Hintergrund Die Beanspruchung von Notaufnahmen durch Patienten mit akutem, aber nicht notfallmedizinischem Behandlungsbedarf nimmt seit Jahren zu und trägt erheblich zur Überfüllung der Notaufnahmen bei. Eine nachhaltige Entlastung der Notaufnahmen erfordert die genaue Kenntnis intrinsischer Patientenmotive zum Aufsuchen der Notaufnahme mit ambulantem Behandlungsbedarf. Methodik Mit einem qualitativen Forschungsdesign wurden die subjektiven Gründe zum Aufsuchen der Notaufnahmen mit nichtdringlichem Behandlungsbedarf an zwei Notaufnahmen in urbaner und einer in ruraler Gegend direkt bei den Patienten erfasst. In der ländlichen Region wurde die Datenerhebung durch Interviews mit Hausärzten ergänzt. Ergebnisse Hauptmotive zum Aufsuchen der Notaufnahmen waren a) Zeitautonomie bei terminlichen Einschränkungen und b) gesundheitliche Besorgnis. Beide Motive adressieren die Vorteile der Notaufnahme des jederzeitigen Zugangs und der Behandlung auf Krankenhausniveau. Niedergelassene Ärzte verwiesen ebenfalls an die Notaufnahme bei Zeitmangel oder zur Absicherung medizinischer Behandlung durch spezielle Diagnostik (z.B. Röntgen). Schlußfolgerungen Patienten suchen medizinische Hilfe dort, wo ihrem subjektiven Behandlungsbedarf am besten entsprochen wird. Notaufnahmen übernehmen dadurch eine sektorenübergreifende Versorgungsfunktion. Erfolgreiche patientenorientierte Interventionsmaßnahmen müssen sektorenintegrierende Versorgungsstrukturen entwickeln.
Background The increasing number of acute but not emergency visits to Emergency Departments (ED) contributes to ED crowding. A sustainable solution needs deeper knowledge of patients’ subjective rationales to ED usage under this condition. Methods A qualitative study was conducted in two urban and one rural ED site to explore patients’ motives with acute but not emergency conditions. Additionally, General Practitioners (GP) were interviewed in rural region to complement data collection. Results Main motives to visit ED were a) time autonomy in case of time-constraints and b) health anxiety. Both motives address ED’s advantages, which are around the clock available and medical treatment at hospital level. Furthermore, GPs referred patients to ED in case of time-shortage or for diagnostic reasons (e.g. x-ray). Conclusion Patients seek medical care, where they expect to get the best suitable treatment. Therefore, EDs play a pivotal role not only in emergency care, but also in ambulant care. Patient orientated interventions need to focus on cross sectoral integrated health care structures.