Hintergrund: Der Anteil der älteren Bevölkerung nimmt stetig zu. Damit einhergehend steigt die Morbidität. Altersbedingte, häufig chronisch verlaufende Erkrankungen führen zu einer Zunahme der Pflegebedürftigkeit. Die Haut als das menschlich größte Organ ist ebenfalls von altersbedingten Um- und Abbauprozessen betroffen. Physiologische Veränderungen der Haut im Alter führen häufig zu trockener Haut und zu einer erhöhten Vulnerabilität gegenüber einer Vielzahl von Einflüssen. Methode: Die vorliegende Dissertation untersuchte anhand von vier Teilprojekten, wie viele Menschen in institutionellen Settings von Hauttrockenheit (Xerosis cutis) betroffen waren, wie eine „gesunde“ Hautbarriere in Bezug auf den Parameter Transepidermaler Wasserverlust (TEWL) zu definieren ist, ob sich dieser Parameter im Alter verändert, welche Hautpflegestrategien in der täglichen Pflegepraxis angewendet werden, welche Einstellungen Pflegende zum Thema Hautpflege haben sowie die empirische Evidenz, um Empfehlungen für die Praxis ableiten zu können. Mit Hilfe einer multizentrischen, deskriptiven Querschnittsstudie wurde 2014 in deutschen Krankenhäusern und Pflegeheimen eine Erhebung durchgeführt, die unter anderem die Prävalenz von Hauttrockenheit bei Patienten und Pflegeheimbewohnern evaluierte. Die Untersuchung des Parameters TEWL wurde mittels einer systematischen Übersichtsarbeit und Meta-Analyse durchgeführt. Eingeschlossen wurden alle Primärstudien, die Baseline-, Kontroll- oder andere Messungen an gesunden Erwachsenen ohne Intervention durchführten. Mit Hilfe einer deskriptiven Studie an der Charité - Universitätsmedizin Berlin wurde untersucht, welche Hautpflegestrategien in der Praxis angewendet werden, und welche Einstellungen Pflegende haben. Zur Erfassung der empirischen Evidenz zum Nutzen von präventiven Hautpflegeinterventionen zum Erhalt und zur Stärkung der Integrität der Haut und der Funktion der Hautbarriere im Alter, wurde eine systematische Übersichtsarbeit angefertigt. Ergebnisse: Fast die Hälfte aller untersuchten Krankenhauspatienten und Pflegeheimbewohner hatten Anzeichen von Hauttrockenheit. Die Beine und Füße waren am häufigsten betroffen. Die stärksten Prädiktoren für das Auftreten von Hauttrockenheit waren höheres Lebensalter, Pruritus, onkologische und muskuloskeletale Erkrankungen und Abhängigkeit von der Hautpflege. Der Parameter TEWL zeigte intraindividuelle Differenzen in Abhängigkeit von der Körperstelle. In der Altersgruppe ab 65 Jahren waren die TEWL-Werte niedriger als in der jüngeren Altersgruppe. Es gab keine standardisierten Hautpflegestrategien auf den untersuchten Stationen. Die Auswahl und Anwendung von Hautpflegeprodukten schien stark von individuellen Präferenzen und persönlichen Erfahrungen der Pflegenden abzuhängen. Internationale Evidenz zu Empfehlungen von Hautpflegestrategien und Produkten ist selten vorhanden. Abgeleitete Empfehlungen dienten als Grundlage zur Entwicklung eines klinischen Hautpflege-Algorithmus. Schlussfolgerungen: Hauttrockenheit tritt im institutionellen Pflegesetting häufig auf. TEWL als Parameter zur Charakterisierung einer gesunden Hautbarriere ist schwer zu interpretieren, da ein niedriger Wert nicht zwangsläufig für eine gesunde Hautbarriere beim Älteren steht. Zum Thema Hautpflege bestehen Wissenslücken bei den Pflegenden. Der entwickelte Algorithmus dient als Hilfestellung und muss implementiert werden.
Background: The world´s population is aging. The occurrence of aging associated chronic diseases also increases and often results in care dependency. The skin as the largest organ of the human body is also affected by age-related remodeling and degradation processes. Physiological skin alterations can lead to skin dryness and an increased vulnerability. Method: The present dissertation was split in four projects. It investigated how many patients are affected by dry skin in institutional care settings, how a healthy skin barrier can be defined in terms to the skin barrier parameter Transepidermal Water Loss (TEWL) and if this parameter changes during aging. It was further investigated which skin care strategies are applied in an institutional hospital setting. In addition, systematic searches for international evidence-based skin care interventions were performed for developing skin care recommendations. The prevalence of skin dryness was measured as part of an annual multicentre descriptive cross-sectional study. A systematic review and meta-analyses covering primary studies which investigated baseline and control measurements of TEWL in healthy adult humans without applying any interventions was conducted. A descriptive study was conducted at the Charité - Universitätsmedizin Berlin to evaluate skin care practices and beliefs of nurses in a clinical setting. Systematic literature reviews were conducted to synthesize empirical evidence about the efficacy and effectiveness of basic skin care interventions for maintaining skin integrity. Results: Nearly half of all hospital patients and residents were affected by skin dryness. The skin of feet and legs were most often affected by dry skin. The strongest predictors for the occurrence of skin dryness were age, pruritus, oncological and musculoskeletal diseases and skin care dependency. TEWL showed large intraindividual differences between skin areas. TEWL in 65-year and older individuals seems to be generally lower compared to middle aged individuals. Standardized skin care interventions were not available at the investigated wards of the Charité. Selection and application of skin care products appeared to depend on personal beliefs and preferences of care givers. International evidence for recommendations of skin care strategies and products was rare. Based on the international literature review a clinical skin care algorithm was developed. Conclusion: Skin dryness often occurs in hospitals and long-term care. TEWL as a parameter to define a healthy skin barrier is difficult to interpret. A lower TEWL cannot be interpreted as healthy skin barrier as a low TEWL does not stand for healthy barrier function in elderly. Nurses have knowledge gaps regarding skin care. Therefore the clinical algorithm can fill this gaps and after implementation it can serve as guidance.