Es ist seit längerem bekannt, dass Umweltfaktoren die pränatale Entwicklung eines Individuums nachhaltig beeinflüssen können. Sofern diese Beeinflussung eine Störung der Organogenese oder wichtiger Regelkreise zur Folge hat ist anzunehmen, dass sie auch hinsichtlich der Vulnerabilität für bestimmte Krankeiten wirksam sein könnte. Da sich psychoemotionales Stresserleben auf eine ganze Reihe von physiologischen Prozessen in einem Organismus auswirken kann, liegt die Annahme nahe, dass auch Stresserleben während der Schwangerschaft auf die Entwicklung der Nachkommen einen anhaltenden Einfluss ausüben könnte. Im Verlauf der Schwangerschaft finden im mütterlichen Organismus eine Reihe von Anpassungsprozessen statt, deren planmäßiger Ablauf eine möglichst optimale Versorgung und Entwicklung des Foetus gewährleisten soll. Im Uterusgewebe kommt dem Immunsystem im Rahmen dieser Adaptation eine entscheidende Rolle zu. Im Zusammenspiel mit endokrinen Faktoren ist es die Interaktion zwischen fetalen Throphoblastzellen und mütterlichen Immunzellen, die dafür Sorge trägt, dass sich notwendige Strukturen etablieren können, die das Überleben des Keims sichern. Im Mausmodell konnte bereits gezeigt werden, dass Schallstress in der späten Schwangerschaft zu Veränderungen immunologischer und hormoneller Parameter bei den Nachkommen führte. Welche Mechanismen auf Seiten der schwangeren Versuchstiere allerdings im einzelnen für die beobachteten Veränderungen bei ihren Nachkommen verantwortlich zu machen sind, ist bislang nur in Ansätzen verstanden. In der vorliegenden Arbeit, die an die oben genannten Studien anschließt, wurde untersucht, inwiefern sich eine Stressbehandlung in der späten Schwangerschaft auf die Frequenz von T-Zellen, NK-Zellen und Dendritischen Zellen, im Uterus, im Blut und in den inguinalen Lymphknoten der trächtigen Tiere auswirkt. Darüber hinaus wurde an Hand der Expression von Cortikoliberin im Gehirn der trächtigen Tiere und der Corticosteron- und Progesteron-Konzentration im Serum der Muttertiere und in der Amnionflüssigkeit untersucht, ob sich die Stressexposition auch auf wichtige hormonelle Regelkreise auswirkt. Dazu wurden in zwei unterschiedlichen Experimenten einmal BALB/c Mäuse syngen verpaart und einmal weibliche BALB/c Mäuse mit DBA/2J Männchen allogen verpaart und die schwangeren Tiere an Tag 12,5 und 14,5 der Schwangerschaft einer Schallstressexposition unterzogen. An Gestationstag 16,5 wurden die Versuchstiere getötet und die für die Untersuchungen benötigten Organe entnommen. Die Ergebnisse der Untersuchungen belegen eindeutig, dass die Stressbehandlung in der späten Schwangerschaft einen Einfluss auf das immunologische Gleichgewicht an der fetomaternalen Schnittstelle ausübt. Mittels durchflusszytometrischer Analyse konnte eine höhere Anzahl CD49b+ Zellen und CD3+/CD49b+ Zellen im Blut und im Uterusgewebe der gestressten Tiere nachgewiesen werden. Darüber hinaus konnte im Blut der syngen verpaarten Tieren bei der Stressgruppe eine signifikant kleinere Zahl von CCR5+ Zellen und CCR7+Zellen gemessen werden. Die Frequenz der CD4+ Zellen und der CD11+ Zellen wurde durch die Stressbehandlung hingegen nicht signifikant beeinflusst. Die Bestimmung der Progesteron-Konzentration mit Hilfe eines Radioimmunoassays ergab eine signifikant geringere Serumkonzentration bei den gestressten Tieren verglichen mit den Kontrolltieren. Bezogen auf die Konzentration von Corticosteron konnte jedoch kein solcher Unterschied festgestellt werden. Auch hinsichtlich der Expression von Cortikoliberin im Gehirn der trächtigen Tiere war kein Unterschied zwischen beiden Gruppen feststellbar . In Anbetracht der herausragenden Rolle, die das Immunsystem und die hormonelle Regulation im Rahmen der Adaptation des mütterlichen Organismus an eine Schwangerschaft einnimmt, können die beobachteten Veränderungen als Ausdruck von Mechanismen verstanden werden, die an einer durch Stress bedingten veränderten fetalen Entwicklung beteiligt sind und die betroffenen Tiere im weiteren Leben möglicherweise anfälliger für die Herausbildung bestimmter Krankheiten machen.
Objective: The incidence of chronic diseases such as inflammatory bowel diseases, diabetes mellitus or asthma has been continuously increasing over the past 5 decades. Prenatal factors have been hypothesized to account for the increased incidence of these diseases, since a genetic predisposition does not suffice to explain such incidence. A wealth of environmental challenges may affect the maturation of the fetus, causing permanent developmental changes of the offspring. The aim of this study was to identify if exposure to stress challenge during late gestation in syn- and allogeneic mating combinations compromises the immune equilibrium at the feto-maternal interface, affects the maternal endocrine hemostasis and/or alters the expression of the stress- related corticotrophin releasing hormone (CRH) mRNA in the maternal Paraventricular nucleus (PVN) of the hypothalamus and the central nucleus of the amygdala (CNA). Design & Method: Experiments were performed in BABL/c x BALB/c and DBA/2J-mated BALB/c female mice, pregnant mice were exposed to stress challenge (sound) on gestation day (gd) 12.5 and 14.5, analyses were performed on gd 16.5. The distribution of immune cells in decidual tissue was analysed by flow cytometry. Levels of progesterone were evaluated using RIA. The CRH mRNA expression was quantified upon in situ hybridisation by the number of CRH mRNA positive cells and the silver grain area per cell using a computer-aided image analysis system. Groups were compared with the Student’s t test. Significance was set at p < 0.05. Results: No differences of total number of implantations could be found between control and stressed mice. We observed an increased frequency of CD3+CD49b+ and CD49b+ cells in the uterine tissue and a decreased number of CCR5+ and CCR7+ cells in the blood of the stressed animals. Further, levels of progesterone in serum were significantly decreased upon stress challenge. The expression of CRH mRNA in the analysed brain areas was not affected by the stress intervention. Conclusion: These data suggest that a stress-triggered uterine disequilibrium, accompanied by insufficient progesterone levels, may impair placental function or directly harm the developing fetus, hereby causing irreversible changes rendering the offspring more susceptible to develop diseases in later life.