Innovationen sind in hoch-regulierten Märkten wie dem deutschen Gesundheitswesen mit erheblichen Diffusionsbarrieren verbunden. Wenn sich in solchen über jahrzehntelang ge-wachsenen, stabilen Systemen auf einmal Regulierungsfenster öffnen, entsteht für Akteure die seltene Chance aber auch der Druck, die zukünftigen Rahmenvorgaben in ihrem Sinne mit zu gestalten. Vor diesem Hintergrund hat diese Dissertation es sich zum Thema gemacht, die unternehmungsinterne und -externe Perspektive auf Innovationsprozesse auf Basis einer in sich konsistenten theoretischen Grundlage zu verbinden. Im Fokus der Betrachtung steht die Frage, wie Akteure das Zusammenspiel der zukünftigen Entwicklungen der unternehmungs-externen Rahmenbedingungen und der eigene Leistungsfähigkeit in dem Management ihrer Innovationsvorhaben versuchen zu planen und zu steuern. Mit dieser Forschungsfrage adres-siert die Arbeit somit die elementare Forschungslücke, die sich durch die Fokussierung der unterschiedlichen theoretischen Ansätze und Konzepte auf entweder die institutionelle oder die organisationale Ebene im Rahmen des Managements von Innovationsprozessen auftut. Obgleich sowohl die mikro- als auch die makroorientierten Ansätze den Fit der organisationa-len Leistungsfähigkeit und der institutionellen Rahmenbedingungen der Umwelt als zentralen Aspekt für eine erfolgreiche und zukünftige Innovationsfähigkeit annehmen, kann das Mana- gement einer Ausbalancierung dieser Entwicklungsverläufe bis dato nicht auf Basis einer ein-zelnen, in sich konsistenten theoretischen Perspektive erklärt werden. Den Kern dieser behavioristischen Arbeit bildet eine qualitative, longitudinale Einzelfallstudie im deutschen Gesundheitswesen. Über die Anwendung eines iterativen Forschungsdesigns wird auf Grundlage des theoretischen Fundaments der Competence-based Theory of the Firm (CbTF) ein Mehrebenenmodell entwickelt, das den co-evolutorischen Steuerungsprozess über Proto-Institutionen abbildet. In diesem Rahmen kann gezeigt werden, dass es Akteuren über die Entwicklung von Proto-Institutionen möglich ist, in Innovationsprozessen eine Prognose über die Veränderung der institutionellen Rahmenbedingungen zu treffen und eine entspre-chende Vorabanpassung der organisationalen Leistungsbereitschaft vorzunehmen, sodass sie bei Markteintritt über geeignete Leistungspotenziale verfügen. Über das Verständnis von In-novationsprozessen als Mehrebenen-Phänomen liefert diese Arbeit wertvolle theoretische und praktische Implikationen, deren Relevanz insbesondere für das Management von Innovationen in unsicheren und wandlungsresistenten Umfeldern hervorzuheben ist.
Since innovations face strong diffusion barriers in highly regulated markets, actors attempt to influence the general regulations in their field on their behalf, whenever a window of oppor-tunity presents itself. Taking such situations center stage, this thesis focuses on the interplay of firm internal and external perspectives in innovation processes. Specifically, this dissertation elaborates on the research question on how actors intend and try to manage the balance of the future institutional setting and their own readiness for action to realize innovations. By linking institutional and organizational levels of analysis within the consistent, multi-level theoretical framework of the Competence-based Theory of the Firm (CbTF), this thesis ad-dresses the fundamental research gap that arises out of the focus of existing approaches on either the institutional or the organizational level. This is an important contribution, since mi-cro- and macro-approaches stress the fit of organizational and institutional developments as central aspects for future innovation capacity; however, the simultaneous management of in- stitutional and organizational developments cannot be conceptualized. Against this background, this behavioral dissertation builds on an empirical, longitudinal sin-gle case study in the German healthcare sector. Applying an iterative empirical research de-sign, a multi-level model of the management of co-evolutionary processes via proto-institutions is elaborated. This model allows the exploration and analysis of proto-institutional work, that is, how actors simultaneously try to forecast institutional change and adapt their readiness for action to realize future innovations. By analyzing innovation processes as multi-level phenomena, this thesis formulates theoretical and practical contributions, notably with regard to the management of innovations in uncertain environments resistant to institutional change.