Ziel dieser Studie war es, die aus Sicht einer gesetzlichen Krankenkasse verursachten jährlichen Kosten von Jugendlichen mit Störungen des Sozialverhaltens im Vergleich zu Jugendlichen ohne diese Erkrankung darzustellen. Mögliche Einflussgrößen wie Alter, Geschlecht und Komorbiditäten sollten überprüft werden. Die durchgeführte Analyse basiert auf einer retrospektiven Sekundärdatenanalyse von Abrechnungsdaten einer großen gesetzlichen Krankenkasse (AOK-Berlin, seit dem 01.01.2011 AOK Nordost). Zunächst wurden Patienten eingeschlossen, bei denen anhand dokumentierter ICD-10-Diagnosen eine Störung des Sozialverhaltens diagnostiziert wurde. Eine Kontrollgruppe mit gleicher Alters- und Geschlechtsstruktur wurde aus den verbliebenen Versicherten gezogen. Es wurden nur Versicherte im Alter zwischen 13 und 18 Jahren berücksichtigt, die mindestens das ganze Jahr 2006 bei der AOK Berlin versichert waren. Es wurden die Daten von insgesamt 17.290 Versicherten ausgewertet, wobei 665 Jugendliche der Gruppe mit Störungen des Sozialverhaltens (IG= Indexgruppe) zugeordnet werden konnten. 16.625 Versicherte stellten die Kontrollgruppe (KG). Der Vergleich der mittleren Gesamtjahreskosten zeigte einen signifikanten Kostenun-terschied (p<0,001). Während in der Kontrollgruppe mittlere Jahreskosten von 687€ zu verzeichnen waren, beliefen sich diese bei der Indexgruppe auf mehr als das Dreifache (2.632€). Im Hinblick auf das Alter wurde keine Assoziation mit höheren Kosten gefunden. Das Geschlecht hatte in der Indexgruppe keinen signifikanten Einfluss auf höhere Kosten (IG: p=0,41; KG p=0,22). Dennoch verursachten weibliche Versicherte in beiden Gruppen höhere Kosten. Bei der Untersuchung der Komorbiditäten zeigte sich in der Indexgruppe ein signifikant höherer Anteil (jeweils p<0,001) als in der Kontrollgruppe. Über 86% aller Patienten der IG hatten mindestens eine weitere psychiatrische Diagnose. Hiervon lag bei 36% eine Diagnose eines ADHS, bei 22% eine Diagnose einer Depression sowie bei 18% eine Diagnose einer Angststörung vor. In verschiedenen somatischen Diagnosekategorien (Verletzungen/ Vergiftungen/ Schwangerschaft/ Geburt) waren signifikant mehr Versicherte der Index- als der Kontrollgruppe betroffen (jeweils p<0,001). Die für die AOK Berlin entstandenen Kosten durch Jugendliche mit Störungen des Sozialverhaltens waren signifikant höher als die Kosten durch Jugendliche ohne eine solche Diagnose. Dieser Befund weist auf die gesundheitsökonomische Relevanz dieses häufigsten kinder- und jugendpsychiatrischen Störungsbildes hin.
The aim of the study was to identify the health insurance expenses caused by adolecents with a diagnosis of conduct disorder. Therefore 665 insurants (aged 13- 18 years) of a large German health insurance organization (index group, IG) were compared with an age- and sex-matched control group (CG; N=16,625). Mean expenses in the IG were 3.83 times higher (p<0,001) than costs of adolescents without this diagnosis (IG= 2632€, CG=687). These results underline the relevance of this psychiatric disorder.