dc.contributor.author
Wendt, Christina Livia
dc.date.accessioned
2018-06-07T15:12:27Z
dc.date.available
2010-06-09T11:56:58.593Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/718
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-4920
dc.description.abstract
Die "Truth and Reconciliation Commission" (TRC) wurde 1995 in Südafrika
eingerichtet, um die schweren Menschenrechtsverletzungen, die zwischen 1960
und 1994 unter der Apartheid begangen wurden, zu untersuchen. Ihre Aufgaben
umfassten, neben Anhörungen von Überlebenden und Tätern, die Ausarbeitung von
Entschädigungsempfehlungen sowie das Erstellen eines Berichts. Die vorliegende
Analyse untersucht auf der Grundlage einer umfassenden Darstellung der Arbeit
der TRC deren Wirkung auf Opfer, Täter und Gesellschaft, gemessen an ihrer
gesetzlichen Zielvorgabe, der Förderung von "Wahrheit" und "Versöhnung".
Konnten durch die Anhörungen und Entschädigungszahlungen das vom Gesetzgeber
formulierte Ziel des Wiederherstellens der Würde der Opfer erreicht werden?
Konnte ein Amnestieversprechen Täter motivieren, die von ihnen begangenen
Verbrechen zu gestehen und welche Folgen zeitigten solche Geständnisse? Welche
Wirkung hatte das überwiegende Schweigen der Täter? Hat die intensive
Medienberichterstattung über die Anhörungen zu einem Einstellungswandel
innerhalb der Bevölkerung und zur Abnahme interethnischer Vorurteile
beigetragen? Konnte die TRC auf lokaler Ebene einen Beitrag zum Abbau von
Spannungen leisten? Und schließlich: In welcher Weise beeinflusste der in
Südafrika gewählte Weg des Umgangs mit der Vergangenheit den
Aufarbeitungsprozess anderer Transitionsgesellschaften? Entgegen dem in der
öffentlichen Wahrnehmung überwiegend positiv gezeichneten Bild, werden in
dieser Policy-Analyse auch nachteilige Auswirkungen der Arbeit der TRC
aufgezeigt, wie Retraumatisierungen der Opfer als Folgen der Anhörungen.
Kritisch wird auch die Entschädigungspolitik analysiert sowie die Folgen der
Amnestieverfahren, die im Gegenzug zu einem umfassenden Geständnis schwerer
Menschenrechtsverletzungen in der Regel zu einer vollständigen Straffreiheit
führten. Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass Wahrheit und Versöhnung in
Südafrika nur in begrenztem Umfang erreicht werden konnten. Unter anderem
aufgrund der fast vollständigen Vernichtung staatlichen Aktenmaterials und des
Corpsgeistes innerhalb des Militärs bleiben weiterhin viele Verbrechen
unaufgeklärt. Trotzdem konnten durch die Arbeit der TRC sehr viel mehr Fälle
schwerer Menschenrechtsverletzungen aufgeklärt werden, als dies durch
Strafverfahren möglich gewesen wäre. Auf gesellschaftlicher Ebene konnte die
TRC durch die umfassende Medienberichterstattung zwar zur Aufklärung der
Bevölkerung, aber bislang nicht wesentlich zur Versöhnung beitragen, wie aus
repräsentativen Umfragen hervorging. Die Hoffnung auf Versöhnung, verstanden
als einträchtiges Miteinander der verschiedenen Bevölkerungsgruppen, entsprang
einer überzogenen Erwartung an die Möglichkeiten einer solchen Kommission.
Denn die Ursachen innergesellschaftlicher Feindseligkeiten liegen vor allem in
den durch die Apartheid geschaffenen enormen sozialen Disparitäten und in der
strukturellen Gewalt des Apartheidsystems begründet und nicht ausschließlich
in schweren Menschenrechtsverletzungen, wie sie von der TRC definiert wurden.
Diese Feststellung möchte aber die Leistungen der TRC nicht schmälern. Der
südafrikanische Weg der Vergangenheitsaufarbeitung hatte einen erheblichen
Einfluss auf den Umgang mit dem Systemunrecht in anderen
Transitionsgesellschaften, in denen Wahrheitskommission nach südafrikanischem
Muster eingerichtet wurden. Südafrika bleibt für den nicht-retributiven Umgang
mit schweren Menschenrechtsverletzungen das wichtigste Vorbild.
de
dc.description.abstract
The Truth and Reconciliation Commission of South Africa (TRC) was established
in 1995 to investigate the gross violations of human rights that were
committed under the apartheid regime between 1960 and 1994. The TRC's mandate
comprised holding hearings of survivors, granting amnesty to perpetrators,
recommending reparation measures and publishing a report. This thesis examines
the effect of the TRC on victims, perpetrators and society in South Africa on
the basis of an extensive description of its work in respect to its goal, "the
promotion of truth and reconciliation". To what extent could the commission -
as it was expressed in the legislation - “restore the dignity of victims” by
holding hearings and granting reparations? Did the granting of amnesty
motivate perpetrators to come forward and what consequences had their
confession? Did the media coverage of the TRC's work lead to a change of
attitudes towards apartheid in society and did the reporting contribute to a
reduction of racial prejudice? And last but not least: Did the South African
approach influence the way of dealing with the past in other countries in
transition? In contrast to the overwhelmingly positive image which dominates
the public perception about the TRC, this policy-analysis also shows negative
effects such as retraumatisation of victims. Reparation policy is analysed
critically, as well as the impact of the amnesty process which resulted mostly
in complete amnesty for perpetrators if they gave a comprehensive disclosure
of their deeds. The thesis concludes that truth and reconciliation in South
Africa was only achieved to a limited extent. Many deeds still remain
undisclosed because of the almost complete destruction of archive material
gathered by apartheid institutions and the "esprit de corps" within military
structures. Nevertheless, through the TRC's work many more human rights
violation were revealed than would have through criminal procedures. Inquiries
into the public reaction have shown that on a societal level the TRC has
contributed by the extensive media coverage to a broader knowledge of the
apartheid past but not to reconciliation. The longing for reconciliation -
understood as a harmonious unity of the South African nation – rose from
exaggerated expectations on the possibilities of such a commission. The
hostility within South African society has its roots in the enormous social
differences that still exist as well as the past discrimination of black
people and not in gross violation of human rights as defined by the TRC. It
was not the Commission's mandate to deal with these problems. These findings
are not meant to diminish the TRC's achievements. The South African Truth and
Reconciliation Commission had a substantial impact on processes of
transitional justice in other countries where truth commissions were
implemented as well. South Africa remains the most important model for non
retributive justice in the field of dealing with gross violations of human
rights.
en
dc.format.extent
295, 54 S.
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Truth Commission
dc.subject
transitional justice
dc.subject
reconciliation
dc.subject
transition to democracy
dc.subject.ddc
300 Sozialwissenschaften::320 Politikwissenschaft
dc.title
Die Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika
dc.contributor.contact
livia.wendt@gmx.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Wolf-Dieter Narr
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Bodo Zeuner
dc.date.accepted
2010-02-11
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000017720-0
dc.title.subtitle
Eine Wirkungsanalyse
dc.title.translated
The Truth and Reconciliation Commission of South Africa
en
dc.title.translatedsubtitle
An impact analysis
en
refubium.affiliation
Politik- und Sozialwissenschaften
de
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FUDISS_thesis_000000017720
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open access