Veränderungen des Lebensstils können das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen senken. Rauchen und Adipositas sind zwei der bedeutendsten durch den Lebensstil beeinflussbaren Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen und für einen wesentlichen Teil der Krankheitslast in Deutschland und weltweit verantwortlich. Rauchen erhöht das kardiovaskuläre Risiko erheblich. In der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen wird daher empfohlen, mit dem Rauchen aufzuhören. Zur Rauchentwöhnung stehen verschiedene wirksame Maßnahmen zur Verfügung. Menschen mit einem hohen kardiovaskulären Risiko weisen jedoch neben dem Rauchen oft noch weitere durch den Lebensstil beeinflussbare Risikofaktoren auf. Programme, die mehrere Lebensstilfaktoren adressieren, werden als multifaktoriell bezeichnet. In einer randomisierten kontrollierten Studie wurde die Wirkung einer multifaktoriellen Lebensstilintervention auf das Rauchen bei Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass die Intervention wirksam den Anteil der Raucher senkte. Dieser vorteilhafte Effekt war aber nur kurzfristig nachweisbar und 2 Jahre nach Studienbeginn verschwunden. Allerdings hörten die Raucher mit der Intervention zumindest früher auf zu rauchen und sie verringerten zudem ihren Zigarettenkonsum über den gesamten Beobachtungszeitraum von 3 Jahren hinweg. Diese Ergebnisse betonen, dass zur Beurteilung einer langfristigen Wirkung auf das Rauchverhalten ein längerer Beobachtungszeitraum notwendig ist, vor allem da die meisten der bisherigen Studien nur den kurzfristigen Effekt von Programmen auf die Rauchentwöhnung untersuchten. Der Body Mass Index (BMI), ein Indikator für Übergewicht und Adipositas, ist ebenfalls ein entscheidender und beeinflussbarer Risikofaktor für die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität, auch wenn der ideale BMI-Bereich noch nicht abschließend identifiziert ist. Die Ernährung ist ein Ansatzpunkt zur Modifikation des Lebensstils in der Kontrolle des Körpergewichts. Ein Ernährungsfaktor, der mit der Entstehung von Übergewicht und Adipositas in Verbindung gebracht wird, ist der Verzehr von Wasser gegenüber zuckerhaltigen Getränken. Während die adipogene Wirkung von zuckerhaltigen Getränken in zahlreichen Studien untersucht und überwiegend als belegt angesehen wurde, ist die Wirkung von Wasser auf das Körpergewicht kaum erforscht. Um zu untersuchen, ob ein erhöhter Wasserverzehr per se oder über die Verdrängung zuckerhaltiger Getränke vorteilhaft auf die Körpergewichtsentwicklung wirkt, wurden longitudinale Daten von Kindern ausgewertet. Die Analysen zeigten, dass ein erhöhter Wasserverzehr zwar nicht direkt mit dem BMI, aber mit einem verringerten Verzehr zuckerhaltiger Getränken, bestehend aus Limonaden und Säften, verbunden war. Ein erhöhter Verzehr zuckerhaltiger Getränke führte auch in dieser Studie zu einer Zunahme des BMI und einem gesteigerten Risiko für Adipositas. In zwei systematischen Übersichtsarbeiten wurde die verfügbare Evidenz aus Studien zum Zusammenhang zwischen einem erhöhten Wasserverzehr und der Gewichtsentwicklung zusammengefasst. Insgesamt war die Evidenzlage aufgrund der geringen Anzahl an randomisierten kontrollierten Interventionsstudien sehr niedrig. Bei Erwachsenen deuteten longitudinale Beobachtungs- und Interventionsstudien darauf hin, dass ein erhöhter Wasserverzehr in Kombination mit einem Programm zur Gewichtskontrolle einen zusätzlichen vorteilhaften Effekt auf das Körpergewicht hatte. Bei Kindern lieferten eine Interventionsstudie und zwei der drei longitudinalen Beobachtungsstudien Hinweise, dass ein erhöhter Wasserverzehr mit einer vorteilhaften Körpergewichtsentwicklung verbunden war. Auch wenn die Evidenz zur Wirkung des Wasserverzehrs noch gering ist, können in der Prävention von Übergewicht und Adipositas ein reduzierter Verzehr zuckerhaltiger Getränke und ein Ersatz von zuckerhaltigen Getränken durch Wasser empfohlen werden. Bei Erwachsenen, die an einem Programm zur Gewichtskontrolle teilnehmen, könnte ein erhöhter Wasserverzehr unterstützend wirken. Der Einfluss eines zu hohen BMI auf die kardiovaskuläre und gesamte Mortalität ist hinreichend belegt. Weniger erforscht ist, wie sich eine Veränderung des BMI auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität, einem wichtigen patientenrelevanten Endpunkt, auswirkt. Anhand longitudinaler Daten wurde untersucht, ob eine Veränderung des BMI mit einer Veränderung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Menschen mit einem hohen kardiovaskulären Risiko verbunden ist. Es konnte gezeigt werden, dass bei Adipösen ebenso wie bei Frauen der BMI invers mit der körperlichen Lebensqualität assoziiert war: Eine Zunahme des BMI führte zu einer Verringerung der körperlichen Lebensqualität. Im Gegensatz dazu war die psychische Lebensqualität in der gesamten Studienpopulation direkt mit einer Veränderung des BMI verbunden: Mit einer Zunahme des BMI über die Zeit stieg auch die psychische Lebensqualität an. Eine Limitation der Studie war, dass nicht zwischen den Auswirkungen einer Gewichtszunahme und -abnahme in den verschiedenen Gewichtsgruppen differenziert wurde. Zudem wurden in der Analyse nur kardiovaskuläre Erkrankungen und Komorbiditäten der Teilnehmer berücksichtigt. Es lässt sich damit nicht ausschließen, dass die Abnahme der psychischen Lebensqualität auf eine unbeabsichtigte Gewichtsabnahme bei Normalgewichtigen durch andere zugrundeliegende, nicht erfasste Erkrankungen zurückzuführen war. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine Gewichtsabnahme bei Adipösen die körperliche Lebensqualität verbessern könnte. Ob Frauen stärker als Männer von einer Gewichtskontrolle profitieren, sollte in weiteren Studien untersucht werden, um geschlechtsspezifische Empfehlungen zur Gewichtskontrolle geben zu können. Insgesamt zeigen die Arbeiten, dass Interventionen zur Veränderung verschiedener Lebensstilfaktoren in der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen eine Rolle spielen können. Der sich daraus ergebende Handlungs- und Forschungsbedarf ist abhängig vom jeweiligen Erkenntnisstand zu den Faktoren. Das Rauchverhalten ist nicht nur ein nachgewiesener, sondern auch ein durch unterschiedliche Interventionen beeinflussbarer Lebensstilfaktor. Multifaktorielle Lebensstilprogramme stellen in der Sekundärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen eine wirksame Möglichkeit zur Rauchentwöhnung dar. Übergewicht und vor allem Adipositas gelten ebenfalls als Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen. Der Getränkeverzehr scheint ein möglicher Ansatzpunkt zur Gewichtskontrolle zu sein. Forschungsbedarf besteht in der Entwicklung und dem Wirksamkeitsnachweis von Interventionen, die durch eine Erhöhung des Wasserverzehrs der Entstehung von Übergewicht und Adipositas vorbeugen und damit zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen beitragen. Weiterer Forschungsbedarf besteht zudem darin, in welchen Bevölkerungsgruppen eine Gewichtskontrolle auch in Hinblick auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität angezeigt ist.
Lifestyle modifications can reduce the risk of cardiovascular diseases. Smoking and obesity are two of the most important modifiable cardiovascular risk factors and are responsible for a significant proportion of the burden of disease in Germany and worldwide. Smoking increases cardiovascular risk considerably. In the prevention of cardiovascular diseases, smoking cessation is therefore recommended. Various effective interventions for smoking cessation exist. However, people with a high cardiovascular risk often have other cardiovascular risk factors influenced by lifestyle in addition to smoking. Programs that address multiple lifestyle factors are called multifactorial interventions. A randomised controlled trial investigated the effect of a multifactorial lifestyle intervention on smoking in patients with high cardiovascular risk. The results showed that the intervention effectively reduced smoking prevalence. Unfortunately, this beneficial effect was only evident in the short term and no longer visible 2 years after the start of the study. However, smokers in the intervention group stopped smoking earlier and reduced their overall cigarette consumption over the entire 3-year observation period compared to the control. These results emphasise that a longer observation period is needed to assess long-term effects on smoking behaviour, especially since most of the previous studies only examine short-term effects of intervention programmes on smoking cessation. Though the ideal Body Mass Index (BMI) range has not been conclusively identified, BMI, an indicator of overweight and obesity, is also an important and modifiable risk factor for cardiovascular morbidity and mortality. One dietary factor associated with overweight and obesity is the consumption of water as opposed to sugar- containing beverages. While the obesogenic effect of sugar-containing beverages has been investigated extensively and is generally accepted, the effect of water on body weight has hardly been studied. Longitudinal data from children were analysed in order to investigate whether increased water consumption per se or the displacement of sugar-containing beverages has a beneficial effect on body weight development. The analyses showed that increased water consumption was not directly associated with changes in BMI, but with reduced consumption of sugar-containing beverages consisting of soft drinks and juices. Additionally, increased consumption of sugary beverages led to an increase in BMI and an increased risk of obesity in this study. In two systematic reviews, the available evidence from studies on the association between increased water consumption and body weight development was analysed. Overall, the evidence was very low due to the limited number of randomised controlled trials. In adults, longitudinal observational and intervention studies indicated that increased water consumption in combination with a weight control program had an additional beneficial effect on body weight. In children, an intervention study and two of three longitudinal observational studies provided evidence that increased water consumption was associated with favourable weight development. Even though the evidence on the effect of water consumption is still low, a reduced consumption of sugar-containing beverages and their replacement with water can be recommended for the prevention of overweight and obesity. In adults participating in a weight control program, increased water consumption can support weight control. The BMI is an established risk factor for cardiovascular and overall mortality. Little research is being done on how a change in BMI affects health-related quality of life, an important patient-relevant outcome. Longitudinal data were used to investigate whether a change in BMI is associated with a change in the health- related quality of life in people with a high cardiovascular risk. Results showed that in the subgroup of obese as well as in women the BMI was inversely associated with the physical quality of life: an increase in BMI led to a reduction in the physical quality of life. In contrast, the mental quality of life in the entire study population was directly associated with a change in BMI: with an increase in BMI over time, the mental health also increased. A limitation of the study was that it did not differentiate between the effects of weight gain and loss in the different weight groups. In addition, the analyses controlled only for cardiovascular diseases and co-morbidities. Thus, it cannot be ruled out that the decline in mental quality of life was due to an unintentional weight loss in normal weight persons due to other underlying, unidentified diseases. Overall, the results indicate that weight loss in obese people can improve the physical quality of life. Whether or not women benefit more from weight control than men should be investigated in further studies to provide gender-specific recommendations for weight control. Overall, the studies showed that interventions to modify different lifestyle factors were able to play a role in the prevention of cardiovascular diseases. The resulting need for action and research depends on the current state of knowledge about these factors. Smoking behaviour is not only a proven risk factor but also modifiable by different interventions. Multifactorial lifestyle programs are an effective way to reduce smoking as part of secondary prevention of cardiovascular diseases. Overweight and especially obesity are also risk factors for cardiovascular diseases. Beverage consumption seems to be a possible starting point for weight control. Research is needed to develop and demonstrate the effectiveness of interventions to prevent overweight and obesity by increasing water consumption and, thus, contributing to the prevention of cardiovascular diseases. Further research is also needed to find out in which population groups weight control is appropriate with regard to health-related quality of life.