Cyberball, ein virtuelles Ballspiel. Die Teilnehmer wurden zufällig
verschiedenen Bedingungen zugeordnet. Eine Gruppe wurde von den Ballwürfen
ausgeschlossen, während die andere Gruppe mit gleichen Anteilen partizipierte.
BPS Patienten gaben signifikant nachweisbar an, seltener den Ball erhalten zu
haben und mehr ausgeschlossen worden zu sein. Dieser Effekt war unabhängig von
der Ein- oder Ausschluss-Bedingung und verdeutlicht, dass sich BPS Patienten
generell als mehr ausgeschlossen wahrnehmen, selbst wenn kein Ausschluss
vorliegt. Dieser Fakt sollte besonders in psychotherapeutischen
Gruppenangeboten berücksichtigt werden. Die Korrektur dieser verzerrten
Wahrnehmung von sozialer Teilhabe sollte in psychotherapeutische
Interventionen integriert werden. Während nicht-klinische Kontrollen
verschiedene negative Emotionen nach Ausschluss angeben, reagieren BPS
Patienten vorrangig mit Ärger. In derselben Studie untersuchten wir den
emotionalen Gesichtsausdruck der Studienteilnehmer in Reaktion auf sozialen
Ein- und Ausschluss. BPS Patienten zeigten insgesamt mehr negative und weniger
positive Gesichtsausdrücke. Auffällig war zusätzlich, dass BPS Patienten
deutlich mehr gemischte Emotionsausdrücke zeigten, z.B. Ärger und Angst. Diese
Daten legen nahe, dass die Mimik von BPS Patienten in relevanten sozialen
Situationen schwerer lesbar ist als bei nicht-klinischen Kontrollen, ein
Faktor, der zusätzlich zur gestörten sozialen Interaktion bei BPS Patienten
beitragen könnte. Auch hier sind psychotherapeutische Interventionen denkbar,
die den Emotionsausdruck trainieren und damit deutlicher lesbar machen. In der
vierten und fünften Studie untersuchten wir, basierend auf Modellen der
Sozialpsychologie, die Störung der Kognition, bzw. des Selbst bei Patienten
mit BPS. Folgend der Definition von Baumeister (1999) sind Identität und
Selbstwert zwei Aspekte des Selbst. Mithilfe von direkten und indirekten
Messmethoden wurden verschiedene Aspekte des Selbstwerts bestimmt. Patienten
mit BPS zeigten Einschränkungen in allen untersuchten Aspekten des
Selbstwerts. Insbesondere die Diskrepanz zwischen expliziten und impliziten
Maßen war mit der Schwere der borderlinetypischen Symptome assoziiert, ein
Befund der im Konzept der BPS bisher keine Berücksichtigung fand. Das
Konstrukt der Selbstkonzeptklarheit (SCC) kann als Teilaspekt der Identität
angesehen werden. In unserer Untersuchung zeigten BPS Patienten eine deutliche
Einschränkung in SCC im Vergleich zu Referenzdaten nicht-klinischer
Kontrollen. Von besonderer klinischer Bedeutung ist unser empirischer
Nachweis, dass ein spezifisches psychotherapeutisches Programm (Dialektisch
Behaviorale Therapie, DBT) diese Defizite teilweise beheben kann. Mit sehr
hoher Effektstärke hatte eine 12-wöchige DBT positive Effekte auf die SCC.
Aufgrund der in der Einleitung beschriebenen Instabilität des Kriteriums der
Identitätsstörung bei BPS ist dieser Befund jedoch mit Einschränkungen zu
sehen. Der allgemeine Selbstwert erhöhte sich ebenfalls signifikant durch die
störungsspezifische Intervention. Speziell die emotionale Beurteilung des
Selbst sowie der Selbstwert in Bezug auf soziale Kompetenzen verbesserten sich
durch die therapeutische Intervention. Allerdings fehlen bisher Daten zum
Langzeitverlauf und somit zum Nachweis der Nachhaltigkeit dieser
Interventionen auf die SCC und den Selbstwert. Zusammenfassend konnten wir
empirisch eine Reihe von Defiziten bei der BPS aufzeigen, die Teilaspekte der
Störung der sozialen Interaktion erklären könnten. Weiterhin konnten wir die
Störung der Kognition bzw. des Selbst bei der BPS in Teilbereichen empirisch
beschreiben und zeigen, dass eine spezifische Intervention diese Teilaspekte
positiv beeinflussen kann.
de
dc.description.abstract
The included five studies assessed disturbance in interpersonal functioning
and cognition as hallmarks of borderline personality disorder (BPD). In the
first three studies interpersonal functioning in BPD was empirically explored.
The first study's objective was to empirically assess cognitive and emotional
empathy in patients with BPD and narcissistic personality disorder (NPD). The
study's method was that 27 patients with BPD, forty-seven patients with NPD,
and 53 healthy controls were included. Emotional and cognitive empathy were
assessed with traditional questionnaire measures, the newly developed
Multifaceted Empathy Test (MET), and the Movie for the Assessment of Social
Cognition (MASC). The study's results were that individuals with BPD displayed
significant impairments in emotional empathy on the MET. In cognitive empathy,
BPD patients showed deficits in emotional empathy on the MASC and, on a trend
level, on the MET. The second study aims to assess cognitive empathy in BPD in
more detail. Sixty-four women with BPD and 38 healthy controls watched MASC,
the newly developed film displaying social interactions, during which an
assessment of the intentions, emotions, and thoughts of the characters was
performed. In addition, participants completed an established but less
ecologically valid measure of social cognition (“Reading the Mind in the
Eyes”; RME). In the RME task, BPD patients did not display impairment in
cognitive empathy compared to healthy controls. By contrast, on the more
sensitive MASC, women with BPD showed significantly impaired abilities in
cognitive empathy compared to healthy controls in their recognition of
emotions, thoughts, and intentions. Comorbid PTSD, intrusions, and sexual
trauma negatively predicted social cognitive abilities on the more sensitive
MASC. Thus, the results of the second study replicated our finding of impaired
cognitive empathy abilities in BPD. Especially for comorbid PTSD, intrusive
symptoms, and history of sexual trauma predicted poor outcomes on cognitive
empathy tasks. In the third study, facial emotional expressions, which are
crucial for adaptive interactions in social contexts, were assessed in
patients with BPD in response to social exclusion. We examined facial
emotional reactions of 35 patients with BPD and 33 healthy controls when
playing Cyberball, a virtual ball-tossing game that reliably induces social
exclusion. Besides self-reported emotional responses, facial emotional
expressions were analyzed by applying the Emotional Facial Action Coding
System (EMFACS). Patients with BPD showed a biased perception of
participation. They more readily reported feeling excluded compared to
controls even when they were included. In BPD, social exclusion led to an
increase in self-reported other-focused negative emotions. Overall, EMFACS
analyses revealed that BPD patients reacted with fewer positive expressions
and with significantly more mixed emotional expressions (two emotional facial
expressions at the same time) compared to the healthy control group when
excluded. Thus, besides a negative bias for perceived social participation,
ambiguous facial emotional expressions may play an important role in the
disturbed relatedness in patients with BPD. The following two studies assessed
cognitive disturbance in BPD and options of intervention. Identity disturbance
and an unstable sense of self are core criteria of BPD and cognitive aspects
of the disorder. They significantly contribute to the suffering of the
patient. These impairments are hypothesized to be reflected in low self-esteem
and low self-concept clarity. The objective of this study was to evaluate the
impact of an inpatient dialectic behavioral therapy (DBT) programme on self-
esteem and self-concept clarity. Forty women with BPD were included in the
study. Twenty patients were treated with DBT for 12 weeks in an inpatient
setting and 20 patients from the waiting list served as controls. Psychometric
scales were used to measure different aspects of self-esteem, self-concept
clarity and general psychopathology. Patients in the treatment group showed
significant enhancement in self-concept clarity compared with those on the
waiting list. Further, the scales of global self-esteem and, more
specifically, the facets of self-esteem, self-regard, social skills and social
confidence were enhanced significantly in the intervention group.
Additionally, the treatment had a significant impact on basic self-esteem in
this group. On the other hand, the scale of earning self-esteem was not
significantly abased in patients with BPD and did not show significant changes
in the intervention group. Our data provide preliminary evidence that DBT has
an impact on cognitive aspects of the disorder, e.g. several facets of self-
esteem and self-concept clarity, and thus on identity disturbance. The fifths
study examined whether discrepancies between explicit and implicit self-esteem
are associated with symptom severity in a sample of patients with BPD. We
hypothesized that implicit-explicit self-esteem discrepancies foster
autoaggressive behavior and dysphoria, and impair self-perception. We found
that the two forms of self-esteem discrepancies, damaged and fragile self-
esteem, were related to the severity of overall borderline symptoms,
autoaggression, dysphoria, and deficits in self-perception. In contrast, more
general psychopathological impairment, such as depression, was not related to
self-esteem discrepancies. Taken together our results indicate that
discrepancies between explicit and implicit self-esteem are associated with
certain borderline symptoms that may be based on internal tension. The
findings can be interpreted within the framework of self-discrepancies and
dichotomous attitudes in patients with BPD. In sum, our results demonstrate
empirical underpinnings of disturbed interpersonal functioning and cognition
in BPD.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
borderline personality disorder
dc.subject
personality disorder
dc.subject
social cognition
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Störung der sozialen Interaktion und der Kognition als Kernmerkmale der
Borderline Persönlichkeitsstörung
dc.contributor.contact
stefan.roepke@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. Sabine Herpertz
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. Martin Bohus
dc.date.accepted
2011-11-21
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000034892-4
dc.title.translated
Disturbed social interaction and cognition in borderline personality disorder
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000034892
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000010408
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open access