In bisherigen fMRT-Studien zum moralischen Urteil wurden als Stimuli komplexe Dilemmata oder emotional stark ansprechende Szenarien verwandt. Es zeigten sich dabei Aktivierungen in einem fronto-temporalen Netzwerk. Im erstem Versuch der vorliegenden Arbeit wurde das moralische Urteil über eindeutige, nicht-dilemmatische Szenarien, welche keine direkte Körperverletzung enthielten, untersucht. Im Vergleich zum semantischen Urteilen zeigten sich Aktivierungen im lateralen, medialen und ventromedialen Präfrontalkortex, im posterioren Sulcus temporalis superior, im Gyrus temporalis medialis und im temporalen Pol, sowie im rechten Cuneus. Bis auf letztere zeigten sich alle Regionen, wenn auch mit unterschiedlicher Konsistenz, auch schon in den vorausgegangenen Studien aktiv. Im zweiten Versuch der vorliegenden Arbeit wurde als zusätzlicher Faktor die direkte Körperverletzung in die zu beurteilenden Szenarien mit eingebracht. Beim Vergleich des moralischen Urteilens mit dem semantischen Urteilen ließen sich Ergebnisse aus dem ersten Experiment größtenteils replizieren. Es zeigten sich ebenfalls Aktivierungen im medialen und ventromedialen Präfrontalkortex, im posterioren Sulcus temporalis superior und im temporalen Pol, sowie zusätzlich eine Aktivierung im posterioren Gyrus cinguli. Beim Vergleich der Bearbeitung von Szenarien, welche direkte körperliche Gewalt enthielten, mit solchen, in denen keine Körperverletzung vorlag, ergaben sich Unterschiede beidseitig im temporalen Pol. Hier war während der Szenarien ohne Gewalt ein höheres BOLD-Signal zu verzeichnen. Hierzu ist unter anderem ein Verarbeitungsvorteil für bedrohliche Stimuli diskutiert wurden.
In former fMRI studies concerning moral judgment complex dilemmata or emotionally very salient stimuli have been applied, showing activity in a frontotemporal network. In the first trial of this study moral judgment was examined using unambigous, non-dilematic stimuli, devoid of direct bodily harm. In contrast to semantic judgment activity was shown in the lateral, medial and ventromedial prefrontal cortex, in the posterior temporal sulcus, in the medial temporal gyrus and the temporal pole, as well as in the right cuneus. Except for the latter, all regions, although with different consistency, have allready been shown active in former studies. In the second trial of this study, direct bodily harm has been introduced as an additional factor. Comparing moral and semantic judgment the results of the first trial have been replicated for a large degree. Activity has also been shown in the medial and ventromedial prefrontal cortex, in the posterior temporal sulcus, in the medial temporal gyrus and the temporal pole, and, additionally, in the posterior cingulate gyrus. Comparing the processing of scenarios containing bodily harm with those devoid of it, differences in the temporal poles bilaterally were shown: scenarios devoid of violence presented with a higher BOLD-Signal. A processing advantage for threatening stimuli as a possible reason for this has been discussed.