Depressionen stellen eine häufige psychische Störung dar, sie beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich und ihre Prävalenz nimmt global zu. Therapeutische Konzepte werden ständig verbessert. Seit dem Jahr 1976 gibt es in Deutschland störungsspezifische psychiatrische Stationen für die Behandlung depressiver Störungen. Einen publizierten Vergleich der Behandlungs-Effektivität depressionsspezifischer und störungsunspezifischer Stationen gibt es bisher nicht. Aus der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Berlin, Campus Benjamin Franklin, wurden retrospektiv 357 Fälle depressiver Störung aus den Jahren 2002 und 2003 untersucht. 147 Fälle wurden auf störungsspezifischen und 149 Fälle auf weitgehend störungsunspezifischen Stationen behandelt. Weitere 61 Fälle wurden auf einer Station behandelt, die als Kriseninterventionsstation und störungsunspezifische Spezialstation für somatische Komorbidität fungierte. Der Schweregrad depressiver Symptomatik wurde mit der Hamilton Depression Rating Scale mit 17 Items (HRDS-17) quantifiziert. Ohne Kontrolle für konfundierende Variablen waren der HRDS-17-Score bei Entlassung sowie das HDRS-17-Δ zwischen den Gruppen vergleichbar, die Aufenthaltsdauer auf der Spezialstation für somatische Komorbidität war statistisch signifikant niedriger. In den Regressionsanalysen zur Kontrolle für konfundierende Variablen hatte die Behandlung in einer der drei Vergleichsgruppen weder auf den HRDS-17-Score bei Entlassung noch auf das HDRS-17-Δ einen signifikanten Einfluss. Bei Vergleich der störungsspezifischen Station mit den störungsunspezifischen Stationen zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der Aufenthaltsdauer, jedoch zeigte sich ein signifikanter Unterschied in der Regressionsanalyse zwischen der störungsspezifischen Station und der störungsunspezifischen Spezialstation für somatische Komorbidität im Sinne einer kürzeren Aufenthaltsdauer auf der letzteren. Als Ursachen hierfür kommen mehrere Faktoren in Betracht. Zusammengefasst zeigte sich kein Vorteil, jedoch auch kein Nachteil depressionsspezifischer stationärer Behandlung. Für 20 Fälle, in denen im Vergleichszeitraum ein zweiter stationärer Aufenthalt stattfand, zeigten sich hinsichtlich der Aufenthaltsdauer, der Schwere depressiver Symptomatik bei Entlassung sowie der Reduktion depressiver Symptomatik keine signifikanten Unterschiede zwischen den Vergleichsgruppen. Ebenso zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Vergleichsgruppen bezüglich der Zeit bis zur zweiten stationären Aufnahme. Die Arbeit vergleicht die Behandlungs-Effektivität störungsspezifischer und störungsunspezifischer Stationen, stellt jedoch das Konzept der Depressionsstationen gleichsam nicht in Frage, weil a) die Störungsspezifität und Homogenität von Depressionsstationen eine affektive „Aufwärtsspirale“ durch Mitnahmeeffekte besser ermöglicht als störungsunspezifische Stationen b) die depressiven PatientInnen im Gegensatz zur Behandlung auf störungsunspezifischen Stationen nicht weniger Aufmerksamkeit erhalten als andere PatientInnen, die durch auffälligeres oder gefährlicheres Verhalten mehr Aufmerksamkeit binden c) einen für die betroffene Klientel optimierten Schutz- und Lernraum bietet d) ein störungsspezifisches Setting eine organisatorische Optimierung der Therapien bietet e) es nach den vorhandenen Daten nicht überlegen, aber auch nicht unterlegen ist Weitere Forschung auf diesem Gebiet sollte möglichst mit größeren Fallzahlen arbeiten, um eine Auswertung der Effektstärke auf bestimmte Subgruppen bei gleichzeitiger Kontrolle für konfundierende Variablen zuzulassen, beispielsweise Alter, Geschlecht und Persönlichkeitsstörungen. Darüber hinaus sollten weitere Untersuchungen prospektiv angelegt werden und eine Weiterverfolgung der Fälle anstreben, um zuverlässige Daten zur Rückfall- und Rezidivrate sowie Wiederaufnahme zur stationären Behandlung zu liefern. Selbstbeurteilungsskalen und „Quality of Life”-Auswertungen könnten komplexere Effekte der depressionsspezifischen Behandlung darstellen.
Depression is a frequent psychiatric disorder, which substantially affects quality of life. Its prevalence rate is increasing globally and therapeutic approaches are continually being developed. In Germany disorder-specific psychiatric wards for the treatment of depressive disorders exist since 1976. However, a larger comparison of treatment effectiveness between depression- specific and non-specific wards for the disorder has to date never been published. In this study, 357 cases of depressive disorder, treated in the Department of Psychiatry of the Charité Berlin (Benjamin Franklin Campus), in 2002 and 2003 were retrospectively investigated. 147 were treated on a disorder-specific ward, while 149 were treated on a non-specific ward. Another 61 were treated on a ward for short term interventions and somatic comorbidity. The severity of depressive symptomatology was quantified by the 17 Itemed Hamilton Depression Rating Scale (HRDS-17). In regression analyses, controlling for demographic variables and psychiatric comorbidity, treatment in none of the comparison groups had a statistically significant predictive value with regard to HRDS-17-Score at discharge or change in HDRS-17. When comparing the duration of in-facility treatment there was no statistically significant difference between the depression-specific and the non-specific wards, but treatment on the ward for somatic comorbidity predicted with high significance a shorter duration of in-facility treatment when compared to the depression-specific ward. This could be caused by a variety of factors. In summary, treatment on a depression-specific ward in the sample evidenced no significant advantage or disadvantage to effectiveness of treatment. This study compared the treatment effectiveness of disorder-specific and non- specific wards, but it did not question the effectiveness of depression- specific wards as a concept, as: a) The disorder specificity and homogeneity of a depression ward could more probably generate a positive affective spiral than a non-specific ward. b) Depressed patients are more likely to receive disorder appropriate care from staff on depression-specific wards than on non- specific wards. c) Such wards could effectiveness provide a protected space of learning optimized for the patient’s disorder. d) A disorder-specific setting could provide an organizational optimization for therapies. e) However, based on the data examined, it is neither superior nor inferior to non-specific wards in effectiveness. Future research should include larger patient samples to enable examination of its impact on subgroups while maintaining control for confounders including age, sex and personality disorders. Beyond this, future research should be prospective and include follow-ups to examine rates of relapse and recurrence. Self-rating scales and quality-of-life measures could better indicate the full complexity of positive impacts that depression- specific treatment may offer.