Using the pharmaceutical industry as an example, this dissertation focuses on inertia in sectoral systems of innovation and on their impact on the behavior of sectoral systems of innovation at their boundaries. The central question is how the inability of an industry to adapt to changing environmental conditions at its boundaries can be explained. This goes beyond and supplements the partially narrow conceptual approaches towards the adaptability of industrial sectors to environmental changes provided by the sectoral systems of innovation framework. The analysis draws on the observable passive behavior of the pharmaceutical industry beyond pharmaceuticals, in the dynamically developing health products market. The analysis is based on a theoretical framework that complements the sectoral systems of innovation perspective by the theory of organizational inertia, providing insights into the resource allocation and routine structures of the industry and the resulting inertia. The research results show that the industrial resources (internal and external/systemic), constituting the basis of the innovation activities, as well as the routines that guide the actors’ behavior gravitate around pharmaceuticals and the pharmaceuticals market. Dependences among dynamically connected resources and routines are in place that produce inertia (resource rigidities in terms of resource dependences and lacking incumbent reinvestment incentives as well as routine rigidities in terms of organizational routines and managerial cognition) and hamper the expansion of the innovation activities beyond pharmaceuticals to health products. By unveiling those rigidities the dissertation provides insights into the interplay between sectoral dynamics and the adaptability of industries to exogenous change. The analysis shows that systemic structures can — despite their dynamics — be highly inert regarding the adaptation to changes taking parts at their boundaries. Yet, it is not only the presence of some of the rigidities that constitute systemic inertia, but their simultaneous presence, as well as the causal relations, bidirectional links (feedback mechanisms and causal links) and self-reinforcing effects between them. The research results indicate that sectoral systems of innovation can have clear boundaries. They are constituted and held up by the same dynamics that are responsible for the systemic dynamics. It becomes apparent that systemic change can be inhibited by the system itself, manifesting the systemic boundaries. Those insights contribute to the sectoral systems of innovation approach to change that emphasizes the systemic flexibility, lacking explanatory approaches for a systemic inability to expand sectoral boundaries.
Die Arbeit beschäftigt sich - am Beispiel der Pharmaindustrie - mit Trägheit innerhalb von Sektoralen Innovationssystemen und dessen Einfluss auf die systemische Anpassungsfähigkeit an den Systemgrenzen. Ziel ist, aus sektoraler Sicht die passive innovatorische Position der Pharmaindustrie gegenüber der jüngeren Entwicklung des Gesundheitsmittelmarktes zu verstehen und die zu kurz greifenden Erklärungsansätze der Sektoralen Innovationssysteme zu ergänzen. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie sich über die bestehenden Ansätze der Anpassungsfähigkeit von Sektoren im sectoral systems of innovation framework hinaus, die in der Pharmaindustrie zu beobachtende Unfähigkeit einer Industrie sich an veränderte Marktbedingungen an ihren Grenzflächen anzupassen, erklärt werden kann. Aufbauend auf einen theoretischen Bezugsrahmen, der dem Konzept der sektoralen Innovationssysteme die Theorie der organisationalen Trägheit (organizational inertia) zur Seite stellt, gibt die Arbeit Einblick in die Ressourcenallokationen und Handlungsroutinen der Pharmaindustrie. Die Dissertation zeigt, dass sowohl die Ressourcen (intern, sowie extern/strukturell), die als Basis für die Innovationsaktivitäten der Industrie dienen, als auch die Routinen, die die Handlungen der Akteure leiten, gänzlich auf das Arzneimittel und den Arzneimittelmarkt abgestellt sind. Es besteht eine Abhängigkeit von dynamisch miteinander verknüpften Ressourcen und Routinenstrukturen, die Trägheit entstehen lässt (resource rigidities [resource dependences, lacking incumbent reinvestment incentives] und routine rigidities [organizational routines, managerial cognition]) und eine Ausweitung der Innovationsaktivitäten weg vom Arzneimittel- und hin zum Gesundheitsmittelmarkt erschwert. Damit gibt die Arbeit am Bespiel der Pharmaindustrie Einblick in das Zusammenspiel zwischen sektoraler Dynamik und der Anpassungsfähigkeit von Industrien auf exogene Veränderungsprozesse. Es wird deutlich, dass die Systemstrukturen in Bezug auf Anpassungsprozesse am Rande des etablierten Aktionsbereichs trotz ihrer grundsätzlichen Dynamik von Trägheit geprägt sein können. Dabei ist es jedoch nicht das Vorhandensein einzelner Faktoren dieser Trägheit, sondern die gleichzeitige Präsenz aller Faktoren, also Ressourcen- und Routinenrigidität, sowie deren kausale Verknüpfung, Rückkopplungseffekte, und die selbstverstärkenden Effekte zwischen ihnen, die die Industrie lähmen. Die Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass sektorale Innovationssysteme über klare Grenzen verfügen können, die von denselben Prozessen innerhalb des Sektors definiert und aufrecht gehalten werden, die seine Dynamik begründen. Es wird deutlich, dass - im Gegensatz zum Ansatz der sektoralen Innovationssysteme - sektoraler Wandel aus dem System heraus behindert werden kann und so die Grenzflächen zu benachbarten Sektoren und Märkten undurchlässig werden.