Empathic skills include the ability to recognize other people’s mental and affective states (cognitive facet) and the ability to respond emotionally (emotional facet). Such empathic skills are associated with various positive social outcomes (e.g., relationship well-being). Hence, previous research findings that indicate an age-related decline in cognitive empathic skills are unsettling. These findings, however, have been challenged for several reasons; one of them being that the assessment of these skills usually has lacked ecological validity (i.e., the employed measurement paradigms have been rather artificial). Furthermore, little is known about the potential impact of declining cognitive empathic skills on older adults’ social lives. This thesis addresses three main research questions: (1) Are there age differences in cognitive empathic skills in the case of a more realistic paradigm? (2) Are there social impli-cations of such age differences? (3) Does the subjective interpretation of artificial stimuli promote age differences in a conventional emotion-recognition paradigm? These questions are addressed in three empirical manuscripts. The thesis also includes a short review that I wrote together with my coauthors for a German online magazine to raise awareness on the topic of age differences in empathic skills. The empirical manuscripts are based on two data sets, in which cognitive empathic skills were assessed in two different ways. In the first data collection, my coauthors and I developed a novel dyadic interaction task to measure cognitive empathic skills. In this task, 102 younger (20−31 years) and 106 older women (69−80 years) had dyadic conversations and were asked to infer their interaction partner’s thoughts and feelings. Subsequently, the participants reported on their communication satisfaction in this interaction, and on their social satisfaction with social relationships in everyday life. In a second data collection, 48 younger (20−30 years) and 48 older adults’ (70−78 years) subjective interpretations of posed emotional facial expressions and their performance in an emotion-recognition task utilizing such stimuli were assessed. The findings indicate age differences in cognitive empathic skills to depend on the measurement paradigm used. In the more realistic dyadic interaction task, younger women only outperformed older women in the inference of negative but not positive affective content. Only accuracy for positive content, however, was associated with younger and older women’s social adjustment. As to be expected, younger adults outperformed older adults in the artificial emotion-recognition task. Only for older adults, the subjective interpretation of the stimuli as conveying emotional experiences predicted the emotion-recognition performance. Taken together, the findings suggest that even though older adults might often score lower than younger adults in cognitive empathic tasks, it likely has little impact on their social lives. This thesis therefore advances the knowledge about age differences in cognitive empathic skills and about their social implications. It also serves to emphasize the importance of ecological validity in the assessment of empathic skills in future research streams.
Empathie ist ein populärer und vielfältig interpretierbarer Begriff. In der psychologischen Literatur werden in der Regel zwei Komponenten von Empathie unterschieden: Einerseits die Fähigkeit mentale und affektive Zustände anderer Menschen zu erschließen (kognitive Komponente), und andererseits eine emotionale Reaktion auf diese Zustände (affektive oder emotionale Komponente). Eine Vielzahl von psychologischen Konstrukten ist darüber hinaus entweder kognitiver oder emotionaler Empathie konzeptuell sehr ähnlich. Empathie sowie eng verwandte Konzepte werden in der vorliegenden Dissertation unter dem Begriff empathische Fähigkeiten zusammengefasst. Empathische Fähigkeiten sind mit verschiedenen positiven sozialen Anpassungsmaßen assoziiert (z. B. Beziehungszufriedenheit). Man könnte annehmen, dass sich empathische Fähigkeiten mit zunehmender Übung und damit auch mit zu-nehmendem Alter verbessern sollten. Hinsichtlich kognitiver empathischer Fähigkeiten scheint jedoch das Gegenteil zuzutreffen: Ältere Menschen schneiden − im Vergleich zu jüngeren Menschen − in den meisten Testverfahren schlechter ab, die diese Fähigkeiten messen sollen. Diese empirischen Ergebnisse werden jedoch angezweifelt, unter anderem, weil die eingesetzten Testverfahren nicht ökologisch valide sind (d. h. realitätsfern). Zudem ist wenig darüber bekannt, inwiefern sich solche Altersunterschiede in empathischen Fähigkeiten auf das Sozialleben von älteren Menschen auswirken könnten. Kapitel 1 dieser Dissertation gibt eine Einführung in die konzeptuellen Unterschiede zwischen verschiedenen empathischen Fähigkeiten und erklärt, inwiefern Altersunterschiede in diesen Fähigkeiten empirisch nachgewiesen sind, welche möglichen Gründe es für diese Unterschiede geben könnte und welche sozialen Implikationen diese Fähigkeiten haben können. Da Altersunterschiede in der Regel nicht im Bereich der emotionalen empathischen Fähigkeiten auftreten, konzentriert sich die Darstellung verstärkt auf die kognitive Komponente, insbesondere auf die Konzepte empathische Akkuratheit und Emotions-erkennung. Empathische Akkuratheit beschreibt die Fähigkeit, die Gedanken und Gefühle anderer Menschen korrekt einschätzen zu können. Empathische Akkuratheit basiert dabei in der Regel auf der Integration verschiedener Informationskanäle, wie beispielsweise der Mimik und Gestik und auch gesprochener Inhalte. Emotionserkennung hingegen bezeichnet ausschließlich die Fähigkeit, die Emotionen anderer erschließen zu können, üblicherweise basierend auf isolierten nonverbalen Informationskanälen, beispielsweise dem Gesicht, der Stimme oder der Körperhaltung. Die eingesetzten Stimuli sind oft statisch (z. B. Fotographien) und enthalten häufig posierte Emotionsausdrücke. Emotionserkennungsparadigmen werden daher besonders stark für ihre mangelnde ökologische Validität kritisiert. Im empirischen Teil dieser Dissertation werden folgende Fragestellungen in drei Manuskripten untersucht: (1) Existieren Altersunterschiede in empathischer Akkuratheit, wenn diese mit einem realitätsnahen Paradigma untersucht werden (Kapitel 2)? (2) Welche sozialen Implikationen haben derartige Altersunterschiede (Kapitel 3)? (3) Haben subjektive Ein-schätzungen von artifiziellen Emotionserkennungsstimuli Auswirkungen auf die Leistungen in üblicherweise verwendeten Emotionserkennungstests (Kapitel 4)? Diese Fragen werden auf der Basis von zwei umfassenden Datensätzen verfolgt. In der ersten Datenerhebung wurde die empathische Akkuratheit von 102 jüngeren (20−31 Jahre) und 106 älteren Frauen (69−80 Jahre) in einem neuartigen dyadischen Interaktionsparadigma erfasst, welches meine Koautorinnen und ich entwickelt haben. In diesem Interaktionsparadigma führten die Frauen ein videoaufgezeichnetes Gespräch. Anschließend berichteten sie ihre eigenen Gedanken und Gefühle während dieses Gesprächs und erschlossen die Gedanken und Gefühle der Gesprächspartnerin mit Hilfe der Videoaufnahme. Darüber hinaus wurden verschiedene Fragen vorgelegt, die sich unter anderem auf die soziale Anpassung der Studienteil-nehmerinnen bezogen. In der zweiten Datenerhebung wurde die Emotionserkennungs-fähigkeit von 48 jüngeren (20−30 Jahre) und 48 älteren Erwachsenen (70−78 Jahre) mit Hilfe von Bildern emotionaler Gesichtsausdrücke erfasst. Die Studienteilnehmenden gaben außer-dem an, wie sie selbst diese Stimuli subjektiv interpretierten. Kapitel 2 und 3 basieren auf der ersten Datenerhebung, Kapitel 4 auf der zweiten. Kapitel 2 widmet sich empirisch der Frage nach Altersunterschieden in empathischer Akkuratheit. Hier zeigte sich, dass jüngere Frauen die negativen Gefühle ihrer Gesprächs-partnerin und deren Gedanken, die mit negativen Gefühlen einhergingen („negative Gedanken“), besser erkennen konnten als ältere Frauen. Dies war jedoch nicht der Fall für positive Gefühle und Gedanken, die mit positiven Gefühlen einhergingen („positive Gedanken“) – hier unterschieden sich jüngere und ältere Frauen nicht. Diese Ergebnisse werden in Kapitel 2 in Hinblick auf motivationale Erklärungen von Altersunterschieden diskutiert. Die Studie in Kapitel 3 ergab, dass empathische Akkuratheit für positive Gedanken und Gefühle einer Gesprächspartnerin bei jüngeren und älteren Frauen mit positiven sozialen Maßen zusammenhingen, nämlich Kommunikationszufriedenheit nach dem Interaktions-paradigma sowie Zufriedenheit mit sozialen Kontakten im Allgemeinen. Dies war nicht der Fall hinsichtlich empathischer Akkuratheit für negative Gedanken und Gefühle. Meine Koautorinnen und ich interpretieren dies als Hinweis für die Wichtigkeit von positiven sozialen Interaktionen für die soziale Zufriedenheit. Die Ergebnisse legen nahe, dass ältere Menschen auch bei einer Abnahme empathischer Fähigkeiten (insbesondere im negativen Affekt) eher wenig unter sozialen Problemen zu leiden haben. Kapitel 2 und 3 verdeutlichen, dass eine realistische Erfassung von empathischen Fähigkeiten andere Schlüsse über Altersunterschiede und mögliche soziale Implikationen zulässt als artifiziellere Paradigmen. Kapitel 4 geht dieser Idee weiter nach. Es wird untersucht, ob die verwendeten Stimuli in Emotionserkennungsaufgaben Altersunterschiede in der Leistung begünstigen. Wie zu erwarten, zeigten sich in der hier berichteten Studie die bekannten Altersunterschiede in der Emotionserkennungsleistung. Nur bei älteren Menschen beeinflussten jedoch ihre eigenen subjektiven Interpretationen der Stimuli die Emotionserkennungsleistung: Je mehr ältere Menschen in den emotionalen Gesichtsausdrücken ein Gefühl der Person zum Ausdruck gebracht sahen, desto eher konnten sie die gezeigte Emotion auch erkennen. Dies war nicht der Fall für jüngere Menschen. Dieses Ergebnis wird in Einklang mit der Annahme interpretiert, dass ältere Menschen stärker als jüngere motiviert sind, Aufgaben zu bearbeiten, die ihnen sinnvoll erscheinen. Kapitel 5 enthält einen deutschsprachigen Kurzüberblick über empathische Fähigkeiten im Lebensverlauf. Dieser Kurzüberblick wurde für ein deutsches Onlinemagazin geschrieben und soll Leser mit einem allgemeinen Interesse an der Psychologie über das Thema informieren und begeistern, und möglicherweise weitere Forschungsideen anstoßen. In Kapitel 6 werden die empirischen Erkenntnisse zusammengefasst und miteinander in Bezug gestellt. Es werden gemeinsame Stärken und Schwächen der Manuskripte herausgearbeitet sowie Anregungen für zukünftige Forschung gegeben, zudem wird ein Praxisbezug hergestellt. Die vorliegende Dissertation liefert einen Beitrag zum Verständnis dafür, ob und wann Altersunterschiede in kognitiven empathischen Fähigkeiten auftreten und welche sozialen Implikationen solche Altersunterschiede haben können. Sie ist zudem ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Entwicklung realistischer Paradigmen zur Erfassung empathischer Fähigkeiten, welche, wie die vorliegende Arbeit ebenfalls unterstreicht, nötig sind um die praktische Alltagsrelevanz von psychologischen Laborstudien besser abschätzen zu können.