dc.contributor.author
Eger, Lisa Babette
dc.date.accessioned
2018-06-07T21:32:26Z
dc.date.available
2010-09-14T09:01:15.251Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/8059
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-12258
dc.description.abstract
Die unzureichende Biokompatibilität vieler Medizinprodukte stellt ein großes
Risiko für die Patienten dar. Vor dem klinischen Einsatz muss das Material in-
vitro, in-vivo und in klinischen Studien unter anderem einer
Biokompatibilitätstestung unterzogen werden. Unterschiedliche
Versuchsaufbauten, verschiedene Spezies oder Erkrankungen können dabei einen
großen Einfluss auf die Biokompatibilitätsreaktionen von Materialen haben.
Inwieweit das Zusammenspiel verschiedener Biokompatibilitätsreaktionen, welche
durch die verschiedenen Module des extrakorporalen Kreislaufs (Filter,
Katheter, Schläuche, Pumpe, Luft- und Clotfallen) ausgelöst werden, und auch
der Kontakt des Blutes mit anderen Körperkompartimenten einen Einfluss auf die
Biokompatibilität haben, ist in der Literatur bisher kaum vertreten (Lucchi et
al., 2006). Bedenkt man, dass neben den beschriebenen Variationen auch noch
Interaktionen mit der Begleittherapie auftreten können, wird deutlich, wie
schwierig sich der Versuch gestaltet, verlässliche Prognosen aus in-vitro-
Studien für die Biokompatibilitätsreaktion im Patienten zu stellen. In der
vorliegenden Arbeit wird anhand eines Vergleichs von in-vitro- und in-vivo-
Ergebnissen einer Hämofiltration untersucht, ob es trotz eines aufeinander
abgestimmten Versuchaufbaus (in-vitro und in-vivo) zu unterschiedlichen
Messergebnissen bezüglich der Biokompatibilität, also zu unerwarteten
Einflussgrößen durch die verschiedenen Modelle kommt und ob sich die
Biokompatibilitätsprognose aus den in-vitro-Versuchen in-vivo bestätigt. Dafür
wurde ein dynamisches rezirkulierendes in-vitro-Hämofiltrationsmodell
verwendet, welches für zwei Stunden mit Hilfe einer Pumpe mit 2 Litern
Schweineblut durchspült wurde. Das vom Schlachthof gewonnene Schweineblut
wurde dabei mit einer Infusionslösung substituiert. Bei fünf verschiedenen
Infusionslösungen wurden jeweils sechs Versuchsläufe durchgeführt. Im
kontinuierlichen venovenösen in-vivo-Hämofiltrationskreislauf an
vollnarkotisierten Schweinen wurden die gleichen Infusionen und Materialien
verwendet, wie auch die entsprechenden Flussraten gewählt, soweit dies
durchführbar war. Auch hier wurden pro Infusionstyp jeweils sechs Experimente
an verschiedenen Schweinen durchgeführt. Ziel der Studie war es, für beide
Modelle, in-vitro und in-vivo, ein Ranking für den Einfluss der verschiedenen
Infusionslösungen auf die Druckverhältnissen im Hämofilter, die
Gerinnungsparameter und das Blutbild zu erstellen. Diese Rankings wurden
anschließend verglichen. Obwohl eine bestmögliche Konvergenz beider Modelle
vorliegt, zeigen die Ergebnisse deutlich, dass die Aussagekraft von in-vitro-
Studien zur Biokompatibilität stark beschränkt ist: es ergeben sich kaum
Übereinstimmungen zwischen den in-vitro- und in-vivo-Ergebnissen hinsichtlich
des infusionsspezifischen Einflusses. Bei den Druckverhältnissen am Filter
zeigen das in-vitro- und das in-vivo-Diagramm jeweils verschiedene
Messergebnisse der einzelnen Infusionsgruppen. Die HES 130-Gruppe scheint
sowohl in-vitro wie auch in-vivo einen positiven Einfluss auf den TMP-Wert zu
haben. In dieser Gruppe bleiben die Messergebnisse unter 17 kPa. Bei den
Gerinnungsparametern ergeben sich zum Teil überraschende Ergebnisse. Obwohl
die meisten Faktoren für die Gerinnungsaktivierung gut standardisiert werden
können, lässt sich hinsichtlich der Gerinnungsparameter der wichtigste
Unterschied zwischen den beiden Modellen nicht eliminieren: in-vitro handelt
es sich um ein selbsterschöpfendes System, in dem es mit ablaufender Gerinnung
zu einem Verbrauch an Gerinnungsfaktoren kommt, während in-vivo Regenerations-
und Mobilisationsvorgänge aller Blutbestandteile möglich sind. Die
Aussagekraft eines in-vitro-Modells hinsichtlich der Gerinnungsaktivierung ist
damit auf spezifische Eigenheiten der Infusionslösungen begrenzt
(fibrinogensparender Effekt von HES 130, Erythrozyten schonender Effekt von
GEL). So ergeben sich wenige Parallelen zwischen den in-vitro- und in-vivo-
Diagrammen zur Gerinnungsaktivierung. Überraschenderweise zeigen die
Messergebnisse zu den AT III-Konzentrationen eindeutig infusionsspezifische
Eigenschaften: obwohl im in-vivo-System eine Heparinzufuhr Einfluss auf die AT
III-Werte nimmt, können hier die Ergebnisse von in-vitro auf in-vivo
übertragen werden: die Hydroxyethylstärken haben in beiden Modellen den
günstigsten Einfluss auf die AT III-Konzentrationen. HES 130 zeigt in-vitro am
Versuchsende über 110 %, in-vivo über 95 % des Ausgangswertes. Konstante AT
III-Werte, wie sie vor allem in der H130-Gruppe gemessen werden, sind aus
klinischer Sicht wünschenswert. Bezüglich des Blutbildes bestärken sich
beispielsweise in der HES 130-Gruppe die in-vitro-Ergebnisse in-vivo: neben
ansteigenden Zellzahlen (Hämatokrit steigt in-vitro auf ca. 145 %, in-vivo auf
ca. 120 % des Ausgangswertes, Thrombozyten liegen in-vitro bei ca. 95 %, in-
vivo bei ca. 120 % des Ausgangswertes und bei den Leukozyten werden in-vitro-
Werte von ca. 100 %, in-vivo von ca. 150 % des Ausgangswertes gemessen) kommt
es zu einem eher geringen Hämolysegeschehen. In der NaCl-Gruppe hingegen
widersprechen sich die in-vitro- und die in-vivo-Messergebnisse: kommt es in-
vitro noch zu signifikant hohen Messergebnissen der Zellzahlen, ergeben sich
in-vivo in dieser Infusionsgruppe sehr niedrige Werte: in-vitro steigt der
Hämatokrit beispielsweise im Laufe des Versuchs auf 200 % des Ausgangswertes,
in-vivo fällt er auf ca. 75 % des Ausgangswertes ab. Somit können hier weder
Aussagen über spezifische Auswirkungen der Kolloide auf die Blutzellen noch
über Interaktionen einer Hämofiltration auf die Blutzellen von den in-vitro-
Ergebnissen auf in-vivo-Versuche übertragen werden. Der Vergleich der
Messergebnisse beider Modelle zeigt, dass nur vereinzelt vergleichbare Werte
zur Druckentwicklung am Filter, Gerinnungsaktivierung oder Veränderungen des
Blutbildes gemessen werden. So ergibt sich beispielsweise nur für einen
Gerinnungsfaktor (AT III) eine hundertprozentige Bestätigung des
infusionsspezifischen Einflusses. Der Hauptanteil der gemessenen Parameter ist
methodenbedingt beeinflusst. Dennoch kann dargestellt werden, dass es eine
Übereinstimmung der aus den in-vitro-Daten erstellten Prognose hinsichtlich
des Einflusses der Infusionslösungen auf die Gesamtbiokompatibilität der CVVH
gibt. Für die Erstellung der Biokompatibilitätsprognose aus den in-vitro-Daten
erweist es sich jedoch als wesentlich, bereits innerhalb des in-vitro-Systems
weniger den einzelnen Parameter als Endergebnis zu betrachten, als vielmehr
die Konsequenz der Parameterverläufe für die Filterfunktion (Clotting,
Fouling, Clogging) als Biokompatibilitätsfaktor für die Prognose mit
einzubeziehen. Insgesamt zeigt sich anhand der Ergebnisse dieser Arbeit, dass
die unter in-vitro-Bedingungen fehlende Interaktion von Blutbestandteilen und
anderen Körperzellen und Kompartimenten einen großen Einfluss auf die
Messergebnisse hat. Bevor verlässliche Aussagen aus in-vitro-Daten für die in-
vivo-Situation oder sogar für die Kliniksituation getroffen werden können,
scheint es wesentlich, dass zunächst die Reaktion des gesamten Organismus
anhand von Organfunktionen oder histomorphologischen Untersuchungen überprüft
wird. Hierzu bedarf es einer Reihe von konsequenten in-vitro- versus in-vivo-
Studien.
de
dc.description.abstract
As some medicals possess only an insufficient biocompatibility, they might be
a risk for the patient, thus it is necessary to test the used materials in-
vitro, in-vivo, and in clinical studies regarding their biocompatibility,
before applying them in a clinical environment. In those tests, several
factors can have a significant influence on the reactions of the materials in
terms of their biocompatibility, such as different experimental setups,
different species, and diseases. The interaction of different biocompatibility
reactions initiated by several modules of the extracorporeal circuit (such as
filters, catheters, tubes, pumps, air and clot traps) as well as the influence
of the contact between blood and body compartments on the biocompatibility is
only rarely described in literature. Keeping in mind, that beneath those
problems interactions with corollary therapies it becomes clear, how difficult
it is to get reliable prognoses for the patient’s biocompatibility out of in-
vitro studies. In this work we examined, whether the comparison between
results of in-vitro and in-vivo hemofiltrations are different regarding
biocompatibility, what then must be the influence of unexpected values of the
models, and whether the prognoses regarding biocompatibility taken from the
in-vitro experiment can be confirmed in the in-vivo case. For this purpose we
used a dynamic recirculating in-vitro hemofiltration model, which was flushed
with 2 liters of swine blood for two hours. The swine blood taken from the
slaughterhouse was substituted by an infusion solution. For each of five
different infusion solutions six experiments were run. In the continuous
venovenous in-vivo hemofiltration circuit applied to narcotized swines the
same infusion solutions, materials and - as far as possible - flow rates were
used. Even in this case six experiments were run on each swine. The aim of
this study was to estimate the influences of the different infusion solutions
on the pressure at the hemofilter, the coagulation factor and the hemogram for
both models, in-vitro and in-vivo, and compare them afterwards. Although both
models are as similar as possible, the results show that it is hard to
conclude from in-vitro studies regarding biocompatibility: There are mostly no
conformities between the results out of both experiments regarding their
infusion specific influence. Looking at the pressure at the hemofilter, one
can find different results in both cases – in-vitro and in-vivo – for each
infusion solution. The HES 130 group has in both cases a positive influence on
the TMP value, as in this group the measurement stayed beyond 17 kPa. There
are some surprising results concerning the coagulation parameters. Although
most factors for the clotting activation could be standardized very well, it
is not possible to eliminate the most important difference between both
models: The in-vitro model is a self consuming system, which loses its
clotting factors with the coagulation process, whereas the in-vivo model is
able to regenerate and mobilize those blood parts. Thus the conclusion from
the results of an in vitro model is limited to the specific properties of the
infusion solution. (Fibrinogen saving effect of HES 130, erythrocyte
preserving effect of GEL). Therefore just a few consistencies between the
diagrams of both experiments concerning their clotting activation could be
found. Surprisingly, the results of the AT-III concentration showed infusion
specific properties: Although the heparin concentration in the in-vivo model
is problematic to control, the results can be transferred from in-vitro to the
in-vivo model: Hydroxyethylstarch has a positive influence on the AT-III
concentration in both models, as the HES 130 value at the end of the
experiment amounted to 110 % of the original value in the in-vitro experiment,
whereas 95 % could be found in the case of the in-vivo model. Such constant
values are favored in the clinical medicine. E. g. the results of both model
are similar in the case of the hemogram regarding the HES 130 group: Beneath
the increasing amount of cells (the hematocrit value increased to 145 % in-
vitro and 120 % in-vivo, thrombocytes went to 95 % in-vitro and 120 % in-vivo
and leucocytes to 100 % in-vitro and 150 % in-vivo) no more significantly
hemolysis happened. Looking at the NaCl group, the results are in contrast:
Whereas the amount of cells increased significantly in case of the in-vitro
model, the in-vivo model gave very poor values: The hematocrit value increased
up to 200 % in-vitro, but went down to 75 % in-vivo. Thus it one cannot
conclude from in-vitro to in-vivo experiments regarding the specific influence
of the colloids on blood cells and interactions such as a hemofiltration with
them. Comparing the results of both models, only rarely similar values such as
pressure at the filter, clotting activation and changes of the hemogram can be
found. So only in case of AT-III the infusion specific influence could be
confirmed. The main part of the values is influenced by the different, used
methods. Nevertheless, the prognosis of influence of the infusion solutions on
the biocompatibility seems to be true in case of CVVH. It seems to be very
important, not to use a certain value of a parameter in the in-vitro
experiment to create s prognosis, but to also keep the developing of the
filtration parameters (clotting, fouling and clogging) in mind. The results of
this work show clearly, that the missing interactions of the blood and other
body compartments have great influence of the resulting values. Before
concluding from in-vitro to in-vivo cases in clinical situations, it is
necessary to proof the reaction of the whole organism with the help of organ
functions or histomorphological examinations. A row of in-vitro versus in-vivo
studies would be necessary to achieve such results.
en
dc.format.extent
V, 116 S.
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
extracorporeal circulation
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Aussagekraft von Versuchen zur Hämokompatibilitätsforschung von Hämofiltern
dc.contributor.firstReferee
Univ.-Prof. Dr. Helmut Hartmann
dc.contributor.furtherReferee
PD Dr. Juliane Unger
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Rafael Nickel
dc.date.accepted
2010-07-09
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000018860-8
dc.title.subtitle
in-vitro versus in-vivo
dc.title.translated
Value of tests regarding the hemocompatibility analysis of hemofilters
en
dc.title.translatedsubtitle
in-vitro versus in-vivo
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000018860
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag
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open access