Ausgehend von der Debatte um Kinderrechte sowie vor dem Hintergrund der zunehmenden Patientenorientierung in der ärztlichen Behandlung wurde in der vorliegenden Studie untersucht, wie minderjährige Patienten die Aufnahme in eine kinder- und jugendpsychiatrische Klinik und die stationäre Behandlung erleben. Im Vordergrund standen dabei die Bewertung der Informations- und Partizipationspraxis aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen sowie die Beschreibung ihrer Informations- und Partizipationsbedürfnisse. Aufbauend auf der Darstellung einschlägiger Modelle der Patientenpartizipation wurden in der Arbeit zentrale Konzepte wie das Informed Consent Paradigma in Bezug auf ihre Anwendbarkeit auf Kinder einer Analyse unterzogen. Neben den entwicklungspsychologischen Voraussetzungen von Informationsaufnahme und Krankheitskonzepten sowie von Partizipation an Behandlungsentscheidungen wurden im theoretischen Teil der Arbeit darüber hinaus die Auswirkungen von Patienteninformation und -partizipation dargestellt und diskutiert. Mit der Vorstellung der sozialpsychologischen Theorie der prozeduralen Gerechtigkeit wird der Begriff Partizipation abschließend in einem psychologischen Rahmen interpretiert. Hauptanliegen des empirischen Teils der Arbeit war die Beschreibung von (1) wahrgenommener Informations- und Partizipationspraxis sowie (2) von Informations- und Partizipationsbedürfnissen. Ziel war es weiterhin, (3) die Determinanten wahrgenommener Teilhabe und Information zu bestimmen und (4) die Auswirkungen von Partizipation und Information auf emotionale Belastung, Motivation und Behandlungsbewertung zu untersuchen. An der Studie nahmen insgesamt 298 Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 17 Jahren aus zwei deutschen kinder- und jugendpsychiatrischen Universitätskliniken (Rostock und Ravensburg) teil. Alle Patienten wurden zum Zeitpunkt der Aufnahme und der Entlassung befragt, die Rostocker Patienten zusätzlich vier Wochen nach Behandlungsbeginn. Da weder Instrumente zur Erfassung des Aufnahmeerlebens noch zur Beschreibung des Erlebens der stationären Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie existierten, war die auf qualitativen Interviews beruhende Entwicklung von entsprechenden Erhebungsinstrumenten Voraussetzung für die Durchführung der Studie. Insbesondere die Entwicklung einer Skala zur wahrgenommenen Partizipation zählt zu den wichtigen Resultaten. Zusammenfassend zeigt die Untersuchung deutliche Mängel bei der Umsetzung der Partizipations- und Informationsrechte Minderjähriger auf, die auf unterschiedliche Weise von Variablen wie Alter, Geschlecht und Diagnose moderiert werden. Ein weiteres zentrales Ergebnis weist auf teilweise enorme Differenzen zwischen Informations- und Partizipationsbedürfnissen einerseits und den wahrgenommenen Realitäten andererseits hin. Die Untersuchung zeigt auch, dass sich das Erleben der Aufnahme längsschnittlich auf Behandlungsmotivation und Zufriedenheit auswirkt. Im Hinblick auf die Beurteilung der Behandlung hat sich insbesondere das Gefühl, respektiert und in den eigenen Ansichten und Meinung verstanden zu werden, als ein wichtiger Prädiktor erwiesen. Kinder und Jugendliche wollen demnach ihre Meinung in Entscheidungsfindungsprozessen berücksichtigt wissen und ernst genommen werden, aber nicht in die alleinige Verantwortung entlassen werden. Aus den Ergebnissen unserer Studie lassen sich Implikationen für die praktische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ableiten sowie Vorschläge für weitere Forschungsarbeiten.
As a reaction to both the debate on children s rights and the increasing demand for patient oriented medical treatment, this study focused on the experience of children entering in-patient psychiatric treatment and the personal evaluation of their therapeutic exposure. Of primary interest were their perceived degree of involvement in therapeutic processes and their experience of information. Based on models of patient participation this study investigated central concepts like the Informed Consent Paradigm and their applicability for the treatment of children. The theoretic chapters of the study discussed the developmental requirements for the understanding of therapeutic information, the concepts of illness and the participation of minors in treatment decisions. Finally, the therapeutic consequences of patient information and participation were described and discussed. The social-psychological concept of Procedural Justice allowed us to read the notion of participation in psychological terms. The empirical passages of our study related (1) the perceived experience of information and participation, (2) the individual needs for information and participation, (3) the factors that determine the information and participation practices, and (4) the therapeutic effects of participation and information for emotional stress, motivation and treatment success. 298 minors, between the age of 7 and 17, from two German child and adolescent psychiatric departments located at the University of Rostock and the University of Ravensburg participated in our study. We interviewed all patients shortly after admission and at discharge. Due to the absence of appropriate instruments for the assessment of the therapeutic experience during the admission and the treatment, the development of relevant scales based on qualitative interviews constituted the initial requirement for our study. Thus, the construction of a scale measuring perceived participation marks the most salient feature of the study. Our results reveal profound shortcomings in the execution of the rights for information and participation, all of which are moderated by the variables of age, sex, and diagnosis. Another significant finding of our study points to the manifest difference between the articulated needs for information and participation and the therapeutic realities experienced by our participants. The experience of the admission process also has longitudinal effects on motivation and satisfaction. The positive evaluation of treatment, we found, is ultimately predicted by the degree of respect and importance assigned to the judgments of minor patients: children and adolescents desire to voice their opinions and they need to feel important in psychiatric decision making processes yet they do not demand autonomy. Our study proposes profitable applications for the therapeutic treatment of children and adolescents and articulates suggestions for prospective research.