dc.contributor.author
Skrock, Oona
dc.date.accessioned
2018-06-07T20:11:03Z
dc.date.available
2011-12-01T09:49:56.521Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/6683
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-10882
dc.description.abstract
Im August 2006 kam es im Dreiländereck Niederlande, Belgien und Deutschland
unerwartet zum erstmaligen Auftreten der Blauzungenkrankheit, einer
ursprünglich aus Afrika kommenden Viruserkrankung der Haus- und
Wildwiederkäuer, die heimische Viehbestände bedrohte. Das Ziel dieser
Untersuchungen war die Wirksamkeitsprüfung insektizidbehandelter und
unbehandelter Netze gegen den Eintrag von heimischen Gnitzen, Vektoren der
Blauzungenkrankheit, und von anderen Lästlingsinsekten (Musciden) in offene
Rinderstallungen. Die Feldversuche fanden im Sommer/Herbst 2009 auf einem
Milchviehbetrieb in Lögow im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg
statt. In einem ersten Versuch (Juni bis August 2009) wurde das wirksamste
Netz in einem einfach zu kontrollierenden Versuchsaufbau ermittelt. Hierfür
wurde die Kälberhaltung in Iglus ausgewählt. Es wurden zwei Versuchsgruppen
aus jeweils drei Versuchseinheiten für die Wirksamkeitsprüfung der
insektizidbehandelten und unbehandelten Netze gebildet. Eine Versuchseinheit
bestand aus jeweils fünf Kälberiglus, in denen die Tiere (1 Kalb pro Iglu)
unmittelbar nach der Geburt für drei Wochen aufgestallt wurden. Die
Versuchseinheiten wurden mit dem zu untersuchenden Netz vollständig
(Seitenwände und Dach) oder teilweise (Netzzaun mit einer Höhe von 1,80m)
geschützt. Eine nicht vernetzte Versuchseinheit diente als Kontrolle. Die
Überprüfung der Wirksamkeit erfolgte durch Fänge von Zielinsekten, indem in
der Mitte jeder Versuchseinheit eine UV-Lichtfalle (Biogents Sentinel® UV-
Licht Insektenfallen) installiert wurde. Die Fallen wurden wöchentlich in drei
Intervallen zwischen Sonntag und Mittwoch jeweils von 17 Uhr bis 9 Uhr des
Folgetages aktiviert. Gegen Ende dieses ersten Versuchs wurde auch jeweils
eine insektizidfreie Fliegenklebstofffalle (Fliegenrolle für den Stall,
Eurofarm, Bützberg, Schweiz) pro Versuchseinheit ausgebracht. Die Auswirkungen
der Schutzmaßnahmen auf die Produktivität (Gewichtsentwicklung) und das
Wohlbefinden (Abwehrverhalten und Befallsintensität mit Musciden) der Kälber
wurden bei den Untersuchungen ebenfalls berücksichtigt. Das eingesetzte
insektizidbehandelte Netz war ein Polyesternetz mit einer Maschenweite von 1,6
x 1,7mm, das verkapseltes Deltamethrin mit einem Ausgangsgehalt von 115mg/m2
Netz enthielt. Bei den zwei untersuchten unbehandelten Netzen handelte es sich
um schwarze Maschenware aus Polyethylen mit einer unregelmäßigen Maschenweite
von 0,7 bis 1,2mm sowie um ein olivfarbenes Textilgewebe mit einer
gleichmäßigen Maschenweite von weniger als 1mm. Die unbehandelten Netze
zeigten keine nachhaltige Reduktion von Gnitzen und Lästlingsinsekten in den
geschützten Versuchseinheiten. Allerdings konnte in der mit dem zweiten
unbehandelten Netz (Maschenweite unter 1mm) geschützten Einheit (Netzzaun mit
einer Höhe von 1,80m) signifikant weniger Abwehrbewegungen der Kälber
festgestellt werden. Mit dem insektizidbehandelten Netz konnte in der
teilvernetzten Versuchseinheit eine signifikante Reduktion (p=0,001) der
Gnitzen von durchschnittlich 73,6% im Vergleich zur Kontrolle erzielt werden.
Entgegen der Erwartungen wurden in der komplett vernetzten Versuchseinheit
aber die meisten Gnitzen (47,7%) vom Gesamtfang aller Versuchseinheiten
gefangen. Allerdings konnte in dieser Versuchseinheit ein deutlicher Effekt
auf Musciden beobachtet werden, der gefangene Fliegenanteil lag nur bei 6,5%
vom Gesamtfang. Des Weiteren zeigte sich hier auch ein signifikant (p<0,0001)
geringerer Befall der Kälber mit Musciden. Ein signifikanter Einfluss der
Vernetzung auf die ermittelte Gewichtszunahme der Kälber konnte weder beim
insektizdbehandelten noch bei den unbehandelten Netzen nachgewiesen werden. In
einem zweiten Versuch (August bis Oktober 2009) wurde das insektizidbehandelte
Netz zum Schutz eines Milchviehstalls (Interventionsstall) eingesetzt. Der
gesamte Stall wurde bis auf zwei Zufahrtswege durch einen 2,20m hohen,
freistehenden Netzzaun umzäunt. Ein zweiter baugleicher und parallel
ausgerichteter Stall blieb unvernetzt und diente als Kontrolle. In beiden
Ställen wurde an den gleichen Positionen jeweils drei UV-Lichtfallen zum Fang
von Gnitzen und zwei insektizidfreie Fliegenklebstofffallen zum Fang von
Musciden aufgehängt. Mit der gewählten Vernetzung konnte über die gesamte
Beobachtungszeit hinweg ein nachhaltiger Effekt auf die Gnitzen- und
Fliegenfangzahlen erzielt werden. Die signifikante Reduktion der Gnitzen im
Interventions- gegenüber dem Kontrollstall betrug durchschnittlich 41,9%
(p=0,0391), die der Musciden durchschnittlich 77,2% (p=0,0039). Für die
Erhebung der Gnitzenabundanz am Standort Lögow wurden über den gesamten
Versuchszeitraum (Juni bis Oktober 2009) vier UV-Licht Insektenfallen im
Umfeld der Versuchseinheiten und Milchviehstallungen in- und außerhalb des
Betriebsgeländes installiert. Über die gesamte Versuchsdauer des
entomologischen Monitorings von Anfang Juni bis Ende Oktober 2009 blieben die
Fangzahlen in den Fallen im Außenbereich und in den Versuchseinheiten sowie
später in den Stallanlagen sehr gering. Die höchsten Fangzahlen wurden
zwischen Ende Juni und Mitte Juli 2009 ermittelt. Die biozide Wirksamkeit des
insektizidbehandelten Netzes wurde vor der Ausbringung im Feld und im Verlauf
in monatlichen Abständen mittels sensibler Testinsekten (Musca domestica) im
Bioassay überprüft. Die Testbox war von innen mit der zu prüfenden Netzprobe
ausgekleidet. Nach einer Expositionszeit von 10 Sekunden wurden in genau
definierten Zeitabständen die Paralyseraten der Testinsekten dokumentiert. Zur
Beurteilung der insektiziden Wirkung diente der T50-Wert (Zeitpunkt, zu dem
50% der Testinsekten paralysiert sind). Im Fliegen-Bioassay zeigte das
insektizidbehandelte Netz eine gute und persistierende insektizide Wirksamkeit
über den gesamten Versuchszeitraum von 5 Monaten. Sogar nach einem Jahr im
Feld hatte sich der T50-Wert im Vergleich zum Ausgangswert (4min) lediglich
etwas mehr als verdoppelt (9min). Das insektizidbehandelte Netz ließ sich gut
verarbeiten und eignet sich durch seine Widerstandsfähigkeit gegenüber
Witterungseinflüssen (Wind) für einen Einsatz im Feld. Die gewählte
Maschenweite, die Insektizidkonzentration des untersuchten Netzes sowie die
Form der freistehenden Vernetzung haben sich ebenso als wirksam erwiesen.
Erneute Prüfungen dieses Netzes in Gebieten mit nachweislich höherer
Gnitzenabundanz sind erforderlich, um die bisherigen Ergebnisse zu bestätigen.
Gleichsam unterstreicht die bestehende Problematik von nachgewiesenen
Insektizidresistenzen bei Fliegen in Brandenburg sowie die bewiesene Aqua- und
Kaltblütertoxizität der Pyrethroide aber auch die Notwendigkeit der Prüfung
von insektizidfreien Netzen. Weiterführende Untersuchungen sollten darauf
abzielen, diese Netze auf der Grundlage der bisherigen Ergebnisse zu
optimieren.
de
dc.description.abstract
In August 2006, Bluetongue disease, a viral disease of domestic and wild
ruminants (originating from Africa), first occurred in the border triangle of
the Netherlands, Belgium and Germany and thus threatened the local livestock.
The objective of the present thesis was to assess the effectiveness of
untreated nets and nets treated with an insecticide in order to prevent biting
midges (Ceratopogonidae, Culidcoides spp.) known as the vector of the
Bluetongue virus and other pest insects (Muscidae spp.) from entering open
cattle pens. In summer/fall 2009, field research was undertaken on a dairy
cattle farm in Lögow in the district of Ostprignitz-Ruppin in the federal
state of Brandenburg. During a first trial (from June until August 2009), the
most effective net was identified in an experimental set up that was easy to
observe, and calf houses were chosen for this. Two testing groups out of three
testing units each were established to observe the effectiveness of both nets
one untreated and one treated with an insecticide respectively. One testing
unit consisted of five calf houses each furnished with one calf that was
reared in the enclosure for a period of three weeks being separated from its
mother immediately after being born. The testing units were protected with the
net, either completely (side walls and roof) or partly (fence at 1.8 meters
height). One testing unit was not protected to serve as a control group. The
level of effectiveness was observed by collecting target insects. One
ultraviolet light trap (Biogents Sentinel® UV light trap) was installed in the
centre of each testing unit. The traps were activated during three intervals
between Sunday and Monday from 5 p.m. until 9 a.m. the following day. Towards
the end of this first trial, insecticide-free glue traps (Glue-Fly Ribbon
Traps® Eurofarm, Bützberg, Switzerland) were set up in each of the testing
units. The impact of these protective measures towards productivity
(development of weight) as well as the general well-being of the calves
(defense mechanisms and fly infestation intensity) was also taken into account
during the observations. The insecticide-treated net was made of polyester
with a mesh size of 1.6 x 1.7mm and contained encapsulated deltamethrin at an
initial concentration of 115mg/m². The two types of untreated nets used in
this study were one black fabric made of polyethylene with an irregular mesh
size of 0.7 to 1.2mm and one olive-colored texture with a regular mesh size of
less than 1mm. The untreated nets did not lead to a sustainable reduction of
biting midges and other pest insects in the protected testing units. However,
the second type of untreated net (mesh size less than 1 mm) resulted in a
significant decline in defense mechanisms of the calves in the testing unit
that was protected by the netting fence at 1.80 m height. In the testing unit
that was partly protected with the insecticide-treated net, a significant
reduction at an average of 73.6% (p=0.001) of biting midges was observed
compared to the control group. Against all expectations, most of the biting
midges (47.7% of the total number of insects collected from all testing units)
were found in the testing unit that was completelysurrounded by nets. Yet, in
the same testing unit a considerable effect on pest insects in general was
observed. The ratio of flies was only 6.5% of the total number of collected
flies. Furthermore, a significantly smaller (p<0.0001) infestation of the
calves with flies was recorded. It was not verified that the protection with
neither treated nor untreated nets had an impact on the calves’ development of
weights. During a second trial (from August until October 2009) the
insecticide-treated net was set up for the protection of dairy cattle in a
stable (intervention group). The entire building excluding two access roads
was equipped with a free-standing netting fence at 2.20m height. Another
stable that was identical in construction and aligned parallel to the
intervention stable remained without netting and served as control group. In
both pens, three UV light traps were installed in the same position to collect
biting midges, and two insecticide-free glue traps were set up to catch pest
insects (Muscidae spp.) During the entire observation period, a sustainable
effect on the number of biting midges and flies could be examined. The
significant reduction of biting midges in the intervention group compared to
the control group was at 41.9% (p=0.0391), the reduction of flies on average
77.2% (p=0.0039). From June until October 2009, four UV light traps were set
up in the close vicinity of the testing units and cattle stables in and
outside of the farm premises to monitor the abundance of biting midges at the
location Lögow. For the duration of entomologic monitoring from the beginning
of June until the end of October 2009, the number of insects caught in the
traps outdoors and inside the testing units as well as later in the stables
was very small. The highest abundance was examined at the end of June until
mid of July 2009. The biocidal effectiveness of the insecticide-treated net
was frequently tested in bioassays by using sensitive strains of laboratory
insects (Musca domestica) once before the installation of the nets in the
field and subsequently on a monthly basis. The interior of the testing box was
covered with a sample of the net. After a 10-second exposure, the paralysis
rate of the testing insects was recorded in pre-defined time intervals. The
T50 value (the point of time when 50% of the testing insects are paralyzed)
was used to evaluate the effectivenes of the insecticide. The fly bioassay
showed sound and persistent insecticide effectiveness during the entire
testing period of five months. Even after one year in the field, the T50 has
slightly more than doubled (9min) compared to the initial T50 (4min). The
insecticide-treated net was easy to handle and due to its durability towards
weather conditions (wind) it is considered suitable for the field. The chosen
mesh size, the insecticide concentration of the examined net as well as the
way of installation (free-standing) proved to be effective. Continuous
monitoring of the effectiveness of the net in regions with a demonstrably
higher abundance of biting midges is necessary to confirm the results that
have been achieved up to now. At the same time, the obvious problem of
detected and proven insecticide resistance on many cattle farms underlines the
necessity of research on insecticide-free nets to fight vectors. Further
research should focus on the optimization of these nets on the basis of the
results that have been gathered so far.
en
dc.format.extent
XI, 153 S.
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Musca domestica
dc.subject
disease vectors
dc.subject
insect control
dc.subject
vector control
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Zur Wirksamkeit unterschiedlicher Netzprototypen zum Schutz von Milchvieh und
Kälbern vor Überträgern (Gnitzen, Culicoides spp.) der Blauzungenkrankheit und
anderen Lästlingsinsekten
dc.contributor.firstReferee
PD Dr. Peter-Henning Clausen
dc.contributor.furtherReferee
PD Dr. Franz Josef Conraths
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Kurt-Johannes Peters
dc.date.accepted
2011-10-19
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000034525-7
dc.title.translated
The effectiveness of various net protototypes for the protection of dairy
cattle and calves from vectors of the Bluetongue disease (biting midges,
culicoides spp.) and other pest insects
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000034525
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag
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FUDISS_derivate_000000010284
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