Der Eintritt der Menopause stellt ein unumgängliches Ereignis im Laufe des Lebens einer Frau dar. Gleichzeitig ist bekannt, dass das Erleben der Wechseljahre weltweit variieren kann. Hinweise aus der internationalen Literatur deuten darauf hin, dass u.a. der soziokulturelle Kontext der Frauen, aber auch migrationsspezifische Erfahrungen hierbei eine wichtige Rolle spielen können. In diesem Zusammenhang liegen bei Migrantinnen in Deutschland bisher keine vertiefenden Untersuchungen vor. Die vorliegende Arbeit stellt eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Querschnittsstudie dar und basiert auf einer quantitativen Datenerhebung (validierter Fragebogen in deutscher und in türkischer Sprache, Zufallsstichprobe). Ziel war es, die subjektive Wahrnehmung von Wechseljahresbeschwerden (MRS II), die Informiertheit über die menopausale Hormontherapie (HT) und die HT-Anwendung bei türkeistämmigen Migrantinnen in Berlin (n=264) zu untersuchen. Durch den Vergleich mit deutschen Frauen in Berlin (n=418) sowie Frauen in Istanbul (n=281) in korrespondierenden Befragungskollektiven fanden migrationsspezifische Faktoren besondere Berücksichtigung. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass soziodemographische und psychosoziale Faktoren einen wesentlichen Einfluss auf die Wahrnehmung von möglichen Wechseljahresbeschwerden haben. Gleichzeitig zeigte sich ein migrationsspezifischer Effekt; türkeistämmige Migrantinnen gaben signifikant häufiger starke Wechseljahresbeschwerden an als deutsche Frauen, aber auch als Frauen gleicher Herkunft in Istanbul. Dabei gilt festzuhalten, dass Migrationserfahrung allein keinesfalls mit einer höheren Beschwerdewahrnehmung assoziiert sein muss, sondern dass diese durch weitere Faktoren, die sich aus einer vergleichsweise schlechteren sozialen Lage ergeben können, mitbestimmt ist. Zugleich zeigt sich bei den befragten türkeistämmigen Migrantinnen ein erheblicher Informationsmangel hinsichtlich der Wechseljahre und der menopausalen HT. Mangelnde Deutschkenntnisse, ein formal niedriger Bildungsstatus und unzureichende Alphabetisierung bilden hier wesentliche Informationsbarrieren. In diesem Zusammenhang stellen Ärzte/-innen offenbar den wichtigsten Zugang zu Gesundheitsinformationen dar. Migrationsspezifische Lebensanforderungen können das Erleben der Wechseljahre möglicherweise entscheidend mit beeinflussen. In Bezug auf eine bevölkerungs- und bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung für Migrantinnen ist es erforderlich, diese in ihrer gesundheitlichen Handlungskompetenz zu stärken. In diesem Sinne sind weitere Untersuchungen über mögliche Gesundheitsrisiken, aber auch gesundheitsfördernde Ressourcen bei Migrantinnen dringend erforderlich.
The menopausal transition is a universal fact in women. Yet, its experience and clinical presentation are variable in women all over the world. Cross- cultural studies indicate that the experience of the menopausal phase seem to be, among various factors, strongly impacted by socio-cultural and at the same time by migration-related factors. This cross-sectional study aimed to compare the menopausal experience and symptom reporting, information about menopausal hormone therapy (HT) and its utilisation between migrant women from Turkey (n=264) and German women (n=418) living in Berlin and women living in Istanbul (n=281) aged 45-60 years. The study participants were recruited via snowball- sampling and surveyed with a structured questionnaire in German and in Turkish language. The analysis of the findings in this study disclosed similar symptom patterns between women in Istanbul and migrant women from Turkey in Berlin, and differing symptom patterns between the latter ones and German women in Berlin. In all study groups the most commonly reported severe symptoms were psychosomatic complaints, followed by physical complaints, vasomotor and sexual complaints. Socio-demographic and psycho-social factors had a considerable impact on symptom reporting. Yet severe menopausal symptoms were most frequent in migrant women from Turkey in Berlin. Despite the highest (current and past) HT-utilisation rate of all the three study groups the majority of migrant women from Turkey in Berlin reported to be not at all or only poorly informed about the menopausal HT. The findings in this study indicate that migration related factors might be decisive regarding the menopausal experience and coping with symptoms. Further research on risk factors and health protective resources in migrant women may shed more light on this topic. Nevertheless, the improvement of population tailored factual information about menopause and treatment options of symptoms is an area of great potential in both settings in order to empower women for own decision making regarding their health situation and to strengthen coping with adverse symptoms.