Die zunehmende Übernahme von Verantwortung für die frühe Entwicklung von Kindern durch die staatliche Gemeinschaft führt zu einer öffentlichen und fachlichen Diskussion der notwendigen Qualität von Aus- und Weiterbildungen für diesen Tätigkeitsbereich. Hierfür fehlen jedoch weitgehend empirische Grundlagen. Drei Sichtweisen von beruflicher Entwicklung für die Tätigkeit mit Kleinkindern und ihren Eltern werden kontrastiert. Erstens das Modell grundständiger Qualifikation kombiniert mit Zusatzqualifikationen, zweitens die Entwicklung allgemeiner Kompetenz und schließlich die Entwicklung spezifischer Expertise. Die Bedeutung von Erfahrung und Wissen für die beruf- liche Entwicklung in der Tätigkeit mit Kleinkindern und ihren Eltern werden ebenfalls erör-tert. In zwei aufeinander aufbauenden Fragebogenstudien mit Messwiederholung zu bundesweit durchgeführten Seminar¬reihen der Erwachsenenbildung (EPB; mehrere Module über ca. ein Jahr) wurden die Teilnehmer um die Selbst¬ein¬schätzung ihrer Kenntnisse zur Beratung von Eltern mit Kleinkindern und Säuglingen gebeten. Eine Vorstudie (2002 bis 2003; drei Messzeitpunkte; N=101) ermittelte zwei Indikatoren zur Vorhersage der Kenntniseinschätzungen: das Alter der Kinder, mit denen gearbeitet wurde, und die Selbsteinschätzung der Kompetenz. Die Selbsteinschätzungen der Eingangskenntnisse unterschieden sich zwischen verschiedenen Berufsgruppen, -disziplinen oder Institutionsfor-men, in denen die Teilnehmer tätig waren, nicht bedeutsam. Die quasiexperimentelle Hauptstudie (ab 2007; vier Messzeitpunkte; Treatment- N=125; Kontrollgruppe N=101) optimierte die Messinstrumente der Vorstudie und erweiterte sie durch deklarative, assoziative und prozedurale Wissens- und direkte Kompetenzfragen. Zu-sätzlich wurden durch die Referentinnen externe Ein¬schätzungen der Kenntnisse und Kompe-tenz vorgenommen. Selbst- und Fremdeinschätzung zeigten keinerlei Zusammenhang. Die Selbsteinschätzungen wiesen individuell sehr unterschiedliche Bezugsmaßstäbe auf und fielen im Vergleich zum deklarativen Wissen und der Fremdeinschätzung durchschnittlich überhöht aus. Die Frem- deinschätzungen der Kompetenz der Teilnehmer zeigten Übereinstimmungen, verwiesen aber auf die Notwendigkeit eines Beurteilungstrainings der Referentinnen. Besonders das prozedurale Wissen erwies sich für die Kenntniseinschätzungen als vorhersa-gekräftig. Als ebenfalls bedeutsam zeigte sich die Selbsteinschätzung des Erfahrungsumfangs mit Entwicklungsabschnitten von Kindern. Schließlich nahm die Teilnahme an entwicklungs-psychologischen Weiterbildungen Einfluss auf die Kenntniseinschätzung. Die Dauer der Be- rufserfahrung oder die Erfahrung als Mutter/Vater waren dagegen unbedeutsam. Die Teilnahme an der Seminarreihe führte nicht nur zur Kenntniszunahme, sondern auch zu zwei Einstellungsänderungen: zur Art des Zusammenwirkens mit den Eltern und zur Wichtig-keit von Bindung für die Entwicklung von Kindern. Diese Veränderung wird diskrepanztheo-retisch erklärt. Insgesamt betrachtet belegen die Ergebnisse, dass die Sicht beruflicher Entwicklung als Bil-dung spezifischer Expertise für die Tätigkeit mit Kleinkindern und ihren Eltern am besten geeignet ist.
The German state community is increasingly accepting responsibility for the early development of children. This results in a public and professional discussion of the necessary quality of professional education and training in that sector. So far, this discussion is largely lacking empirical foundations. Three views of professional development for the work with young children and their parents are contrasted. Firstly the model of a basic qualification combined with further qualifications, secondly the development of general competence and finally the development of specific expertise. The significance of experience and knowledge for professional development in the work with young children and their parents is also discussed. Two questionnaire studies with repeated measurements were conducted along with a seminar series of adult education (EPB; several modules over about a year). They built on each other and were nationwide. The participants were asked to self-assess their knowledge of counseling of parents with small children and babies. A preliminary study (2002 to 2003; three points of measurement, N=101) identified two indicators to predict the self-assessments of knowledge: the age of the children they worked with and their self-assessments of competence. There appeared to be no significant differences in the self-assessments between various professions, professional disciplines or types of institutions in which the participants worked. The quasi-experimental main study (started 2007; four points of measurement; treatment group N=125, control group N=101) optimized the measurement instruments of the preliminary study and expanded them by declarative, associative and procedural knowledge questions and direct questions on competence. In addition, the seminar instructors made external assessments of the participants´ knowledge and competence. Self and external assessments showed no correlation. The self-assessments referred to individually very different frames of reference and were, compared to the measurements of declarative knowledge and external assessments, on average inflated. The assessments of the participants´ competence by the seminar instructors showed reliability but also pointed to the need of assessment training for the instructors. The procedural knowledge proved to be particularly useful as predictor of the self-assessment of knowledge. In addition, the self-assessment of the amount of experience with different developmental stages of the development of young children proved to be predictive as well. And last but not least the participation in a further education course on developmental psychology proved to have predictive strength. In contrast the duration of professional practice or the experience as a mother/father showed no influence on the self-assessments. The participation in the seminar series result not only in a gain of knowledge but also in two changes of attitude: the way how to cooperate with parents and the importance seen in attachment for the development of children. These changes are interpreted by theories of cognitive discrepancy. Overall, the results show that the view of professional development as building a specific expertise for the work with young children and their parents is the most suitable.