Einleitung: Weichteilverletzungen im Gesichtsbereich und Zahnverletzungen stellen im Kindes- und Jugendalter ein gesundheitliches Problem dar. Die Hauptziele dieser Arbeit waren Unfallhäufigkeiten und Unfallschwere, sowie die Häufung von Verletzungen in den unterschiedlichen Altersgruppen bei perioralen und intraoralen Traumata zu ermitteln. Gleichzeitig sollten mögliche Unterschiede von Unfallarten bei den Geschlechtern analysiert werden. Weiterhin wurde der Zusammenhang zwischen minimalen Verletzungen im Gesichtsbereich bei Kleinkindern und einer Wundbehandlung in Narkose ausgewertet. Methodik: In einer retrospektiven Studie wurden 500 Kinder zwischen 2003-2004 (71% Jungen / 29% Mädchen) analysiert, die im Zeitraum von 18 Monaten wegen perioraler und intraoraler Traumata in der Kinderchirurgie der Charité Berlin behandelt wurden. Ein standardisierter Datenerfassungsbogen wurde angewendet, der folgende Merkmale untersuchte: Alter, Geschlecht, Unfallort, Unfallart, Verletzungsart und stationäre Behandlung. Die Daten wurden mit dem Chi–Quadrat-Test ausgewertet. Ergebnisse: Der Altersgipfel lag bei den 1- bis 4-Jährigen mit 51,6%. Die häufigsten Unfallorte waren das Zuhause (50,4%) und der Strassenverkehr (21%). Die Geschlechter verhielten sich signifikant verschieden bezüglich Unfallort und Altersgruppe. 1- bis 4-jährige Mädchen verunfallten signifikant häufiger zu Hause, während bei den Jungen die 5- bis 9-Jährigen signifikant häufiger Freizeit- und Verkehrsunfälle hatten. Die häufigsten Unfallarten waren Sturz auf der Ebene (29,6%) und Anpralltraumata (16,8%). 40% der 1- bis 4-jährigen Jungen stürzten signifikant häufiger auf der Ebene. In der Altersgruppe der 1- bis 4-Jährigen stürzten signifikant mehr Kinder von Treppen und Stühlen. Bei den 5- bis 9-Jährigen war die Unfallhäufigkeit mit dem Fahrrad und Skating signifikant. Bei den 10- bis 17-Jährigen war die Häufigkeit der Unterkieferfrakturen durch körperliche Auseinandersetzung signifikant. 48% Mundverletzungen, 37% Zahnverletzungen, 9% Zungenverletzungen und 6% Kieferverletzungen wurden diagnostiziert. In den unterschiedlichen Altersgruppen und bei den Verletzungsarten gab es signifikante Unterschiede. Bei den 1- bis 4-Jährigen gab es häufiger Weichteilverletzungen in der Mundhöhle, während die 5- bis 9-Jährigen häufiger Frontzahntraumata erlitten und die 10- bis 17-Jährigen Unterkieferfrakturen. 19% der Kinder erhielten eine ambulante Wundversorgung. 13,6% der Kinder benötigten für die Wundversorgung eine Allgemeinnarkose, davon waren ca. 50% die 1- bis 4-Jährigen. Schlussfolgerung: Im Rahmen dieser Studie konnte gezeigt werden, dass Bagatellverletzungen vor allem bei Kleinkindern eine operative Therapie zur Folge hatten und es Unfallhäufigkeiten in den Altersgruppen gibt. Empfehlenswert wäre das Anlegen einer Fachdatenbank für Unfälle nach Alter, Geschlecht und Diagnose, die genaue Analysen über den Unfallhergang geben. Auch Zahnverletzungen und Weichteilverletzungen sollten mit berücksichtigt werden. Dieses obengenannte Konzept könnte der Einstieg in eine systematische und effektive Prävention von Kinderunfällen in Deutschland sein.
Backround: Traumatic facial soft tissue and dental injuries are hazardous in childhood. The primary aim of this study was to determine the frequency and severity of accidents resulting in peri- and intraoral injuries in different age groups. Secondary endpoints were possible gender-related differences regarding types of accidents as well as a correlation of minor facial injuries and treatment of these wounds in general anesthesia. Methods: A retrospective analysis was performed (2003-2004) of 500 children (71% boys / 29% girls) treated for peri- and intraoral traumatic injuries at the department of paediatric surgery at the Charité Hospital over a timeperiod of 18 month. A case report form was used recording parameters such as age, gender, location and type of accident, type of injury and treatment. Statistical analysis was performed using chi-square test. Results: Overall accidents peaked at age 1-4 years (51,6%) mostly occurring domesticly (50,4%) or in traffic (21%). Most common types of accidents were falls on even ground (29,6%) and trauma from impact (16,8%). A statistical significance was found regarding type of accident, gender and age-group. Girls age 1-4 years had a higher rate of accidents at home, while boys age 5-9 years more often had traffic and leisure time accidents. The group of 1-4 year old had the highest incidence of falls from a flight of stairs or out of high chairs. However 40% of boys (1-4 years) fell significantly often on even ground. The 5-9 year olds had the highest incident of skating or bike riding accidents. The age 10-17 year olds had the highest incidence of mandible fractures due to physical controversies. Injuries included oral injuries (48%), dental trauma (37%), tongue injuries (9%) and jaw injuries (6%). The group of 1-4 year olds showed the highest incidence of intraoral soft tissue injuries. The 5-9 year olds had the highest rate of trauma to the incisors. The 10-17 year olds mostly had mandible fractures. 19% of the children received out-patient wound treatment. 13,6% patients needed general anesthesia. 50% of these were children age 1-4. Conclusion: In this study minor injuries in toddlers often called for a surgical treatment in general anesthesia. Establishing a national registry to collect accident-related data is advisable. This could lead to a systematic and effective prevention of accidents in children in Germany.