Die literaturwissenschaftliche Studie widmet sich der Rhetorik in der „MORGEN- RÖTE“ von Jakob Böhme. Über eine Analyse der sprachlichen Mikrostrukturen werden die philosophischen Makrostrukturen des Textes erschlossen. Die Böhmesche Philosophie erwächst aus der sprachlichen Kunstfertigkeit des Werks. Die Rhetorik der „MORGEN-RÖTE“ lässt sich als stilistisch und nicht- argumentativ charakterisieren. Bezeichnend für den Text sind seine anhaltend variierenden Beschreibungsmodi, seine überwiegend visuell orientierte Bildlich- und empirisierende Exempelhaftigkeit. Weitere sprachliche Spezifika werden als „synthetische Rhetorik“ und „negative Rhetorik“ gekennzeichnet: Böhme vereinigt in seinem Erstlingswerk frühneuzeitliche Denkströmungen, Religion und Empirie, Offenbarung und Kognition uvm.; durch kalkulierte semantische Offenheiten werden Zirkulationen zwischen Topoi geschaffen und Erkenntnisgewinne durch den Leser angestoßen.
This literary study is concerned with rhetoric in Jakob Böhme’s „MORGEN-RÖTE“. The philosophical macrostructures are investigated through an analysis of the language microstructures. Böhme’s philosophy grows out of the linguistic virtuosity of the work. The rhetoric of “MORGEN-RÖTE” can be characterized as stylistic and non-argumentative. The text is distinguished by constantly varying descriptive methods, predominantely visually oriented imagery and the use of empiricising examples. Further specifics of the language techniques are referred to as “synthetic rhetoric” and “negative rhetoric”: In his first work Böhme unifies early modern lines of thouhgt, religion and empiricism, revelation and cognition etc.; through calculated semantic blanks, circulations between topoi are created and insights are triggered in the reader.