The war in Yugoslavia horribly showed that fifty years after the end of Nazi reign the vow to never again let happen a genocide was broken in Europe, too. In my dissertation project, I analyze whether there was a European reaction to this genocide and war which relied on identity framing. Such identity relevance could have been expected for Europeans in particularly since the integration process is designed to overcome the continent's violent past of nationalist wars and terror. For the theory, I rely on constructivist approaches to identity formation and formulate hypotheses for identity-related reactions which are tested with quantitative-qualitative frame analyses and corpus-linguistics. I consider articles from two French, German, Dutch and American newspapers which focus on interventions and were published between 1990 and 2006 to find out what causes identity-related reactions in the public debate. For the same newspapers and time period, I examine the debate on Srebrenica as a clear instance of genocide in Europe. Here, I analyze whether there is convergence of values and memories as content of a transnational identity in the three European countries. My empirical study shows that Europeans relate the war in Yugoslavia more to their own identities. In the intervention debate, Europeans are not more sensitive to genocide than Americans, but in contrast to Americans they are Eurocentric. Overall, national participation in a military intervention proves to be the best indicator for an identity framing in the intervention and Srebrenica debates. In Europe, there is clear evidence of multiple identities which include Europe, the West and a universal outlook, while there is focus on national American identity in the US. All four countries remember World War II and the Holocaust and support human rights in reaction to Srebrenica. In addition, there is a specific European transnational tendency to rely on values like pacifism and peaceful-conflict resolution in the face of genocide in Srebrenica. In the ten years after the genocide, Srebrenica has entered collective memory in the debate on war and intervention across countries.
Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien mit ethnischer Vertreibung und Massakern zeigte, dass Völkermord fünfzig Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft wieder in Europa passieren konnte. Die Dissertation geht der Frage nach, ob es angesichts von Genozid in Europa eine europäische Reaktion in der Öffentlichkeit gab, die auf Identität als Deutungsmuster zurückgreift. Gerade mit Blick auf die europäische Integration, die das Ende von Terror und Krieg auf dem Kontinent zum Ziel hat, war eine besondere Reaktion zu erwarten. Theoretisch werden aus der konstruktivistischen Identitätstheorie Hypothesen abgeleitet, die mit einer quantitativ-qualitativen Inhaltsanalyse und einer korpus-linguistisch Analyse von Zeitungsartikeln aus jeweils zwei Zeitungen dreier europäischer Länder und eines außer-europäischen Landes getestet werden. Einerseits wird die französische, deutsche, niederländische und US-amerikanische Debatte zu militärischen Interventionen zwischen 1990 und 2006 mithilfe einer Frame- Analyse ausgewertet. Mit derselben Methode wird andererseits die Debatte um die Massaker in Srebrenica als Kristallisationspunkt eines Genozids in Europa genauer hinsichtlich einer Konvergenz von Werten und Erinnerungen untersucht. Es zeigt sich dabei, dass Europäer die Jugoslawienkriege mehr auf ihre Identitäten beziehen, insgesamt aber nicht sensibler als Amerikaner angesichts von Völkermord sind und im Gegensatz zu den Amerikaner auf ihren eigenen Kontinent fixiert bleiben. Insgesamt ist die nationale Beteiligung von Soldaten entscheidend für das Framing der Debatte zu militärischen Interventionen und zu Srebrenica. In Europa kommen dabei multiple Identitäten zum Tragen, während es in den USA einen Fokus auf nationale Identität gibt. Alle Länder beziehen sich auf den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust in Reaktion auf Srebrenica und betonen den Wert von Menschenrechten. In Europa zeigt sich außerdem eine transnational-europäische Identität mit Pazifismus als zentralem Wert angesichts des Völkermords in Srebrenica. In den zehn Jahren nach dem Völkermord, ist Srebrenica bereits Teil des kollektiven Gedächtnisses in der Debatte um Krieg und Intervention geworden.