Adipositas beeinflusst in vielfältiger Weise die körperliche Gesundheit der Betroffenen und ist beispielsweise ein bekannter Risikofaktor für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-oder Stoffwechselerkrankungen. Aber auch die psychische Lebensqualität kann betroffen sein, wobei die Auswirkungen der Übergewichtigkeit auf die partnerschaftliche und sexuelle Beziehungszufriedenheit bislang wenig erforscht sind. In einer retrospektiven, nicht randomisierten Querschnittsstudie (der sog. Berliner Männer-Studie) wurden mittels Fragebögen die Auswirkungen von Fettleibigkeit auf die Lebensqualität, Partnerschaft und die Sexualität von 1915 in Berlin gemeldeten Männern untersucht. Das Alter der befragten Männer lag zwischen 40 und 79 Jahren. Der durchschnittliche Body Mass Index betrug 26,6 und war somit im Bereich des Übergewichts. Der Anteil der Adipösen betrug 15,6%, der Übergewichtigen 47,5% und der Normalgewichtigen 35,7%. Bezüglich der körperlichen Lebensqualität wurden die aus der Literatur bekannten erhöhten Prävalenzen von verschiedenen chronischen Erkrankungen bestätigt. Adipöse Männer hatten eine signifikant schlechtere körperliche Lebensqualität. Dies war an den signifikant niedrigeren körperlichen Summenscore (PCS – physical component summary) und den signifikant niedrigeren Werten in der Visuellen Analog Skala des Euro-QoL ersichtlich. Auf die psychische Gesundheit konnten allerdings keine negativen Auswirkungen der Adipositas festgestellt werden. Die psychische Summenscore (MCS – mental component summary) der adipösen und nicht-adipösen Gruppe unterschieden sich nicht voneinander. Bezogen auf sämtliche erhobenen sexuellen Aktivitäten waren adipöse Männer nicht weniger aktiv als nicht-adipöse Männer, bei der genaueren Differenzierung fiel aber auf, dass sie signifikant weniger koitale Intimität hatten. Dies korreliert mit ebenfalls signifikant erhöhten Prävalenzen für Beeinträchtigungen der Erektionsfunktion (i.e. „Erectile dysfunction“) und Erektionsstörungen (i.e. „Erectile disorder“, die nur dann vorliegt, wenn eine Erektionseinschränkung mit Leidensdruck verbunden ist) in fast allen Altersgruppen der adipösen Männer. Gleichwohl scheint sich das nur wenig auf die sexuelle Zufriedenheit auszuwirken, denn adipöse Männer waren nicht signifikant unzufriedener mit ihrem Sexualleben als nicht-adipöse Männer. Sie waren auch in ihrer partnerschaftlichen Beziehung genauso zufrieden wie die Männer der Vergleichsgruppe. Dieser Befund stärkt die Annahme, dass die partnerschaftliche und sexuelle Beziehungszufriedenheit weniger von der sexuellen Funktionsfähigkeit abhängt, sondern vielmehr von bedeutsamen Beziehungsqualitäten wie kommunikative Fähigkeiten, Authentizität im Kontakt und Intensität der emotionalen Verbindung. Diese Qualitäten sind unabhängig vom Körpergewicht und unterliegen mutmaßlich den gleichen Einflussgrößen wie bei nicht-adipösen Menschen. Dies ist insofern auch klinisch belangvoll, als in dem häufiger zu erwartenden Krankheitsfall Adipöser mindestens in gleichem Umfang auf partnerschaftliche Ressourcen zur Krankheitsbewältigung zurückgegriffen werden kann wie bei Normalgewichtigen.
Obesity is a world-wide problem. Quite well investigated, we know about obesity as a risk-factor for many diseases and its bad influence on the physical quality of life. Less is known about its impact on the mental quality of life, partnership and sexuality. In a retrospective, not randomized cross- sectional study (the Berliner Männer-Studie) 1915 questionnaires, answered by in Berlin registered men, were evaluated. The men were aged 40-79. The average body mass index (BMI) was 26,6. 15,6% of men were obese (BMI>30), 47,5% were overweight and 35,7% were normal-weight. Concerning the physical quality of life, the results of the Berliner Männer-Studie could confirm the preceding data. Obese men suffer from more chronic diseases, have a poorer physical quality of life, as they have a significantly lower PCS (physical component summary) and a significantly lower score on the Visual Analog Scale of Euro- QoL than the non-obese men. In contrast, the MCS-scores (mental component summary) in both groups do not differ significantly which suggests that obesity does not need to have negative impact on the mental quality of life. Concerning the sexuality and partnership, obese men are as sexually active as non-obese men (overall sexual activities). But looking in details, they have slightly less sexual activities with intercourse than the other group. This is maybe the result from the significantly higher prevalence of erectile dysfunction (EDy) or erectile disorder (EDi) in the obese group. But nevertheless, this does not effect the sexual satisfaction and the partnership contentment. Non of the analyzed factors concerning these two aspects differ significantly from each other in both groups (obese versus non-obese). It must be therefore assumed that partnership contentment and sexual satisfaction are less dependent from sexual functionality, but more from other important qualities like e.g. communication, authenticity, intensity of the emotional connection during the sex act and in the relationship. These qualities are important for a well-functioning relationship and for "good sex", no matter if you are obese or not.