dc.contributor.author
Koschmieder, Klaus
dc.date.accessioned
2018-06-07T20:55:16Z
dc.date.available
2004-03-27T00:00:00.649Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/7138
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-11337
dc.description
Inhaltsverzeichnis
Vorwort/Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Das Chimú-Imperium
2.1 Chroniken und andere historische Quellen zur Chimú-Dynastie
2.2 Archäologische Untersuchungen in Chimor
2.3 Chimor - Fremde Invasoren oder Erben des Moche-Staatswesens?
3 Das Casma-Tal
3.1 Geographische Lage des Untersuchungsgebiets
3.2 Klima und Klimaanomalien
3.3 Hydrologie des Casma-Beckens
3.4 Böden und Anbauzonen
3.5 Natürliche Ressourcenzonen
4 Prähistorie und Frühe Kolonialzeit
5 Archäologische Feldforschung in Puerto Pobre
5.1 Forschungsgeschichte
5.2 Der archäologische Siedlungsplatz Puerto Pobre
5.3 Methoden der Feldforschung
6 Architekturbefunde
6.1 Sektor 1 (Rohrhüttensiedlung)
6.2 Sektor 2 (Chimú-Verwaltungszentrum)
6.3 Zusammenfassung
7 Chimú-Siedlungstypologie (Casma-Tal)
8 Chimú-Verwaltungszentren in den Provinzen
9 Keramik (Relative Chronologie - Puerto Pobre)
9.1 Casma-Keramik
9.2 Chimú-Keramik
9.3 Chimú-Casma-Keramik
9.4 Chimú-Inka-Keramik
9.5 Sonstige Ton- und Lehmobjekte
9.6 Verteilung der Keramikstile nach Siedlungskontexten
10 Naturwissenschaftliche Datierungsmethoden (Absolute Chronologie)
11 Casma- und Chimú-Subsistenz in Puerto Pobre (Casma-Tal)
11.1 Säugetiere
11.2 Vögel
11.3 Fische
11.4 Krusten- oder Krebstiere
11.5 Mollusken (Weichtiere)
11.6 Nutzpflanzen
12 Komplexe Subsistenzstudien an prähistorischen Siedlungsplätzen der
peruanischen Küstenregion
12.1 Subsistenzstudien - Der chronologische Ansatz
12.2 Subsistenzstudien - Der sozio-ökonomische Ansatz
12.3 Subsistenzstudien - Der interkulturelle Ansatz
13 Zusammenfassung
Literatur
Tafeln (Keramik und andere Objekte)
Fototafeln - Teil 1
Fototafeln - Teil 2
Fototafeln - Teil 3
Fototafeln - Teil 4
dc.description.abstract
Subsistenzstudien wurden relativ selten an prähistorischen Siedlungsplätzen
des zentralen Andenraums durchgeführt, obwohl insbesondere in den Tälern der
peruanischen Küstenregion die Erhaltungsbedingungen für organische Abfälle
exzellent sind. Die wenigen Forschungsprojekte zur Nahrungsgewinnung
beschäftigten sich bevorzugt mit den ältesten Nachweisen kultivierter Pflanzen
und domestizierter Tiere, vernachlässigten aber häufig die Analyse von
Überresten anderer Materialklassen (Mollusken, Krebstiere, Vögel, Fische). Da
die Domestikationsprozesse der einzelnen Pflanzen- und Tierarten bis zur
sogenannten Initialzeit (bis 1000 u.Z.) weitgehend abgeschlossen waren,
interessierte die Nahrungsgewinnung späterer prähistorischer
Bevölkerungsgruppen nur noch wenige Wissenschaftler. Dabei lassen gerade
komplexe, auf die gesamte "Vorgeschichte" einer Region ausgerichtete Studien
erkennen, welche Veränderungen sich dort im Verlauf der einzelnen Epochen im
Subsistenzsektor ergaben. Daneben liefern Subsistenzdaten wichtige
Informationen über die internen Strukturen (z.B. Statusunterschiede)
stratifizierter Gesellschaften und vervollständigen somit die Erkenntnisse,
welche sonst nur über unterschiedliche Architekturformen, Bestattungspraktiken
oder Objekte der materiellen Kultur gewonnen werden. In der vorliegenden
Arbeit werden die Subsistenzstrategien zweier "archäologischer Kulturen"
(Casma/Chimú) thematisiert, welche während des sogenannten Späten Horizonts
(ca. 1470-1530 u.Z.) an verschiedenen Siedlungsplätzen des Casma-Tals
koexistierten. Die dominante Chimú-Gruppe, deren urbanes Zentrum (Chan Chan)
im Moche-Tal errichtet wurde, expandierte in mehreren Phasen entlang der
peruanischen Küstenregion, wobei die Übernahme des Casma-Tals zu Beginn des
14. Jahrhunderts erfolgte. Dort, wie in den anderen okkupierten Küstentälern,
wurden Verwaltungszentren errichtet, welche eine interne Hierarchisierung
erkennen lassen. In den größeren Regionalzentren, wo sich die meisten
Verwaltungs- und Kultbauten konzentrierten, residierten die politischen
Machthaber, während die Bewohner der kleineren ländlichen Verwaltungszentren
vorrangig für die Konstruktion von Feld- und Bewässerungssystemen, die
Nahrungsgewinnung und die Produktion handwerklicher Güter zuständig waren. Das
vom Autor untersuchte Verwaltungszentrum Puerto Pobre, eine etwa 1 ha große
Lehmziegelanlage, weist charakteristische Merkmale der späten Palastanlagen
des Zentrums Chan Chan auf. Neben typischen Verwaltungsbauten konnten auch
große Versammlungshöfe und kleine Grabplattformen dokumentiert werden, welche
darauf hindeuten, dass die ruralen Verwaltungszentren während des Späten
Horizonts (ab 1470 u.Z.) ihren zuvor rein administrativen Charakter verloren.
Die Chimú-Zentren verteilten sich im Raum Casma auf die verschiedenen
Talabschnitte und wurden fast ausschließlich am Rand potentieller
Bodenbauflächen angelegt, vermutlich um eine maximale Agrarproduktion zu
gewährleisten. Gleichzeitig wurden die alteingesessenen Casma-Bewohner von
ihren ehemals bedeutenden Bevölkerungszentren in die unmittelbare Nähe der neu
errichteten Verwaltungszentren (zwangs-)umgesiedelt. Dort konnten sie von den
neuen Chimú-Machthabern besser kontrolliert und zu bestimmten Arbeits- und
Tributleistungen verpflichtet werden. Das Aufeinandertreffen zweier
"archäologischer Kulturen" an mehreren Siedlungsplätzen des Casma-Tals bot die
einmalige Gelegenheit an einem der Fundorte (Puerto Pobre) eine komplexe
Subsistenzstudie durchzuführen. Die getrennt angelegten Siedlungsareale beider
Bevölkerungsgruppen (Casma/Chimú) konnten dabei anhand typischer
Architekturmerkmale und Objekte der materiellen Kultur identifiziert werden.
Es wurde insbesondere untersucht, ob und wie sich die veränderten
Machtverhältnisse auch in den Subsistenzformen widerspiegeln. Für die ersten
Besiedlungsphasen von Puerto Pobre konnten markante Unterschiede in der
Nahrungsgewinnung beider Gruppen festgestellt werden, welche insbesondere im
Fall der Meeresressourcen (Mollusken, Fische, Krebstiere) auf bekannte
Nahrungspräferenzen zurückzuführen sind. Jede Gruppe beutete die von ihnen
bevorzugten Produkte der Meeresfauna aus. Die meisten Inlandressourcen wurden
dagegen von der Chimú-Elite kontrolliert. Sie besaß die alleinige
Verfügungsgewalt über wichtige "manipulierte" Produkte (= kultivierte Pflanzen
und domestizierte Tiere). Ressourcenzonen, in denen nur eine limitierte Anzahl
potentieller Nahrungsquellen zu finden waren (z.B. Süßwasserzonen, lomas),
sowie durch Austauschbeziehungen erworbene Produkte, wurden ausschließlich von
den neuen Machthabern genutzt. Die Chimú, welche besonderen Wert auf eine
Intensivierung des Maisanbaus und die Kamelidenzucht legten, nutzten mehr
Pflanzen- und Tierarten als die alteingesessenen Casma-Bewohner und trafen
stets eine Auswahl zu ihrem Vorteil. Das Fleisch von Jungkameliden sowie die
größten Exemplare wichtiger Feldfrüchte und Produkte der Meeresfauna waren
bevorzugt für den Konsum der Elite bestimmt. Die lokale Casma-Bevölkerung
versuchte dagegen die Defizite, welche durch den fehlenden Zugang zu einigen
Ressourcen entstanden, durch andere Nahrungsquellen (z.B. Seelöwenfleisch)
auszugleichen. Während der späten Nutzungsphasen des Siedlungsplatzes kam es
zu einer zunehmenden Vereinheitlichung der Subsistenzformen. Während die
Chimú-Elite an ihren Nahrungspräferenzen festhielt, ging der Trend bei den
Casma-Leuten von einer teilweisen Aufgabe ihres bisherigen Konsumverhaltens
hin zu einer Anpassung an die Nahrungsgewohnheiten der dominanten Chimú-
Gruppe. Dieser Prozess wird insbesondere im Zusammenhang mit der Abhängigkeit
von der Chimú-Elite gesehen. Da die Casma-Bewohner bevorzugte Nahrungsquellen
der Chimú produzieren und ausbeuten mußten, nutzten sie diese schließlich auch
für den Eigenverbrauch. Der Wandel in den Subsistenzstrategien kann jedoch
nicht nur mit den Folgen bestimmter Zwangsmaßnahmen erklärt werden. Auch erste
Akkulturationsvorgänge werden für die Entwicklung verantwortlich gemacht. Ein
fortgeschrittener Akkulturationsprozess konnte bereits durch die Herausbildung
eines Chimú-Casma-Stils in der Keramik, den Textilien und bei den
Architekturformen beobachtet werden. Dieser manifestierte sich auch im
Subsistenzsektor, so dass der Wandel im Keramikinventar teilweise mit den
Veränderungen in der Nahrungsgewinnung korrelierte. Auch die Übernahme neuer
Technologien für die Ausbeutung bisher ungenutzter Ressourcenzonen werden für
die Veränderungen verantwortlich gemacht, während natürliche Prozesse, wie
eine Überausbeutung bestimmter Habitate oder die Folgen periodisch
auftretender Klimaanomalien (El Niño), für den Wandel im Subsistenzsektor
ausgeschlossen werden konnten. Abschließend soll noch einmal betont werden,
dass sich Klassen- und Statusunterschiede nicht nur in unterschiedlichen
Architekturformen, Bestattungspraktiken oder Objekten der materiellen Kultur
widerspiegeln, sondern auch und insbesondere im Subsistenzsektor
prähistorischer stratifizierter Gesellschaften.
de
dc.description.abstract
Subsistence studies are relatively rare at prehistoric settlements in the
central Andes, despite the excellent conditions of preservation found in the
valleys of the Peruvian coast. The few existing research programs on food
production tend to deal with the oldest remains of cultivated plants and
domesticated animals, often failing to analyse other classes of material
remains (molluscs, crustaceans, birds and fish). Since processes of plant- and
animal domestication were largely concluded by the so-called Initial Period
(c. 1000 B.C.), only a handful of scholars have studied food acquisition by
later prehistoric populations. Yet sophisticated, long-term regional studies
make clear the role of specific changes in subsistence over time. In addition
to that, subsistence data provide important information about the internal
structures in stratified societies (e.g. status differences). Thus, they round
up insights which are otherwise only accesible through the study of different
forms of architecture, funerary practices or items of the particular material
culture. The present study focusses on the subsistence strategies of two
"archaeological cultures" (Casma and Chimú), which coexisted during the so-
called Late Horizon (c.1470-1530 A.D.) at several settlement sites of the
Casma Valley. The dominant Chimú group, whose urban centre (Chan Chan) was
built in the Moche Valley, expanded along the Peruvian coast over several
phases. Chimú occupation of the Casma Valley occurred during the early XIV
century A.D. Like in the other occupied valleys, administrative centres were
built, which show a discernible internal hierarchy. Political leaders resided
at the larger regional centres where adminisitrative and religious buildings
were concentrated, while the population at smaller, rural administrative
centres was primarily responsible for the construction and maintenance of
field- and irrigation systems, food production and the manufacture of craft
items. The rural administrative centre at Puerto Pobre, a mud-brick complex,
approximately 1 ha in extent, which shares typical traits with later palatial
constructions at Chan Chan was studied by the author. Along with the
characteristic administrative buildings, large enclosures for public reunions
and small burial platforms were documented. Field studies indicate that the
smaller rural administrative centres lost their purely administrative
character during the Late Horizon (from 1470 A.D. onwards). In the Casma
region Chimú centres are spread over the different valley segments. They were
built nearly exclusively at the edge of potential agricultural areas, possibly
to maximize the yields. Simultaneously, the old-established residents of the
Casma Valley were (forcibly) resettled to the immediate vicinity of the newly
built administrative centres from the former, substantial population centres.
There they could be controlled more effectively by the new Chimú leaders and
coerced into providing particular labour and tribute obligations. The
encounter of two "archaeological cultures" at several settlement sites of the
Casma Valley provided the unique opportunity to carry out a sophisticated
subsistence study at one of these places (Puerto Pobre). Each population group
(Casma/Chimú) had a separate settlement area, identified on the basis of
typical architectural features and material culture items. The central theme
of this investigation was how changing relations of power are reflected in
subsistence patterns. During the earlier phases of occupation at Puerto Pobre
clear differences in food acquisition were determined, which especially in the
case of marine ressources (molluscs, crustaceans and fish) can be attributed
to established dietary preferences. Each group exploited their preferred
marine products. Land ressources, however, were largely controlled by the
Chimú elites, who had exclusive access to the most important "manipulated"
products (cultivars and domesticated animals). Food resources found only at a
handful of selected locations (e.g. fresh water areas, lomas) as well as
products acquired through exchange were the prerogative of the new holders of
power. The Chimú, who emphazised the intensification of maize production and
the raising of camelids made use of a broader range of plants and animals than
the old-established Casma population, and always made choices advantageous to
themselves. The meat of young camelids, as well as the largest fruits
specimens and marine products were destined for elite consumption. On the
contrary, the local Casma population attempted to compensate the deficit,
which arose as a consequence of being denied access to certain ressources, by
recourse to other sources of food (e.g. seal meat). During the later phases of
Puerto Pobre subsistence practices became increasingly standardized. While the
Chimú elite maintained its dietary choices, Casma people's dietary preferences
shifted, from a partial abandonment of earlier patterns of consumption to an
adaptation of the dietary preferences of the dominant Chimú group. This
process is seen as related to the political context of dependence from the
Chimú group. Since Casma populations had to produce and exploit the food
ressources preferred by the Chimú, they eventually took them on for their own
consumption as well. Changes in subsistence strategies, however, can not only
be explained as the result of certain imposed measures but must also be seen
as the beginning of acculturation. Advanced processes of acculturation can be
seen in the development of a hybrid Chimú-Casma style in pottery, textiles and
architecture. Acculturation also manifests itself in subsistence patterns, and
changes in the ceramic inventory correlate partially with changes in food
acquisition. The adoption of new technologies for the exploitation of
previously unused ressource areas are also responsible for the observed
changes in subsistence, while the over-exploitation of particular habitats or
the consequences of periodic climate anomalies (El Niño) could be ruled out as
causative factors. Finally it must be stressed that differences in class and
status are not only reflected in different architecture, burial practices or
items of material culture, but are also and particularly evident in the
divergent dietary preferrences of stratified prehistoric societies.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
administrative centers
dc.subject
food acquisition
dc.subject.ddc
900 Geschichte und Geografie::900 Geschichte::900 Geschichte und Geografie
dc.title
Siedlungsweise und Subsistenzstrategien an der südlichen Peripherie des Chimú-
Imperiums
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Jürgen Golte
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Ursula Thiemer-Sachse
dc.contributor.furtherReferee
-
dc.date.accepted
2003-12-01
dc.date.embargoEnd
2004-03-30
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-2004000867
dc.title.subtitle
(Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen in Puerto Pobre, Casma-Tal,
Perú)
dc.title.translated
Settlement Pattern and Subsistence Strategies on the Southern Periphery of the
Chimú Empire
en
dc.title.translatedsubtitle
Archaeological Investigations at Puerto Pobre, Casma Valley, Perú
en
refubium.affiliation
Geschichts- und Kulturwissenschaften
de
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